Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück
Land für mich in Besitz genommen. Wir sind Nachbarn, Thorgest.«
Der Bauer, auch die Söhne setzten sich ruckartig auf. Toke fasste sich als Erster. »Die ganz große kann nur die Welkgrasinsel sein.«
»Warte, bis wir sie bewirtschaften, dann siehst du nur noch dunkles Grün.« Erik grinste.
Der Bauer lehnte sich zurück. »Und auf der Ochseninsel willst du siedeln? Klar, weil’s von da aus einfacher mit dem Schiff raus zum Breidafjord geht.« Er fuhr nachdenklich mit den Fingern über die Lehne. »Bis jetzt ist noch keiner auf diese Idee gekommen.«
Träge dehnte Odd seine Arme. »Und alles muss rübergeschafft werden. Also, mir wär das zu viel Arbeit.«
Erik blitzte ihn an: »Keiner hat dich gebeten zu helfen!«
Ehe Streit entbrannte, griff der Vater ein: »Wenn ich dich richtig verstehe, willst du deinen Hausrat in der Scheune lagern.«
Auch das Bauholz, den Planwagen und die Pferde, erklärte der Rote, auch die beiden wertvollen Hochsitzbalken der Familie, eben alles, was er nicht über den Winter zur Südseite der Halbinsel mitnehmen musste. So könnte er mit all seinen Leuten die Reise auf dem Schiff bequemer fortsetzen.
Thorgest sah ihn lange an. »Gehört habe ich von dir noch nichts, nein, obwohl ich Vettern im Habichtstal habe. Scheinst wohl neu auf Island zu sein?«
Nicht weiter, bangte Thjodhild und sah schnell zur Seite auf Tyrkir. Der saß sofort wachsam da, jederzeit bereit, den Freund zu unterstützen. Bisher hatte Erik nichts über sich und die zurückliegenden Ereignisse berichtet, außer dass er um die Tochter des Habichtshofes gefreit hatte.
»Von Norwegen bin ich rübergekommen.« Erik dehnte den Satz. »Weil erzählt wurde, hier wär das Leben besser.«
»Hab ich auch noch nicht gehört, ja, aber kann schon sein. Egal, geht mich auch nichts an.« Thorgest schnippte mit Daumen und Zeigefinger. »In jedem Fall bist du mir als Nachbar willkommen. Und weil du so weit draußen auf dem Wasser wohnen willst, kommen wir uns nicht in die Quere.«
Thjodhild atmete aus. So undurchsichtig und schmierig sie den Bauern bisher empfunden hatte, mit diesen Worten hatte er bei ihr zum ersten Mal wenigstens einen Hauch an Zuneigung gewonnen.
»Mein Lagerschuppen ist nicht billig. Und du musst im Voraus bezahlen, das verstehst du doch?«
Erik feilschte nicht um die Summe, mit dem genannten Preis war er sofort einverstanden.
»Abgemacht!« Thorgest sprang vom Hochsitz und die Männer besiegelten durch Handschlag das Geschäft. »Auf gute Nachbarschaft im nächsten Jahr! Deine Habe ist bei mir gut aufgehoben und deine Gäule werde ich mästen.« Als er den besorgten Blick sah, setzte er hinzu. »War nur ein Scherz. Von Pferden verstehen wir was, du wirst sie ohne Fettbäuche und kräftig vorfinden.« Er schob das Kinn vor, zeigte die Zähne und lachte wieder. Die Gäste sollten zum Essen bleiben, ab morgen könnten sie seine Scheune nutzen. Kein weiteres Wort der Neugier, er sprach dem Bier zu, erzählte Zoten, schlug den Mägden auf den Hintern und schwärmte von der Wildheit seiner Sprösslinge.
Nach dem Abschied war Thjodhild froh, endlich dem Gelächter entkommen zu sein. »Dieser Kerl! Und seine Söhne sind keinen Nagelbreit besser.« Verächtlich funkelte sie die Freunde an. »Aber ihr hattet auch noch eueren Spaß.«
Tyrkir zuckte die Achseln. »So geht es eben zu, wenn keine Hausherrin auf Sitte und Anstand achtet.«
»Männerwirtschaft«, meinte Erik lahm.
»Schämt euch!« Thjodhild stieß beide gleichzeitig mit den Fäusten in die Seiten. »Geht hinter mir! Auf eure grinsenden Gesichter kann ich gerne verzichten.«
FISCHZUG DER GÖTTER
B eide waren nackt, sie lagen auf der Decke vor dem Wohnhaus am Warmquellhang. Das Mädchen spielte mit einer Rassel, es versuchte den glatt geschliffenen hohlen Holzstab zum Mund zu führen, dies gelang nicht. Unwillig rüttelte es das Spielzeug und krähte, wenn die Steinchen im Innern aneinander schlugen, dabei strampelte es mit den Beinen. Der Junge lag ruhig neben ihr, lutschte an seiner rechten Faust, die Finger der anderen Hand zupften am Hähnchen zwischen den Beinen. Bis der Südwind vom Meer herauf die Anhöhe erreicht hatte, verwandelte ihn die Mittagssonne in eine laue Brise und so streichelte er nur die rosige Haut der Kleinen. Gudrid war Anfang März dieses Jahres zur Welt gekommen, Leif im Mai, ein weißblondes und ein goldgelocktes Köpfchen.
Ihre Mütter saßen neben der Decke im Gras.
»Wir haben schöne Kinder«, sagte
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