Erfuellung
unterkriegen.«
»Sie werden das schon schaffen«, sagte er noch, kurz bevor ich neben meiner Mutter im Fond verschwand. In dieser Hinsicht klang er erheblich überzeugter, als ich es war.
Die ersten Minuten herrschte ein unangenehmes Schweigen beim Essen. Strahlendes Sonnenlicht strömte in das New-American-Bistro, das meine Mom ausgesucht hatte, was die beklemmende Stimmung zwischen uns nur noch stärker zur Geltung brachte.
Ich wartete darauf, dass meine Mutter das Eis brach, da sie ja schließlich das Gespräch mit mir gesucht hatte. Ich hatte einiges zu sagen, musste aber erst wissen, welche Dinge ihr vor allem auf der Seele lagen. War es ihr wichtig, das Vertrauen wiederherzustellen, das sie zerstört hatte, indem sie heimlich meine Rolex verwanzt hatte? Oder wollte sie mit mir darüber sprechen, dass sie Stanton mit meinem Dad betrogen hatte?
»Das ist eine schöne Uhr«, sagte sie mit Blick auf mein Handgelenk.
»Danke.« Ich legte meine Hand schützend darüber. Diese Uhr war für mich unendlich kostbar und etwas sehr Persönliches. »Gideon hat sie mir gekauft.«
Sie sah mich entsetzt an. »Du hast ihm doch nicht von dem Peilsender erzählt, oder?«
»Ich erzähle ihm alles, Mom. Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
» Du vielleicht nicht. Aber was ist mit ihm?«
»Bei uns läuft’s super«, erklärte ich zuversichtlich. »Und es wird täglich besser.«
»Oh.« Sie nickte, und ihre kurzen Locken gerieten sanft ins Schwingen. »Das ist … wunderbar, Eva. Er wird gut für dich sorgen.«
»Das tut er bereits, und zwar auf genau die Weise, wie ich es brauche, und das hat überhaupt nichts mit seinem Geld zu tun.«
Die Lippen meiner Mutter wurden schmaler angesichts meines bitteren Tons. Sie vermied es seit jeher bewusst, die Stirn zu runzeln, um die Makellosigkeit ihrer Haut nicht zu gefährden. »Du solltest nicht vorschnell den Wert des Geldes unterschätzen, Eva. Du weißt nie, wann oder warum du es mal brauchst.«
Häufig verdrängter Ärger brodelte in mir hoch. Solange ich sie kannte, hatte für sie Geld an erster Stelle gestanden, gleichgültig wen sie mit ihrem Verhalten auch verletzte – wie etwa meinen Vater.
»Das tue ich auch nicht«, widersprach ich. »Ich lasse nur nicht zu, dass es mein Leben bestimmt. Und bevor du jetzt einwendest, ich hätte ja auch leicht reden – ich garantiere dir, dass ich Gideon nicht von der Seite weiche, auch wenn er jeden Cent verlieren sollte, den er besitzt.«
»Er ist viel zu clever, um alles zu verlieren«, erwiderte sie knapp. »Und mit ein wenig Glück wird dir nie etwas geschehen, das dich in finanzielle Schwierigkeiten bringt.«
Ich seufzte, da mir das Thema zum Hals heraushing. »In diesem Punkt werden wir uns einfach nie verstehen.«
Ihre perfekt manikürten Finger strichen über die Griffe des Bestecks. »Du bist so böse auf mich.«
»Begreifst du eigentlich, dass Dad dich liebt? Er liebt dich so sehr, er kommt nicht darüber hinweg. Ich glaube nicht, dass er jemals wieder heiraten wird. Er wird nie wieder dauerhaft eine Frau an seiner Seite haben, die sich um ihn kümmert.«
Sie schluckte schwer, und eine Träne rann ihr über die Wanne.
»Fang jetzt bloß nicht an zu heulen«, wies ich sie zurecht und beugte mich vor. »Hier geht es nicht um dich. Du bist hier nicht das Opfer.«
»Und deshalb darf ich keinen Schmerz empfinden?«, entgegnete sie mit einer Schärfe, die ich von ihr nicht kannte. »Darf ich etwa nicht weinen über ein gebrochenes Herz? Ich liebe deinen Vater auch. Ich würde alles dafür geben, ihn glücklich zu sehen.«
»Du liebst ihn nicht genug.«
»Alles, was ich getan habe, habe ich aus Liebe getan. Alles .« Sie lachte bitter. »Mein Gott … Ich frage mich, wie du es mit mir aushältst, wenn du eine so geringe Meinung von mir hast.«
»Du bist meine Mutter, und du hast mir immer zur Seite gestanden. Du wolltest mich immer nur beschützen, auch wenn du es mitunter falsch angepackt hast. Ich liebe euch beide, dich und Dad. Er ist ein guter Mensch, der es verdient hat, glücklich zu sein.«
Sie trank zittrig einen Schluck Wasser. »Wenn du nicht dabei herausgekommen wärst, dann würde ich wünschen, dein Vater und ich hätten uns nie kennengelernt. Das wäre für uns beide besser gewesen. Jetzt kann ich auch nichts mehr daran ändern.«
»Du könntest zu ihm gehen. Ihn glücklich machen. Du scheinst die einzige Frau zu sein, die dazu in der Lage wäre.«
»Das ist unmöglich«, flüsterte
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