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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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und Unterkunft zu gewähren.
    »Sie sind mir willkommen.« Eine steile Falte wuchs auf der Stirn des Nachbarn. »Auch ich halte es für angebracht, wenn du zunächst ohne Gäste nach Hause zurückkehrst.«
    »Wie geht es Vater?«
    Nur ein Kopfschütteln, schließlich seufzte Ingolf. »Vielleicht lebt er wieder auf, wenn er dich und seinen alten Freund sieht.«
    »Er muss gesund werden.« Leif ballte die Faust. »Und er wird gesund.« In die Freiheit der vergangenen Monate mischte sich wieder ein bitterer Geschmack.
    Das Teilen und Ausladen der Fracht sollte warten, schlug Tyrkir vor. »Lass uns gleich weiterfahren!«
    Nur flüchtig war ihm aufgefallen, dass Ingva bei der Begrüßung gefehlt hatte. Auch Leif hatte nicht nach ihr gefragt. Umso mehr überraschte beide jetzt, die junge Frau am Strand warten zu sehen. Sie stand da, im tiefgrünen Trägerrock, nestelte noch an den Silberfibeln und richtete hastig ihren Stirnkamm.
    Tyrkir schmunzelte. Wie verliebt das Kind ist, es hat sich schnell in den Sonntagsstaat geworfen. Doch gleich fühlte er Furcht vor Thorgunnas Macht aufsteigen. Was geschah jetzt mit Leif? Sollte er nicht besser das Treffen verhindern?
    Zu spät. Mit hochrotem Gesicht ging Ingva dem Eriksohn einige Schritte entgegen, blieb wieder stehen und er strahlte sie an. »Ich habe manchmal an dich gedacht.«
    »Ich sehr oft.«
    »Du bist noch schöner geworden.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Aber ja, ich habe einen sicheren Blick für Frauen. Du bist schön, glaub es mir, Ingva!«
    Dunkler wurde die Röte. »Mein Vater meint, ich müsste bald aus dem Haus. Das wollte ich dir sagen.«
    Leif griff sich an die Kehle, gleich stockte Tyrkir der Atem, doch sein Ziehsohn kratzte nur ausgiebig im Kinnbart. »Gut, dass ich es weiß. Bis bald, Ingva.«
    Da seufzte sie und lief zu ihrer Familie hinüber.
    Der Zauberbann schien gebrochen. Vor Erleichterung gelang es Tyrkir nicht, aus eigener Kraft über die Bordwand zu steigen, und Leif zog ihn mit Schwung an Deck. »Fehlt dir etwas, Onkel?«, spottete er.
    »Nein, nichts.« Er sah ihn prüfend an. »Lass dein Grinsen, Junge! Sei dankbar, denn erst jetzt bist du wirklich Leif, der Glückliche!«
    Hornrufe, dunkel und lang gezogen, dann wieder abgehackt und wieder lang gezogen. Sie schallten über die Bucht und drangen hinauf zum Gutshof. Der Alltag geriet aus dem Trott. Auf halbem Weg nach oben stürmten dem Schiffsführer und seinem Lotsen die jüngeren Eriksöhne entgegen. »Habt ihr das Land gefunden?!«, »Wie sieht es aus?«, »Gibt es genug Gras?«, »Was ist mit Wasser?«
    Am Rand der Hauswiese strich Thjodhild dem Sohn über die Stirn. »Ich habe um dich gebetet.« Und er legte jungenhaft den Arm um die schlanken Schultern. »Dein Gebet hat genutzt, Mutter.«
    Sie löste sich und trat auf Tyrkir zu. Ihr Blick suchte seine Wärme. »Mir ist, als hätte ich dieses Mal Jahre auf dich warten müssen. Dabei waren es doch nur Monate, lange Monate.«
    »Dein Sohn ist zurück«, sagte er und dachte, wie sich die Sorge in das Gesicht eingeschnitten hat. »Verzeih, dass ich nicht früher zurückgekommen bin!«
    »Es war mein Wille.« Sie hob das Kinn. »Und zum Grübeln fand die Herrin auf Steilhang kaum Zeit. Kommt. Ihr müsst Erik in der Halle begrüßen.«
    Erst auf dem Vorplatz schlenderte Freydis den Heimkehrern entgegen. Dem Deutschen schenkte sie nur ein knappes Willkommen.
    Dann strahlte sie Leif an. »Endlich. Unser Frauenheld ist wieder da. O Brüderchen, o Brüderchen.« Damit warf sie sich an seine Brust. »Wie hast du mir gefehlt. Und ich bin so gespannt, was du für Augen machen wirst.«
    Völlig überrumpelt umarmte Leif die Schwester. »Ist ein Wunder mit dir geschehen?«
    »Ja, richtig. Ich hab es für dich angefuttert …«
    »Schweig!«, unterbrach Thjodhild ihre Tochter scharf. »Kein Wort mehr! Geh zu deinen Brüdern.«
    Gleich am Eingang der Halle blieb sie mit den dreien stehen und wies zur Mitte. »Er weiß, dass ihr zurück seid.«
    Die Flammen prasselten im Langfeuer, der Schein zuckte an den holzvertäfelten Wänden, es roch nach frisch aufgelegten Birkenscheiten. Festen Schritts näherten sich die Heimkehrer der Hochbank. Dort kauerte Erik vornübergebeugt; die linke Hand umklammerte einen langen Stab.
    »Vater.«
    Erik hob nur den Kopf. Freude hellte das Bernstein seiner Augen und ein Lächeln begrüßte Sohn und Freund. Langsam setzte er einen Fuß auf die Trittbank, schob sich vor, tastete mit dem anderen Fuß nach dem gestampften Boden,

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