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Erfuellung

Erfuellung

Titel: Erfuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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sie.
    »Warum? Weil er nicht reich ist?«
    »Ja.« Ihre Hand wanderte zu ihrer Kehle. »Weil er nicht reich ist.«
    Brutale Ehrlichkeit. Mein Herz wurde schwer. In ihren Augen lag ein trostloser Ausdruck, wie ich ihn noch nie darin gesehen hatte. Woher kam nur dieses verzweifelte Verlangen nach Geld bei ihr? Ob ich das je erfahren oder begreifen würde? »Aber du bist doch reich. Genügt das denn nicht?«
    Im Verlauf von drei Scheidungen hatte sie Millionen an persönlichem Vermögen angehäuft.
    »Nein.«
    Ich starrte sie ungläubig an.
    Sie wandte den Kopf ab, und der drei Karat schwere Diamantstecker in ihrem Ohr funkelte im Sonnenlicht in allen Farben des Regenbogens. »Das verstehst du nicht.«
    »Dann erklär es mir doch, Mom. Bitte.«
    Sie drehte sich wieder zu mir. »Vielleicht später einmal. Wenn du nicht so verärgert über mich bist.«
    Ich sank in den Stuhl zurück. Kopfschmerzen kündigten sich an. »Na prima. Ich bin verärgert, weil ich es nicht begreife, und du willst es mir nicht erklären, weil ich verärgert bin. Wir drehen uns im Kreis.«
    »Es tut mir leid, Liebling.« Sie sah mich flehend an. »Was geschehen ist zwischen deinem Vater und mir …«
    »Victor. Warum sprichst du nie seinen Namen aus?«
    Sie zuckte zusammen. »Wie lange willst du mich noch so quälen?«, fragte sie leise.
    »Ich will dich überhaupt nicht quälen. Ich kapier es bloß nicht.«
    Es war verrückt. Um uns herum herrschte fröhlich geschäftiges Treiben, und wir saßen hier und mühten uns mit diesem schmerzhaften privaten Mist ab. Mir wäre lieber gewesen, sie hätte mich zu sich eingeladen, in ihr und Stantons Zuhause. Aber vermutlich hatte sie absichtlich diesen öffentlichen Ort als Sicherheitspuffer gewählt, der mich davon abhalten sollte, komplett die Kontrolle zu verlieren.
    »Ach, übrigens«, sagte ich erschöpft, »Cary und ich werden aus der Wohnung ausziehen und uns etwas Eigenes suchen.«
    Meine Mutter setzte sich kerzengerade auf. »Was? Warum? Sei nicht so leichtsinnig, Eva! Es besteht kein Grund …«
    »Doch, es ist an der Zeit. Nathan ist tot. Und Gideon und ich möchten mehr Zeit miteinander verbringen …«
    »Was hat das damit zu tun, dass du ausziehen willst?« Tränen traten ihr in die Augen. »Es tut mir unendlich leid, Eva. Was kann ich denn noch sagen?«
    »Das hat nichts mit dir zu tun, Mom.« Ich schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr, denn wie immer setzte mir ihr Weinen so zu, dass ich nervös wurde. »Also gut, ehrlich gesagt, fühlt es sich komisch an, nach den Vorkommnissen zwischen dir und Dad weiter in einer Wohnung zu leben, für die Stanton bezahlt. Aber vor allem wollen Gideon und ich zusammenleben. Da macht es einfach Sinn, irgendwo anders ganz von vorn anzufangen.«
    »Zusammenleben?« Die Tränen meiner Mutter versiegten. »Vor der Ehe? Eva, nein. Das wäre ein schrecklicher Fehler. Und was wird aus Cary? Du hast ihn doch mit nach New York geschleppt.«
    »Und er wird auch bei mir bleiben.« Ich hatte keine Lust, ihr zu gestehen, dass ich Cary noch gar nichts von der Idee eines neuen Mitbewohners namens Gideon erzählt hatte, aber ich war zuversichtlich, dass er einwilligen würde. Ich wäre dann viel häufiger zu Hause, und die Miete ließe sich leichter aufbringen, wenn sie aus drei Taschen bezahlt würde. »Wir werden zu dritt wohnen.«
    »Man zieht nicht mit einem Mann wie Gideon Cross zusammen, solange man nicht mit ihm verheiratet ist.« Sie beugte sich vor. »Vertrau bitte auf meinen Rat. Warte auf den Ring.«
    »Ich hab es überhaupt nicht eilig zu heiraten«, sagte ich, während ich mit dem Daumen über die Unterseite meines Rings rieb.
    »Ach, du meine Güte.« Meine Mutter schüttelte den Kopf. »Was redest du denn da? Du liebst ihn doch.«
    »Es ist zu früh. Ich bin noch zu jung.«
    »Du bist vierundzwanzig. Das perfekte Alter.« Voller Entschlossenheit richtete meine Mutter sich gerade auf. Ausnahmsweise störte mich die vertraute Reaktion nicht, weil sie ihr ein wenig den alten Elan zurückbrachte. »Ich werde nicht zulassen, dass du dir das kaputt machst, Eva.«
    »Mom …«
    »Nein.« In ihre Augen trat ein berechnendes Leuchten. »Vertrau mir und überstürze nichts. Ich werde das regeln.«
    Scheiße. Es war alles andere als beruhigend, wenn sie sich in der Heiratsfrage auf Gideons Seite schlug anstatt auf meine.

18
    Als ich um fünf Uhr das Crossfire Building verließ, waren meine Gedanken noch immer bei meiner Mutter. Der Bentley wartete am Straßenrand.

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