Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück
besichtigen, sie entdeckte den Bach und setzte sich ins Gras. Die Kinder krochen kichernd herum und rupften Glockenblumen. Thjodhild nahm die blaue Bucht, den Himmel in sich auf, schloss die Augen und der Geruch nach Frische und Sommer malte das Bild in ihr weiter. Glück, seufzte sie, komm, setz dich zu mir und halte mich fest!
AUF DEM RUNENSTEIN
DER ERINNERUNG ZU LESEN:
W ie überhastet eingemeißelt, stehen die Zeichen eng beieinander.
… das Jahr 986: … Tod … Dänemark. Prinz Sven Gabelbart will nicht auf das Erbe warten, sofort verlangt er von seinem Vater die Hälfte des Reiches und der Macht. König Harald Blauzahn lehnt die Forderung des ungeliebten Sohnes ab. Sven rüstet gegen den Achtzigjährigen. Eine qualvolle Schlacht entbrennt, immer mehr Volk läuft dem König zu und schließlich muss der Sohn sein Heil in der Flucht suchen. Ein Pfeil aber hat dem alten Herrscher die Brust durchschlagen. Harald stirbt … Es lebe König Sven Gabelbart …
… das Jahr 994: Hundert Langschiffe tauchen aus dem Morgennebel vor London auf. Sven Gabelbart und Olaf Tryggvasson befehligen die Flotte. Sie greifen nicht an, sondern lassen König und Volk zittern. Jeden Tag, jeden Augenblick muss mit einem Überfall der grausamen Horden gerechnet werden. Die Rechnung geht auf. Für die Verschonung Londons zahlt der englische König den Wikingern die unfassliche Summe von 10 000 Pfund Silber. Kein Blut ist geflossen und dennoch quellen die Schatztruhen über.
… das Jahr 994: Olaf Tryggvasson genießt den Erfolg. Er hört von einem Wahrsager und sucht ihn in dessen Klause auf. »Du wirst ein berühmter König … Du wirst vielen Männern den Christenglauben bringen …« Der Weise schließt die Augen. »Damit du nicht zweifelst, achte auf die Zeichen: Bei deiner Rückkehr zum Schiff lehnt sich ein Teil der Mannschaft gegen dich auf. Du erhältst eine schwere Wunde. Doch nach sieben Tagen kannst du das Lager gesund wieder verlassen und wirst dich dann taufen lassen.«
Die Prophezeiung trifft ein. Im Kampf wird Olaf schwer getroffen und nach einer Woche ist die Wunde verheilt. Woher der Weissager seine Gabe hätte, fragt der Prinz.
»Gott selbst hat sie mir eingegeben …« Der Einsiedler erzählt ihm von der Allmacht des Herrn. Tief beeindruckt empfängt Olaf Tryggvasson noch am gleichen Tag mitsamt seinem Gefolge die Taufe.
… das Jahr 994: Boten aus Norwegen kommen zu Olaf. Sie flehen ihn an, dem selbstherrlichen Jarl Hakon die Macht zu entreißen. »Du entstammst altem Fürstengeschlecht. Dir steht die Krone zu. Werde du unser König!«
Nach einer Nacht im Gebet lässt Olaf die Segel setzen. Mit fünf Schiffen, hundertzwanzig Kriegern und einer stattlichen Anzahl von Priestern und gelehrten Männern landet er im Spätsommer an der Küste seines Heimatlandes.
… das Jahr 994: Jarl Hakon ist auf der Flucht, nicht nur vor Olaf, sondern auch vor wutschnaubenden Bauern, denen er die Frauen weggenommen hat. Er verbirgt sich mit seinem Knecht in einer Grube unter dem Schweinestall. Von Angstträumen erschreckt stößt der Knecht seinem Herrn das Messer durch die Kehle. Jarl Hakon ist tot. Ohne Kampf wird Olaf Tryggvasson auf dem Thing zum König über Norwegen ausgerufen …
… von den Siedlern auf Grönland: Nach ersten harten Jahren blüht das Leben. Der warme Sommer entschädigt für den so harten Winter, wenn Eiswinde vom Gletscher hinunterfahren und die Fjorde erstarren lassen. Immer mehr Auswanderer aus Island und Norwegen suchen im grünen Land des Goden Erik Thorvaldsson eine neue Heimat. Doch vom fünften Jahr an muss der Rote sie abweisen: »Bei uns hier unten im Süden gibt es keinen Siedlungsplatz für euch mehr.« Er schickt die hoch beladenen Schiffe zwei Tagereisen weiter nach Norden. Dort hat er schon auf seiner ersten Fahrt mit Tyrkir ein zweites bewohnbares Fjordgebiet entdeckt. »Nehmt Land in meiner Westsiedlung und haltet Frieden mit euren Nachbarn!«
… das Jahr 996: Schon Anfang April kommen die heißen Föhnstürme, brechen die Eisdecke in der Eriksbucht und lassen den Schnee auf den Höhen schmelzen. Mitte Mai sprießt das Gras, grünen Birken und Weiden …
FREYDIS
D ie Raben waren verstummt und flatterten nicht mehr krächzend um ihre Gelege im Felsberg, sie hatten sich an die Männer tief unten zwischen den Sträuchern und Birken gewöhnt. Reglos kauerte Tyrkir hinter einem Busch, mit einem Mal wagte er kaum noch zu atmen.
Endlich. Das Warten hatte sich
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