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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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bemerkt.«
    Erik fuhr sich durchs Haar und zerriss das bedrohliche Netz. »Verflucht, mit mir nicht. Seit ich denken kann, lebe ich mit meinem Thor zusammen, ich werde ihn nie aufgeben. Jeden Schwur habe ich in seinem Namen geleistet und mein Wort gehalten.« Er beugte sich zu Tyrkir. »Und was ist mit dir? Hast du deinen inneren Freund mit der Taufe auf den Abfall geworfen? Einfach so?«
    »Nein.« Tyrkir zögerte, vor dieser Antwort hatte er sich seit Wochen gefürchtet. »Ich bin in Norwegen nicht getauft worden.«
    »Du willst mir sagen …?« Heftig rieb der Hüne die Fingerknöchel aneinander. »Da, da stürzt sich mein Sohn mit der Mannschaft ins Unglück und unser Herr Schlaukopf hält sich raus.«
    Thjodhild hielt es nicht länger am Tisch; sie kam zum Langfeuer und setzte sich neben Erik. »Auch ich habe gedacht, dass du mit Leif gemeinsam zu dem neuen Glauben übergetreten bist.« In ihrem Tonfall schwang bitterer Vorwurf mit.
    »Nicht aus Feigheit«, versicherte Tyrkir. »Ich musste das weiße Hemd nicht anziehen, weil ich gleich nach meiner Geburt schon getauft wurde.« Ernst sah er sie an. »So ist es. Ich war immer Christ.«
    Eriks Hand fuhr zum Gürtel, schon hatte er das Messer herausgerissen: »Betrüger!«
    Thjodhild fiel ihm in den Arm: »Wage es nicht! Das ist mein Haus!«
    »Lass los, Weib!« Erik stieß sie beiseite und anstatt gegen den Freund schleuderte er den Dolch übers Feuer, hart schlug die Klinge drüben in der Ehrenbank ein.
    Thjodhild betastete ihre schmerzende Schulter. Über sich selbst erschreckt, hielt Erik inne. »Schon gut, Frau. Verzeih!« Er blickte zu Leif. »Ich wollte nicht … Nie würde ich deine Mutter schlagen.« In die Enge getrieben klagte er Tyrkir an. »Du hast Schuld, verdammt! Warum sagst du so was? Wir sind zusammen aufgewachsen, haben das Leben miteinander geteilt. Durch dich habe ich die Geschichten unserer Götter erst richtig kennen gelernt. Und jetzt behauptet mein bester Freund, dass er mich belogen hat. All die Jahre.«
    »Nein, das ist nicht wahr. Lass mich ausreden, dann wirst du verstehen.« Behutsam versuchte Tyrkir den Knoten zu lösen. »Leif kann bezeugen, dass ich bereit war, mich in Norwegen taufen zu lassen.« Doch vorher hatte der Bischof des Königs mit ihm ein Gespräch geführt. Er stammte selbst aus den deutschen Landen. Kaum hörte er von dem Dorf am Rhein, sagte er, die Menschen in dieser Gegend wären alle Christen, auch damals schon. Tyrkir sei als Neugeborener über das Taufbecken gehalten worden und ein zweites Mal wäre gegen Gottes Willen. »Ich bin also Christ, nur hatte ich es vergessen. Auch meinen christlichen Namen Thomas. Hin und wieder erinnerte ich mich an die Kirche in unserm Dorf, an ein Bild. Mehr nicht.« Nachdenklich betrachtete Tyrkir seine Hände. »Um mir das Sklavenleben bei den Wikingern zu erleichtern, hat meine Mutter mich nach Gott Tyr benannt und mir das feste Vertrauen auf die Asen in Walhall mitgegeben. So gut ich auch später mit den Göttern auskam, losgelassen hat mich der wahre Glaube nie. Das weiß ich jetzt.« Er hob den Kopf. »Selbst in diesem Haus gibt es einen Beweis dafür.«
    »Diese Kreuze an eurem Hals«, knurrte Erik.
    »Du wirst dich wundern«, ein Lächeln spielte in den Mundwinkeln. Er bat Thjodhild, die Specksteinlampe zu holen, die Erik ihr damals aus Freude über die erste Schwangerschaft geschenkt hatte, und zeigte beiden das eingeschnittene Bild. »Diese Frau stillt ihr Kind. Ich dachte bei der Arbeit nicht daran, aber es ist Maria, die Jesus im Arm hält. Zu der Mutter Gottes beten die Christen, wenn sie in Not sind.«
    Vorsichtig fuhr Thjodhild den Linien nach. Das also ist die Mutter des Gottsohnes, dachte sie. Wie oft habe ich die beiden mit Liebe betrachtet.
    »Zeig her!« Erik schnappte nach der Lampe und knurrte: »Ausgerechnet ich habe so was in meinem Haus«, und warf sie in die Glut.
    »Vater!« Sofort sprang Leif hinzu, griff mit der bloßen Hand danach und brachte der Mutter das Geschenk unversehrt zurück.
    »Danke, Junge.« Thjodhild verließ den Hochsitz. »Genug für heute«, bestimmte sie. »Wunden heilen nicht an einem Tag.« Sie bat die Heimkehrer, sich schlafen zu legen. Wortlos verließ Tyrkir mit Leif die Halle.
    Erst nach einer Weile folgte ihr Erik in die Kammer. Wie ein Kind suchte er Schutz. Ihr Streicheln befreite ihn aus der Enge und weckte bald schon seine Begierde. »Du willst wirklich?«, vergewisserte er sich.
    »Ja, Liebster, trotz allem ist heute dein

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