Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
er nicht werden, denn jeder wusste, worum es ging.
„Weil Viscount Darton dringend darum gebeten hat, dass wir alle zu Hause bleiben“, antwortete sie daher zögernd.
„Aber warum?“, insistierte ihre Tochter.
„Ich nehme an, weil er uns besuchen möchte und uns womöglich nicht findet, wenn wir uns draußen herumtreiben“, flunkerte sie, um die Kinder nicht zu beunruhigen.
„Wir waren die ganze Zeit hier, und er ist nicht gekommen“, warf Julia ein. „Es ist doch immer dasselbe mit Papa, er macht Versprechungen, die er nicht hält. Ohne Zweifel befindet er sich gerade in angenehmerer Gesellschaft.“
„Oh, Julia, so etwas solltest du nicht sagen. Dein Vater will immer nur das Beste für dich. Und gestern hast du doch einen schönen Tag verlebt, oder nicht?“
„Ach, er hat diesen Ausflug mit uns nur deshalb gemacht, um seinen Freund zu treffen.“
„Ich glaube nicht, dass sie verabredet waren. Beide schienen überrascht, einander zu sehen. Du solltest deinem Vater mehr vertrauen, Julia.“
„Das werde ich, wenn er es verdient hat. Gestern bat ich ihn, mir Ebony, mein Pferd, nach Parson’s End zu bringen. Wenn er mir den Gefallen tut, weiß ich, dass ich mich zukünftig wieder auf ihn verlassen kann. Aber heute wird er uns ganz bestimmt nicht mehr besuchen kommen.“ Julia seufzte tief. „Ich möchte wetten, er reitet gerade mit Ivor aus und genießt es, über den Strand zu galoppieren – was ich selbst am liebsten täte.“
„Du weißt, dass er nicht ausreiten kann. Ivor steht bei uns im Stall“, rief Charlotte dem Mädchen in Erinnerung.
„Können wir nicht Verstecken spielen?“, fragte Frances, die gerne die Rolle der Friedensstifterin übernahm. „Das wäre für uns alle bestimmt ein großes Vergnügen.“
Frances durfte sich als Erste verstecken, und sie war bald gefunden – in der Vorratskammer. Dann versteckte sich Elizabeth, die ebenfalls in kürzester Zeit entdeckt wurde. Dann war Julia an der Reihe, und Charlotte und die Mädchen begannen mit der Suche. Nachdem sie eine Weile durch die Zimmer und Flure gestreift waren, wurde Charlotte unruhig und verließ das Haus; Julia hatte sich doch nicht etwa draußen versteckt, obwohl es ihr untersagt worden war?
Jenkins arbeitete in seinem Garten, als Charlotte zu ihm stieß, aber auch er hatte das Mädchen nicht gesehen. Der Zufall wollte es, dass just in dem Moment die Linse des Teleskops auf der Turmplattform von der Sonne erfasst wurde und aufblitzte. Jemand musste dort oben sein und das Gerät bedienen.
Eilig hastete Charlotte zurück ins Haus und die Wendeltreppe hinauf, um wenig später vor ihrem ungehorsamen Zögling zu stehen. „Julia, was machst du hier oben? Du weißt genau, dass Captain MacArthur uns verboten hat, die Plattform zu betreten.“
Das Mädchen ließ sich nicht stören und schaute weiterhin durch das Fernrohr. „Vielleicht entdecke ich Papa irgendwo da unten.“
„Julia, er wird uns ganz gewiss besuchen kommen.“
„Man kann sogar die Schiffe ganz weit draußen am Horizont erkennen“, schwärmte Julia, ohne auf Charlottes Bemerkung einzugehen. „Ob Papa am Strand ist?“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn er dort wäre, hätte er uns vorher besucht. Komm jetzt, Julia. Ich habe Captain MacArthur versprochen, niemanden auf die Plattform gehen zu lassen.“
Mit hängenden Schultern stieg das Mädchen die Treppe hinunter, während Charlotte sorgfältig die Tür verschloss und ihr folgte. Sie musste Julia recht geben: Heute würde der Viscount nicht mehr bei ihnen erscheinen. Dabei hatte er angedeutet, er werde sie besuchen. Ob er gerade wieder am Spieltisch sitzt?, fragte sie sich und seufzte leise. Es war in der Tat höchste Zeit, dass sie sich aussprachen und die Missverständnisse, die zwischen ihnen lagen, aus dem Weg räumten.
Lord Darton war es leid, Karten zu spielen; er wollte lieber bei Charlotte und den Mädchen sein und ihnen Gesellschaft leisten, doch solange er nichts Näheres über die Pläne für die kommende Nacht in Erfahrung gebracht hatte, wagte er Easterley Manor nicht zu verlassen. Sir Cecil hatte seine Schulden wie erwartet gemehrt, betonte jedoch, bereits morgen früh stünde ihm einen ausreichende Summe zur Verfügung, um seine Spielpartner zufriedenzustellen. Auf eine Gelegenheit wie diese hatte der Viscount gewartet: Jetzt oder nie musste er die Männer dazu bringen, ihn in ihr Vorhaben einzuweihen. Also erkundigte er sich möglichst beiläufig, wo Cecil denn zu so
Weitere Kostenlose Bücher