Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück
Liebe. Das ist ein Betthimmel, unter ihm pflege ich zu ruhen.«
»Pflege ich zu ruhen … Ach, wie schöne Worte du hast. Ich beneide dich …« Thurid schluckte heftig. »Um deine Sprache.« Doch sie musste dem stärkeren Drang gehorchen. »Weil du diesen Betthimmel, diese Kissen und das Tuch besitzt.« Immer wieder leckte sie ihre Lippen. »Was kostet es? Ich mein, verkauf mir alles. Ich muss das ganze Bett haben.«
Thorgunnas Augen verdunkelten sich und Lachen gluckste in ihrem Hals. »Wo hast du den Verstand, du kleine, eitle Bäuerin? Es gibt einen Unterschied zwischen uns. Ich werde dir doch nicht den Himmel überlassen und schlafe selbst auf hartem Streu.«
»Wie? Ich, ich weiß nicht, was du meinst. Sag mir den Preis, wir könnten ihn mit den Kosten für deine Herberge verrechnen.«
Kalt starrte Thorgunna sie an. »Du hast mir deine Gastfreundschaft aufgedrängt. Also bezahle ich die Unterkunft nach meinem Gutdünken.« Der Goldring an ihrem Finger blitzte. »Meinen Himmel schlag dir aus dem Kopf!«
Nur einen Augenblick, dann hatte Thurid die Kränkung hinuntergeschluckt. »Gut, gut. Aber vielleicht verkaufst du mir etwas von deinem Schmuck?«
Die Finger strichen über den Busen hinauf, spielten mit den Goldfibeln des Trägerkleides, berührten die Perlenkette am Hals und prüften schließlich die Silberkämme im hochgesteckten Haarzopf. »Ich denke, du solltest den Schmuck besser nur betrachten, meine Liebe. Denn lediglich an einem wohlgestalteten Körper kommt er wirklich zur Geltung.«
»Bitte, sag nicht solche Worte. Ich bin eine geachtete, angesehene Frau. Wir haben vierzig Knechte und mir unterstehen mehr als zwanzig Mägde.«
»Ach, verzeih!« Thorgunna schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Wie konnte ich nur so unhöflich sein.«
Gleich wieder versöhnt, zeigte Thurid auf den scharlachfarbenen Mantelumhang. »Doch dieses wunderbare Stück leihst du mir sicher für den Kirchgang am Sonntag.«
»Ich bin untröstlich.« Thorgunna drückte die vollen Lippen in den Wollstoff. »Ein Geschenk des Herrn meines Herzens. Ich darf es nicht entweihen.«
Der Hausfrau stiegen die Tränen in die Augen. »Aber irgendetwas wirst du mir doch abgeben wollen?«
»Sei nicht ungeduldig, meine Liebe!«
Kaum war der Bauer mit den Knechten am Abend aus den Wiesen zurück, als ihm seine Frau entgegenlief. »Wasch dich, Thorrod, zieh dir ein frisches Hemd an, auch das Sonntagswams! Wir haben einen vornehmen Gast. Eine Dame. Sie wird den Herbst und auch über den Winter bei uns wohnen.«
»Wie viel zahlt die Frau für Kost und Unterkunft?«
»Ich weiß es nicht, aber sicher genug. Thorgunna will den Preis selbst bestimmen.«
Der Herr zu Frodisach verengte die Augen. »Das riecht faul.«
Seine Frau hob drohend den Finger. »Wehe dir, wenn du unfreundlich zu ihr bist. Und jetzt wasch dich!«
Vor dem Abendessen begrüßte Thorrod einsilbig den Gast: »Willkommen in meinem Haus.« Damit wollte er sich abwenden, doch Thorgunna gab seine Hand nicht frei. »Erst war ich im Zweifel.« Wohlgefällig glitt ihr Blick vom scharf geschnittenen, hellbärtigen Gesicht zu den breiten Schultern, streifte kurz über den sehnigen Körper hinunter und kehrte zurück. Ihre Stimme gurrte. »Aber jetzt bin ich froh, im Schutze eines so starken Mannes den Winter verbringen zu dürfen.«
»Was?« Beinah erschreckt brachte der Bauer seine Hand in Sicherheit. »Ja, ich freu mich auch«, murmelte er und bot Thorgunna nicht den Ehrenplatz neben sich an, sondern wies ihr den Hocker auf der anderen Tischseite zu.
Am Geplauder der Frauen über die englische Mode nahm Thorrod nicht teil. Erst nachdem nur noch Kopf und Gräten vom Fisch übrig waren, räusperte er sich. »Wir sollten uns gleich einig werden. Das Essen und Trinken ist …«
»Wie Recht du hast«, unterbrach ihn Thorgunna und lächelte unter den Wimpern zu ihm hinüber. »Ich verstehe viel von Gewürzen. Wenn deine Frau es erlaubt, werde ich dir demnächst gerne eine Kostprobe bieten. Insbesondere mein Rezept für Met oder Bier wird von allen Herren sehr geschätzt.«
Thorrod zerrte an seinem Hemdkragen. »Das mein ich nicht.«
Nach einem strafenden Blick auf ihn griff Thurid ein. »Danke, mein Mann freut sich.«
Jetzt reckte der Bauer das Kinn. »Unser Jahr war schlecht. Deshalb geradeheraus: Wie viel zahlst du uns für die Herberge?«
»Wenn ich ehrlich sein darf: Ich muss mit meiner Reisekasse sehr sparsam umgehen.« Und ehe die Bauersleute sich fassten, setzte sie
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