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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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auseinander, damit unser Heu nicht verdirbt!«
    Nach einer Stunde zerfiel das Blut auf dem rechten und linken Streifen und Duft nach Ernte breitete sich aus. Jedoch der mittlere Teil der Wiese trocknete nicht. Thorgunna watete knöcheltief im Blutheu, hob und senkte den Rechen und roter Schweiß lief ihr durchs schwärzliche Gesicht.
    Vorsichtig wagte sich Thurid zu ihr hin. »Weißt du …? Ich, ich weiß es nicht … Das Wunder? Was bedeutet es?«
    Ohne innezuhalten sagte Thorgunna gleichmütig: »Der Blutregen gilt einem von uns. Der Tod ist nah, meine Liebe.«
    Gegen Abend schritt sie zum Hof, wusch sich am Brunnen, streifte Kopftuch und Kittel ab und legte sich unter den blauseidenen Betthimmel. Bald ging ein Schütteln durch ihren Körper, sie rang nach Atem, griff zum Hals, als würgte sie eine unsichtbare Macht. Der Kampf dauerte an und erst gegen Morgen lag Thorgunna ermattet in den Kissen.
    Der Herr zu Frodisach betrat die Kammer. Hart stellte er den immer noch blutfeuchten Rechen an die Wand. »Magd, es wird Zeit. Das Heu wartet!«
    Sie schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Willst du dich etwa vor der Arbeit drücken? Erst diese Krankheit, dann die nächste und so geht es weiter?«
    »Sei beruhigt, außer dieser werde ich keine andere Krankheit mehr haben.« Thorgunna versuchte zu lächeln. »Eine Frau weiß, wann sie verloren hat. Höre, Thorrod, du mit dem keuschen Herzen. Weil du so unbestechlich bist, will ich dich mit meinem letzten Willen beauftragen, ehe mir die Kraft schwindet. Bist du bereit, nach meinem Wunsch über das Vermögen und über mich selbst zu verfügen?«
    »Wenn’s wirklich so weit kommt?« Thorrod wischte das Misstrauen beiseite und versicherte: »Abgemacht. Und ich stehe zu meinem Wort.«
    »Sobald ich den letzten Atemzug getan habe, bringst du mich nach Kirchhöh. Lass den Priester eine Totenmesse über meiner Leiche singen und dort will ich in geweihter Erde liegen. Denn ich weiß, dass an diesem Ort dereinst sich viele Christen zum Gebet einfinden. Nun zu meinem Besitz.«
    Thorrod trat näher ans Himmelbett. Sie griff wieder zum Hals, wehrte sich und erst nach einer Weile gelang es ihr wieder zu sprechen: »Den Scharlachumhang gib deiner Frau, sie soll sich damit begnügen, hörst du. Sie darf nichts anderes haben, nur den Mantel. Du nimmst dir so viel vom Silber, dass Kostgeld und meine Beerdigung bezahlt sind.«
    Sie küsste den Goldring an ihrem Finger. »Dieses Andenken soll mich auf den Kirchhof begleiten. Den Rest aber musst du verbrennen.«
    »Bist du sicher?« Der Bauer fasste die Anweisung nicht. »Mit deinem Reichtum kannst du viel Gutes tun. Hier auf Frodisach. Oder hinterlasse ihn meinetwegen auch der Kirche.«
    Sie hob den Ring, betrachtete ihn und ihre Augen begannen zu flackern. »Du kennst mich nicht, stolzer Thorrod. Mein Geld, den Schmuck, den Gürtel aus Elfenbein, meine Kleider und vor allem dieses Bett mit Vorhängen und auch den Himmel. Ins Feuer damit.« Die Stimme wurde kräftiger. »Niemals wird meine Habe einem Menschen Glück bereiten, hörst du! Sollte auch nur ein Stück nicht verbrannt werden, so werden Schrecken und Leid über deinen Hof kommen.«
    Das Blut war Thorrod aus dem Gesicht gewichen. »Nein, nur das nicht. Ich schwöre: Ich werde alles nach deinem Wunsch regeln. Alles.«
    Thorgunna starrte in den blauseidenen Himmel. »Noch etwas«, hauchte sie und bewegte tonlos die Lippen.
    »Ich kann dich nicht verstehen.«
    Hilflos winkte sie ihn mit dem Finger näher. Er kniete sich neben ihr Bett. »Was willst du mir noch sagen?«
    Da drehte sie den Kopf zu ihm und in ihrem Gesicht lag Triumph. »Du kleiner Bauer«, sagte sie klar und kalt. »Hab ich es dir nicht versprochen? Ehe das Frühjahr kommt, wirst du vor mir auf den Knien liegen. Jetzt hab ich dich so weit. Denn zum Schluss gewinnt Thorgunna immer.« Ein kurzes Auflachen noch und das Glitzern in den Augen erlosch.
    Die Gischt schäumte vor dem Bug, sprühte schillernd über den Steven; Tyrkir stand breitbeinig da und schmeckte das Salz auf Lippen und Zunge. Hinter ihm stemmten sich die Männer in die Leinen und boten dem Südwest das volle Segel. Seit einer Stunde hatte er es gehofft, doch jetzt war kein Zweifel mehr. »Land! Land!« Der Lotse winkte zum Steuerdeck und zeigte wieder nach vorn. Am Horizont lag ein dunkler Küstenstreifen und darüber hob sich majestätisch der gewaltige Eisrücken mit seinen unzähligen schneebedeckten Gipfeln. »Grönland!«
    Der Ruf weckte jedes Herz,

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