Erfuellt
Finlay hat sie mit einer Pistole verscheucht. Nicht schlecht, oder? Und jetzt ist Woods natürlich noch gluckenhafter als vorher und vergeht förmlich vor Sorge.«
Tripp schwieg einen Moment lang. Ich ließ ihn das Gesagte erst einmal verdauen.
»Verdammt. Blaire hat eine Waffe?«
Ich lachte auf. Das war seine Antwort?!
»Sorry. Darum ging es wahrscheinlich nicht. Aber, verflucht noch mal, ich kann mir diese süße Blondine einfach nicht mit einer Knarre vorstellen!«
»Ja, es war schon ein ziemlicher Schock«, antwortete ich, während ich zusah, wie das Wasser ans Ufer brandete.
»Jace sagt, sie käme aus Alabama. Vielleicht habe ich mich bis jetzt immer in den falschen Bundesstaaten nach einer Frau umgesehen. Sollte demnächst mal das gute alte Alabama ausprobieren.«
Tripp schaffte es immer, mich zum Lachen zu bringen, und einen Moment lang vergaß ich sogar, dass meine Brust höllisch wehtat.
»Danke«, sagte ich.
»Wofür?«
»Dass du mich zum Lachen bringst«, erwiderte ich.
»Immer wieder gern.«
Einen Moment lang sagten wir nichts mehr.
»Wo bist du jetzt?«, fragte ich, weil ich wusste, dass er sich gerade auf einem Roadtrip befand.
»In South Carolina, in Myrtle Beach. Gefällt mir ziemlich gut hier.«
»Mit Stränden hast du es, was?«
»Ja, da fühle ich mich irgendwie zu Hause.«
»Wirst du denn je zurückkommen und bleiben?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
Er antwortete nicht sofort. Ich fragte mich wirklich, was ihn davon abhielt, wieder nach Rosemary zu kommen. Es gab da eindeutig ein Geheimnis, das er mir nicht verriet.
»Das bezweifle ich«, antwortete er schließlich stockend.
»Ich glaube auch nicht, dass ich hierbleiben kann.« Zum ersten Mal sprach ich diesen Gedanken laut aus.
»Warum?«
»Ach, weil es einfach nicht funktioniert. Ich halte Woods doch nur zurück. Mit mir wird und wird es nicht besser. Meine Probleme werden sich nicht plötzlich in Luft auflösen, und er hat was Besseres verdient. Jemanden, der stark ist und ihm zur Seite steht.«
»Er will dich , Della.«
»Manchmal ist das, was wir wollen, aber nicht das Beste für uns«, antwortete ich.
»Ja. Das weiß ich nur zu gut«, sagte er leise. »Aber wenn du ihn verlässt, wird er daran zerbrechen.«
Und ich auch. Aber ich liebte ihn zu sehr, um seine Zukunft zu zerstören. »Seine Wunden werden heilen, und irgendwann wird ihm die Frau begegnen, die ihm alles gibt, was er braucht. Und er wird froh sein, dass er nicht den Fehler gemacht hat, bei mir zu bleiben.«
»Sag so was nicht. Du bist kein Fehler. Du unterschätzt deinen Wert total! Woods ist doch glücklich mit dir.«
»Noch«, entgegnete ich.
Tripp seufzte. Ich ging ihm mit dem Thema zwar auf die Nerven, aber im Grunde stimmte er mir sicher zu.
»Wenn der Punkt gekommen ist, an dem du wirklich wegwillst – dann ruf mich an. Zieh das nicht alleine durch.«
»Okay. Danke.«
Wenn ich ihn brauchte, würde ich ihn anrufen. Er war nicht abhängig von mir. Seine Gedanken und Handlungen wurden nicht von der Sorge um mich beherrscht. Ja, ich konnte mit Tripp umherreisen, ohne seine Zukunft zu gefährden. Zumindest bis ich gefestigt genug war, um allein zu leben.
»Aber erst mal solltest du mit Woods darüber reden. Du kannst ihn da nicht raushalten.«
Ich war mir nicht sicher, ob das überhaupt möglich war. Er würde mir wahrscheinlich nicht einmal zuhören.
»Okay«, antwortete ich widerstrebend.
Ich stieg aus dem Wagen und winkte Bethy, die in ihrem Golf Cart zum 15. Loch fuhr. Sie war ein Cart Girl im Kerrington Country Club. So hatte sie damals auch Jace kennengelernt. Er war ebenfalls Clubmitglied, und ich hatte mehr als einmal mitbekommen, wie sie darüber diskutiert hatten, ob sie weiter hier arbeiten sollte oder nicht. Er konnte es nicht ausstehen, sie auf dem Golfplatz mit den anderen Männern flirten zu sehen – eben so, wie sie das früher gemacht hatten. Sie aber hatte sich geweigert, ihre Arbeit aufzugeben, nur weil sie jetzt mit ihm zusammen war. Und ich war mir ziemlich sicher, dass er diesen Entschluss insgeheim bewunderte.
Nachdem ich den Anruf mit Tripp beendet hatte, hatte ich erst einmal eine ganze Weile nachdenklich dagesessen. Woods brauchte dringend Unterstützung, und ich brachte nichts anderes zustande, als wegen meines nicht vorhandenen Jobs herumzunölen und eine Last für ihn zu sein. Ich hatte doch wohl eigentlich mehr auf dem Kasten. Warum sollte ich ihm denn nicht helfen können, vielleicht sogar im Club? Auf
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