Erfuellt
erkundigte sich Blaire.
»Ich würde sagen, es war eine Kombination aus deiner Knarre und ihrer Angst vor dem, was Woods mit ihr anstellen würde, sobald er davon erfährt. Sie ist noch in derselben Nacht verschwunden, und wir haben seitdem auch keinen Mucks mehr von ihr gehört. Mrs Kerrington ist darüber nicht gerade erfreut und nimmt Woods das Ganze sehr übel. Sie gibt ihm die Schuld an Angelinas Flucht.«
»Du kannst ihr gern ausrichten, dass ich dafür verantwortlich bin«, sagte Blaire unschuldig lächelnd.
»Danke, aber das wird wahrscheinlich auch nichts bringen. Sie kann einfach nichts mit mir anfangen und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass Woods und die reizende Angelina ein Paar werden.«
Blaire seufzte. »Kenne ich irgendwoher. Meine Stiefmutter hasst mich so sehr, dass sie noch nicht einmal ihr einziges Enkelkind kennengelernt hat.«
Blaire war wunderschön und selbstbewusst. Sie musste sich auch nicht mit irgendwelchen psychischen Erkrankungen herumschlagen; man hätte also eigentlich meinen können, dass ihre Schwiegermutter sie liebte. Aber für Rushs Mutter verkörperte sie eben etwas, das nie verschwinden würde. Es hatte irgendetwas mit der dunklen Vergangenheit zu tun, die sie mit Blaires Dad teilte.
»Ich habe gehört, dass Rushs Dad letzte Woche in Rosemary war und Nate besucht hat«, sagte ich, weil ich mich daran erinnerte, wie der gesamte Club nonstop darüber gesprochen hatte, dass der Drummer von Slacker Demon in der Stadt war. Genau wie seine Band war er eine richtige Legende.
»Ja, stimmt. Dean ist ein ganz wundervoller Großvater, auch wenn es ein etwas unwirkliches Gefühl ist, zu sehen, wie er Nate knuddelt und dazu singt. Na, Nate vergöttert seinen Granddad jedenfalls. Und ich beobachte wahnsinnig gern Rushs Gesicht, wenn er seinen Dad zusammen mit seinem Sohn erlebt. Bringt mich jedes Mal fast zum Heulen.«
»Ich kann mir vorstellen, dass das ein ganz besonderes Gefühl ist«, erwiderte ich. Ich hatte nun mal keine Eltern, die jemals meine Kinder kennenlernen würden – von denen ich ja noch nicht einmal wusste, ob ich sie je haben würde. Dazu müsste ich mich ja erst einmal dazu in der Lage fühlen, Mutter zu sein.
M eine Mutter trieb mich langsam, aber sicher in den Wahnsinn. Schön, sie war schrecklich einsam. Das verstand ich ja. Seit Angelina weg war, verbrachte sie den größten Teil ihrer Zeit allein, und das hatte ihr noch nie sonderlich gutgetan. Zu Beginn der Woche hatte ich sie im Club mit ein paar Freunden Tennis spielen sehen. Vor ihnen hatte sie die perfekte Show abgezogen und so getan, als wäre sie wahnsinnig stolz auf mich. Aber ich wusste, dass sie immer noch sauer auf mich war. Diese Theaternummer kannte ich schon mein Leben lang.
Ich hatte Della in mein Büro geschickt, um ein paar Unterlagen zu sortieren, die eigentlich bereits geordnet waren. Aber ich wollte nicht, dass sie meiner Mutter über den Weg lief. Leider war ich mir nämlich ganz und gar nicht sicher, ob sie das mit dem schönen Schein auch bei Della hinkriegen würde und überzeugend Zuneigung vortäuschen könnte. Vermutlich nicht. Und ich wollte auf keinen Fall, dass Della verletzt oder in Verlegenheit gebracht wurde.
Die restliche Crew vergötterte Della. Sobald sie auftauchte, wurde plötzlich jeder fröhlicher und netter. Keiner wollte sie enttäuschen. Und was auch immer einen Augenblick zuvor schiefgegangen war, wurde sofort in Ordnung gebracht. Das half mir wahnsinnig. Gut, es fiel mir nicht leicht, mit meiner Eifersucht auf all die männlichen Teammitglieder umzugehen, die sich ihretwegen ein Bein ausrissen und sie immer zum Lächeln bringen wollten. Andererseits – wie sollte es auch anders sein? Ich konnte ihnen das nicht richtig übel nehmen, zumindest nicht, solange sie ihre Hände bei sich behielten.
»Wo ist Della?«, fragte Marco, unser Golf-Pro, als er ins Clubhaus kam.
»Wozu brauchst du sie denn?«, fragte ich und rief mir schnell wieder in Erinnerung, dass der Mann glücklich verheiratet war.
»Ach, sie wollte für die kommende Woche einen Ersatz für mich suchen. Da leiten sie bei Jill die Wehen ein, und ich will in der ersten Woche unbedingt bei ihr und dem Kind sein.«
»Sie erledigt gerade was für mich. Ich werde mich erkundigen, ob sie schon eine Aushilfe für dich gefunden hat. Natürlich sollst du bei deiner Frau und dem Baby sein können, keine Sorge.«
»Vielen Dank, Mr Kerrington«, erwiderte Marco und nickte mir zu, ehe er sich ein
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