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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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verkündet.«
    Ernestus streifte die Kapuze zurück und strich nachdenklich die ausrasierte Stelle auf seinem Hinterkopf. »Wenn ich dich so höre, dann solltest eher du an meiner statt das Predigen übernehmen.«
    »Dafür weiß ich noch zu wenig, was die Bibel meint.« Tyrkir schmunzelte einen Augenblick. »Aber wer weiß, ich lerne schnell.«
    »Mein Onkel hat Recht«, unterbrach Leif. »Wir müssen geschickt vorgehen.« Er sah zum Wohnhaus oben auf dem Hang. »Sonst springt Thor vom Wagen und zermalmt Jesus mit seinem Hammer, ehe er überhaupt Gelegenheit hat, den Mund aufzumachen.«
    Ernestus nahm das Kreuz in beide Hände. »Die Wege des Herrn mögen verschlungen sein, aber sie führen zum Ziel.«
    »Amen«, setzte Tyrkir trocken hinzu. »Wir müssen los. Und dieser Weg ist nicht verschlungen, dafür aber steil.«
    Zum Schutz des Priesters schickte Leif noch zwei Wachposten an Bord. Sie erhielten Befehl, jeden Besucher, wenn nötig mit Waffengewalt, daran zu hindern, das Schiff zu betreten.
    »Mein Gebet begleitet euch«, rief ihnen der Pater nach.
    »Das wird uns heute nicht viel nützen«, murmelte Tyrkir. Von da an schwiegen beide.
    Kaum hatten sie den Innenhof erreicht, als Freydis ihnen entgegenlief. »He, Brüderchen! Mich hast du noch gar nicht richtig begrüßt.« Sie drehte sich auf den Zehenspitzen im Kreis. »Gefalle ich dir nicht mehr?«
    »Doch, doch.«
    Tyrkir sah die Not des Ziehsohns. »Ich werde mich erst einmal baden. Komm mit! Etwas heißes Wasser könnte dir auch nicht schaden.«
    »Schon gut, Onkel. Wir treffen uns später, aber lass uns gemeinsam in die Halle gehen.«
    Achselzuckend entschwand der Ziehvater hinter dem Wohnhaus.
    »Na, endlich ist der alte Mann weg.« Freydis schob sich dicht an den Bruder heran. »Na, du Christ? Wo bleibt mein Geschenk?«
    »Morgen kannst du dir einen Stoff aussuchen.«
    Sie verzog den Mund und jäh fiel Leif wieder ein, was er ihr hatte mitbringen sollen. »Bist du immer noch so verrückt?«
    »Du Idiot. Wage es nicht, eine Frau zu beleidigen!«
    »Wollt ich ja nicht.«
    Gleich versöhnt strich sie über seine verdreckte Hemdbrust und spielte mit dem Kreuz. »Ich könnte dir beim Waschen helfen.«
    »Bitte, lass mich in Ruhe! Mir platzt sonst der Kopf.« Damit stürmte er hinter dem Onkel her.
    Freydis ließ ihren Zeigefinger auf der Unterlippe tanzen. »Bin ja gespannt, Brüderchen, wie lang du deinen Kopf noch hast. Vater braucht keine Axt, der reißt ihn dir einfach so ab.«
    Während des Essens blieb Erik einsilbig, sein Blick streifte hin und wieder den Freund und Leif nahm er gar nicht zur Kenntnis. Schwer fiel es dem jungen Schiffsführer, auf die Neugierde der Brüder zu antworten, und so blieben Fahrtwind und Abenteuer, auch der Königshof ohne Farbe und Leben.
    »Muss das langweilig gewesen sein«, beschwerte sich Thorstein. »Hast du wenigstens einen Wal gesehen?«
    »Ja, vielleicht.«
    Um die Stimmung nicht noch durch Proteste der Geschwister weiter sinken zu lassen, griff Thjodhild lächelnd ein. »Sobald Leif sich ausgeruht hat, wird er gerne von seiner Reise erzählen. Jetzt hinaus mit euch!« Sie pochte mit dem Löffel auf die Tischplatte. »Freydis, das gilt auch für dich. Die Männer wollen sich alleine besprechen.«
    Empört warf sie die Zöpfe zurück. »Immer wenn’s spannend wird, jagst du mich weg.«
    Erik hob nur kurz die Hand, das genügte und Freydis schlenderte betont langsam durch die Halle, beim Waffengestell neben dem Ausgang spielten ihre Finger über einige Speer- und Axtschäfte, zupften an den Federn im Pfeilköcher und mit einem Mal rannte sie hinaus.
    Schweigen blieb zurück. Irgendwann bot Tyrkir an, einen Krug norwegischen Met von den Mägden bringen zu lassen. »Sicher wird ein Begrüßungstrunk uns allen gut tun.«
    »Mir ist der Durst vergangen.« Entschlossen stand Erik auf, der Hocker kippte, es kümmerte ihn nicht, mit jedem Schritt versteifte sich der Rücken, und als er sich auf seiner Hochbank niedergelassen hatte, umgab kalte Würde den Herrn von Steilhang. »Ich warte.«
    Noch ein Blick zwischen Onkel und Ziehsohn, dann gingen sie nebeneinander auch zur Mitte der Wohnhalle. Thjodhild stützte die Stirn in ihre Hand, vom Tisch aus wollte sie dem Gespräch folgen.
    Nein, die beiden durften nicht Platz nehmen. »Wer gegen das heilige Gesetz der Familie verstoßen hat, der soll vor dem Oberhaupt stehen, bis das Strafmaß verkündet ist.«
    »Warum urteilst du, ehe du uns angehört hast, Vater?« Leif ballte

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