Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
stand, und trank drei volle Tassen Wasser. Erst dann hörten ihre Hände endlich zu zittern auf.
Elphame warf einen Blick zurück aufs Bett. Ihre und Lochlans Kleidung lag in einem Haufen auf dem Boden. Eine Welle der Angst erfasste sie. Er war nackt und allein, und er war vor ihr davongelaufen. Warum, schrie es in ihrem Kopf. Lochlan, was ist nur los?
Normalität. Sie würde baden, frühstücken und sich dann in die Arbeit stürzen. Es war zu lange her, dass sie ihrem Körper harte Arbeit abverlangt hatte. Heute würde sie die übermenschliche Kraft einsetzen, auf die sie so stolz war. Sie musste etwas tun, das sie körperlich erschöpfte. Etwas, das ihren Körper zwang, sich nicht ständig nach seinen Berührungen zu sehnen.
Benebelt, als würde sie durch einen Fiebertraum wandeln, ging sie in ihre Badekammer. Die Tunneltür stand immer noch offen. Elphame achtete darauf, alle Gedanken auszublenden, und schloss die Tür, dann tauchte sie ins Badewasser und wusch sich Lochlans Geruch ab.
Zurück in ihrem Schlafzimmer, wählte sie eine schlichte Leinenbluse und das Clanplaid, das sie mit der MacCallan-Brosche befestigte. Sie wandte sich noch einmal dem Bett zu. Beim Anblick derzerwühlten Laken und der Kleidung auf dem Boden daneben verkrampfte sich ihr Magen.
Es klopfte an der hölzernen Tür. Einen Moment war Elphame wie versteinert, doch als das Klopfen eindringlicher wurde, sprang sie schnell vor und schob das Bündel Kleidung mit einem Fuß unter ihr Bett.
Die Tür wurde langsam geöffnet.
„Elphame?“, fragte Brenna zögerlich.
„Komm rein, Brenna.“ Elphame zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. „Ich wünsche dir einen guten Morgen.“
Die kleine Heilerin trat ein, und Elphame kam es so vor, als hätten alle Helligkeit und Freude, die aus ihren Gedanken verschwunden waren, ein neues Zuhause in Brenna gefunden. Ihr Haar, das sie normalerweise sorgfältig über ihre rechte Schulter gekämmt trug, damit sie sich mit einer schnellen Kopfbewegung dahinter verstecken konnte, fiel in zerzausten Strähnen über ihren Rücken. Ihr Gesicht war offen und strahlte. Ihre Schritte waren leicht, beinahe hüpfte sie. Elphame dachte, dass sogar ihr Kleid anders aussah – bis sie merkte, dass Brenna es nur einfach nicht länger bis zum Hals hinauf zugeschnürt hatte.
„Die Liebe tut dir gut, Brenna“, sagte sie.
„Cuchulainn tut mir gut.“ Brenna errötete, aber sie wich dem offenen Blick ihrer Freundin nicht aus.
„Es ist schön zu sehen, dass seine wilde Vergangenheit endlich zu etwas nütze ist.“ Sobald sie die Worte ausgesprochen hatte, schlug Elphame sich eine Hand vor den Mund. Wie unglaublich unsensibel von ihr, so etwas zu sagen. Konnte sie nicht mal mehr klar genug denken, um ihre Freundin nicht zu verletzen? „Verzeih mir, Brenna. Es war schlimm von mir, so etwas zu sagen.“
Brennas helles Lachen erfüllte den Raum. „Das war nicht schlimm, sondern wahr. Ich hatte nicht angenommen, dass Cuchulainn eine unerfahrene Jungfrau ist.“ Sie senkte die Stimme verschwörerisch. „Gut, dass letzte Nacht wenigstens einer von uns wusste, was er tat.“ Sie kicherte wie ein junges Mädchen. „Sehr gut. Und überhaupt, ich kann die Vergangenheit deines Bruders nicht ändern. Warum sollte ich das auch wollen? Sein Leben hat ihn zu dem gemacht, der er ist, und genauso liebe ich ihn.“ Sie packte Elphames Hand und sprudelte beinahe über, als sie sagte: „Oh, ich bin so unglaublichglücklich! Ich habe mir nie erlaubt, davon zu träumen, von einem Mann geliebt zu werden, von irgendeinem Mann, aber die Liebe eines Mannes wie Cuchulainn zu gewinnen …! Wenn mein Herz in diesem Augenblick zu schlagen aufhören würde, würde ich glücklich und zufrieden sterben.“
Elphame bedachte ihre Freundin mit einem liebevollen Blick. Brennas Glückseligkeit war wie Balsam für ihr wundes Herz. Sie war eine Erinnerung daran, dass es die Liebe wirklich gab, dass ein glückliches Ende möglich war. „Dein Herz kann jetzt nicht aufhören, zu schlagen; nicht bevor du mir nicht mindestens ein Dutzend Nichten und Neffen geschenkt hast, die ich verwöhnen kann.“
Brenna tippte sich gespielt nachdenklich ans Kinn. „Ein Dutzend insgesamt oder je ein Dutzend?“
„Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich meiner Mutter. Und wo wir gerade von der Inkarnation der Göttin Epona sprechen: Bereite dich darauf vor, dass sie darauf bestehen wird, eure Vermählung persönlich durchzuführen – und schon bald –,
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