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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Milchvieh und unsern Hof.«
    Jetzt streckte auch Thjodhild den Zeigefinger aus. »Aber das sind Inseln.«
    »Ja, saftiges Gras und viel Platz.« Tief sog Erik den Atem ein. »Mehr brauch ich nicht.«
    »Ich will aber mehr!«
    »Verflucht …« Der Zorn pulste am Hals des Roten. »Ach, was rede ich. Erklär du es ihr, Schlaukopf!«
    Tyrkir kam erst gar nicht zu Wort. Aufgebracht strich Thjodhild eine Strähne aus dem Gesicht. »Bei Freya und ihren Katzen! Wage es nicht! Wir fahren zu meinen Verwandten. Und dort kaufen wir Land.«
    »Von der Gnade anderer leben! Davon hab ich genug. Mein eigenes Reich, das will ich. Land, auf dem ich der Herr bin. Wo keiner das Recht hat, mich zu verjagen.«
    »Sei kein Narr!« Kaum gelang es ihr, sich zu mäßigen. »Solch ein Land gibt es nicht, Erik. Überall musst du mit Nachbarn auskommen. Und um gleich ein Gode zu sein, dafür bist du viel zu spät nach Island gekommen.« Sie sah, wie seine Miene starr wurde, und wandte sich an den Verwalter. »Ich habe keine Lust, wieder in einer Einöde zu leben. Wenn er das vergessen hat, dann erinnere ihn daran! Schließlich bist du sein Freund.«
    So ist es richtig, schimpfte Tyrkir tonlos, sobald die saubere Herrschaft nicht weiterweiß, ruft sie nach ihrem Sklaven und der darf dann die Schläge einstecken. Womöglich auch noch von beiden Seiten. Aber nicht mit mir. »Das nächste Mal könntet ihr gefälligst … Ach, egal. Also, ich meine, es wäre besser, wenn wir uns nicht gleich festlegen. Zunächst sollten wir uns morgen die Inseln gemeinsam ansehen. Vielleicht gefallen sie uns ja? Oder vielleicht hat der erste Anblick getäuscht und man kann dort gar nicht siedeln? Beides könnte ja möglich sein.« Fordernd sah er von einem zum anderen und war erleichtert, als sich die Mienen entspannten.
    Ja, einverstanden, warten bis morgen und dann entscheiden.
    Gut so, dachte Tyrkir, der Krieg war aufgeschoben.
    Fast hatten sie die Zelte und den Wagen wieder erreicht. Da stockte Erik, langsam zog er die Streitaxt aus der Gürtelschlaufe. »Nicht weiter«, raunte er.
    Jetzt hatte auch Tyrkir die drei Gestalten oben auf dem Grat des linken Bergbuckels entdeckt und tastete nach seinem Dolch.
    Reglos standen die Männer da, gegen den hellen Himmel war nicht auszumachen, ob sie Waffen trugen. Ein schneller Blick zu den Pferden. Auch die sechs Knechte hatten die Fremden längst bemerkt und waren kampfbereit.
    Thjodhild verkrampfte eine Hand in ihr Schultertuch. »Leif schläft im Wagen. Ich muss zu ihm.«
    »Bleib!« Langsam schritt Erik quer durch die Senke, im Vorbeigehen raunte er den Sklaven zu: »Sobald ich pfeife, stürmen zwei mit mir direkt den Hang hoch, die anderen greifen von beiden Seiten an.« Er blieb am Fuß des Hügels stehen. »Wer besucht uns so spät in der Nacht?«
    »Friedliche Bauern.« Der mittlere, etwas kleinere Mann hob beide Hände, sie waren leer. »Wir haben das Feuer gerochen und wollten nur mal nachschauen. Wer seid ihr?«
    »Wer will das wissen?«
    »Thorgest, der Herr vom Breidahof. Eine halbe Wegstunde von hier.« Er legte den beiden rechts und links von ihm seine Arme auf die Schultern. »Das sind meine Söhne. Tüchtige Burschen, ja, sehr tüchtig und sehr stark.«
    Erik gab Auskunft, er nannte nur seinen Namen und sagte, dass er auf der Fahrt zur Südinsel sei. Zwei Nächte wollte er hier mit seinen Leuten in der Senke lagern.
    »Gut gewählt, ja, Spitzklipp bietet Schutz gegen den Wind.«
    »Was sagst du? Wie heißt dieser Platz?«
    »Spitzklipp, wegen der Steilhügel hier. Dürfen wir kommen?«
    Schon hob Erik einladend die Hand, da rief Thjodhild in seinem Rücken: »Nicht jetzt! Bitte! Wir sind müde!«
    Der Rote ließ den Arm wieder sinken. »Also morgen. Wir besuchen dich. Frisches Wasser und Brot könnten wir wohl brauchen.«
    »Kommt nur, wann ihr Zeit habt! Auf dem Breidahof sind Gäste willkommen. Wir haben lange keine Neuigkeiten mehr gehört.« Der Bauer und seine Söhne schwenkten zum Abschied ihre Kappen und waren vom Grat verschwunden.
    Unsicher grinsend empfing Erik seine Frau. »Stör dich nicht an dem Namen. Freundliche Leute gibt es hier.« Dennoch schickte er je einen Knecht auf die drei Grasberge. »Ich glaube zwar nicht, dass wir Wachposten brauchen. Aber besser ist es schon.«
    »Spitzklipp?« Thjodhild fröstelte. »Wie Geister standen die Kerle da oben. Gut, dass sie wieder fort sind.« Mehr sagte sie nicht, stieg in den Wagen und trug Leif auf dem Arm ins Zelt.
    Immer noch grinste Erik,

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