Erhört: New Tales of Partholon 4 (German Edition)
auch wenn sie vermutlich die ganze Zeremonie über weinen wird.“
Das fröhliche Rot auf Brennas Wangen verblasste.
„Cu sagt, sie wird mich mögen.“
„Mach dir keine Sorgen, Brenna. Sie wird dich lieben. Wo ist eigentlich mein Bruder? Immer noch im Bett?“
„Nein, er ist in die Große Halle gegangen. Ich habe ihm gesagt, dass ich kurz nachsehen will, ob es dir heute Morgen gut geht.“ Sie kniff die Augen ein wenig zusammen und musterte Elphame eindringlich. Der Rollenwechsel von der Jungverliebten zur Heilerin gelang ihr ohne Mühe. „Du siehst blass aus. Hast du nicht gut geschlafen?“
„Doch. Ich habe vermutlich nur zu viel Zeit drinnen verbracht und zu wenig draußen unter freiem Himmel. Lass uns gemeinsam frühstücken, danach werde ich das sofort beheben.“ Sie machte sich auf zur Tür, aber Brennas nächste Frage ließ sie abrupt stehen bleiben.
„Was ist mit deinem Hals passiert?“
Elphame fuhr sich mit den Fingerspitzen über die kleinen Narben und zwang sich zu einem lässigen Schulterzucken. „Da muss ich mich wohl gekratzt haben.“
„Das sieht mehr nach einem Biss aus.“
„Vielleicht von einer kleinen Spinne. Ich nehme an, das ist ein Beweis dafür, dass unser neues Heim nicht perfekt ist.“ Sie nahm Brennas Hand und zog die Freundin mit zur Tür.
„Ich werde Meara bitten, die Ecken deines Zimmers nach Spinnenweben abzusuchen“, versprach Brenna.
Elphame gab einen vage zustimmenden Laut von sich, dann wechselte sie schnell das Thema: „Wie geht es dem Wolfsjungen meines Bruders?“
Brenna verdrehte die Augen. „Hat er dir erzählt, dass er sie Fand genannt hat?“
In Elphames Brust stieg ein herzhaftes Lachen auf, und während sie sich mit ihrer Freundin amüsierte, spürte sie, wie sich in ihrem Inneren ein Knoten löste. Angeregt miteinander plaudernd durchquerten sie den schönen Burghof und betraten die Große Halle, wo ihr Clan sich versammelt hatte und gerade ein ausgiebiges Frühstück serviert bekam. Elphame wurde herzlich begrüßt, und es freute sie zu sehen, dass ihr Bruder Brenna in die Arme zog und sie leidenschaftlich küsste.
Sie war die Führerin dieses erstaunlichen Clans. Wenn Lochlan ihre Liebe zurückwies, würde sie das überleben. Nein, sie würde mehr als nur überleben. Sie würde leben und aufblühen und ihre Tage umgeben von der Liebe und dem Respekt ihres Volkes verbringen. Und vielleicht würde sie ihren Nichten und Neffen eines Tages ein Märchen erzählen über ein geflügeltes Wesen und eine Göttin, die es für kurze Zeit geliebt hatte.
Lächelnd betrachtete Elphame die junge Wölfin, die tapsig um die Füße ihres Bruders tobte, während sie gemeinsam auf eine Gruppe Arbeiter zugingen, die innerhalb der Burgmauern auf sie warteten. Sie konnte kaum glauben, dass die kräftige, energiegeladene Fand die gleiche Kreatur war, die Cu erst vor wenigen Tagen halb tot aus einer Höhle gezogen hatte.
„El, bist du sicher, dass du dich hierfür schon gut genug fühlst?“
„Fang gar nicht erst damit an, Cu. Du hast Brenna gehört. Sie sagt, dass ich gesund genug bin, um an die Arbeit zurückzukehren, und das hier ist genau die Art Arbeit, die ich heute machen will.“
Cu zog eine Augenbraue hoch und sah sie an. „Warum solltest du dich dafür entscheiden, mit uns zusammen Bäume zu fällen unddas Unterholz im Wald zu roden, anstatt irgendetwas …“
„Anstatt irgendetwas Einfaches zu tun?“, beendete Elphame die Frage für ihn und schnaubte angewidert. „Das Einfache hat mich noch nie sonderlich interessiert, Cu. Sag mir – was würdest du wählen, wenn du so lange zur Passivität gezwungen gewesen wärst wie ich?“
„Du warst schwer verletzt“, erinnerte er sie.
„Was würdest du wählen?“, hakte sie nach.
Sein Seufzen ging in Lachen über. „Ich würde mir etwas suchen, bei dem meine Hände schmutzig und meine Muskeln warm werden würden.“
„Genau wie ich.“ Sie grinste ihn an.
Die Arbeiter begrüßten sie und waren erfreut zu hören, dass die MacCallan sie bei der Arbeit unterstützen wollte. Sie schulterten ihre Beile und Äxte und folgten Cuchulainn und Elphame zur Burg hinaus.
„Mein Gedanke ist folgender.“ Cu deutete auf den umliegenden Wald. „Wir haben das Burggrundstück schon geräumt, aber ich hätte es gerne, dass wir die Baumlinie noch ein paar Fuß weiter nach hinten verlagern. Die Dachdecker haben nach mehr Holz verlangt, also wird uns das auf zweifache Weise nützen.“ Er wollte den Arbeitern
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