Erfuellt
sanft, öffnete die Tür der Duschkabine und trat heraus. Sie griff nach einem Handtuch und begann vorsichtig, mich trocken zu rubbeln. Und ich ließ es geschehen.
Als sie fertig war, wickelte sie das Handtuch um sich selbst und drückte einen Kuss auf meine Brust.
»Husch, husch ins Bett. Du musst schlafen«, befahl sie mir zärtlich.
Als sie sich umdrehte, griff ich nach ihrer Hand.
»Bitte, lass mich nicht allein!« Meine Worte klangen flehend. Überhaupt nicht wie ich selbst.
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Angst, mache ich nicht. Muss mich nur abtrocknen, ich bin in einer Minute bei dir«, versicherte sie mir.
»Ich warte hier«, sagte ich. Jetzt war ich derjenige, der Angst vor seinen Albträumen hatte. Ohne sie konnte ich mich ihnen nicht stellen.
»Okay, ich beeile mich«, sagte sie mit traurigem, schmerzerfülltem Gesicht. Rasch trocknete sie sich ab, wickelte ein Handtuch um ihren Kopf und ging zum Kleiderschrank. Als sie ihn öffnete und einen Slip herausholte, trat ich zu ihr.
»Nicht. Zieh dich nicht an.« Ich wollte sie so in den Armen halten, wie sie war. Versuchen, mit der Wärme ihres Körpers die Eiseskälte in meinem Inneren zu vertreiben. Della war der einzige Grund, aus dem ich noch am Leben war. Wenn es sie nicht gäbe, hätte ich Jace so lange gesucht, bis ich selbst ertrunken wäre.
»In Ordnung.«
Sie nahm meine Hand und führte mich hinüber zum Bett. Ich legte mich hin, und sie kletterte zu mir. Dann zog sie die Laken über uns. Wenn Rush nicht noch mal ins Wasser gekommen wäre, läge ich jetzt nicht hier. Ich umarmte Della fester.
Dann würde sie jetzt ohne mich hier liegen. Nein, darüber wollte ich nicht genauer nachdenken. Wie das wäre, wenn ich nicht mehr auf sie aufpassen, sie nicht mehr umarmen könnte. Wenn vor uns nicht mehr unsere gemeinsame Zukunft läge.
»Ich bin deinetwegen aus dem Wasser zurückgekommen.« Meine Stimme klang brüchig.
Sie sah mich an. »Ich danke dir.«
Mehr sagte ich nicht. Ich wusste auch nicht, was. Nach wenigen Minuten wurden meine Lider so schwer, dass ich die Augen nicht mehr offen halten konnte. Die zarte Hitze, die Dellas Haut ausströmte, gab mir den Trost, den ich zum Einschlafen brauchte.
Nachdem ich die Augen aufgeschlagen hatte, starrte ich erst einmal eine Weile an die Zimmerdecke. Es war bereits später Nachmittag. Dellas langsame, regelmäßige Atemzüge sagten mir, dass sie immer noch schlief. Ich hatte nicht schlecht geträumt. Gott sei Dank.
Die vergangene Nacht lief auch so ganz automatisch wieder und wieder wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Jace hatte Bethy einen Antrag machen wollen. Er hatte sich darauf gefreut. Wir waren doch eben noch alle zusammen gewesen, und alles war in bester Ordnung!
Dann hatte Bethy das einfach geändert. Hatte eine laue Sommernacht, die wir miteinander hatten genießen wollen, in einen Albtraum verwandelt, aus dem wir nie wieder erwachen würden und den wir bis ans Ende unserer Tage unzählige Male durchleben mussten. Nie würden wir die schreckliche Hilflosigkeit vergessen, die wir empfunden hatten, als klar war, dass Jace nicht zurückkehren würde und wir absolut machtlos waren.
Ich hatte mein Leben lang am Strand gewohnt. Und ich hatte mehr als eine Wasserleiche gesehen – aber nie eine, mit der ich in irgendeiner Art in Verbindung stand. Nie war es jemand gewesen, den ich liebte. Nie war es real gewesen.
Dieses Mal schon.
Della regte sich in meinen Armen, und ich umklammerte sie fester. Gerade war sie der Klebstoff, der mich noch irgendwie zusammenhielt. Ohne sie würde ich einfach in tausend Stücke zerbrechen.
Gestern Nacht hatte sie am Strand neben mir ausgeharrt. Hatte meine Hand gehalten und mich umschlungen, so fest sie nur konnte, als sie die Leiche fanden, abdeckten und schließlich fortbrachten. Wenn ich sie im Arm hielt, wusste ich, dass ich am Leben war. Nein, ich war nicht ertrunken. Sobald Della sich entfernte oder mich auch nur einen Augenblick lang allein ließ, befand ich mich sofort wieder unter dieser Welle und meinte fast, das Salzwasser zu schmecken. Wurde von der Strömung mitgerissen und konnte nichts dagegen tun …
»Woods?«, holte mich Dellas besorgte Stimme zurück in die Realität. Ich blinzelte und konzentrierte mich auf ihr Gesicht, so gut ich konnte.
»Hier bin ich«, sagte sie nur und strich mir das Haar aus der Stirn. Ich griff nach ihrem Gesicht. Gerade fühlte ich mich, als wären mir die Worte ausgegangen. Über die Geschehnisse
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