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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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Gefolgsleute. Auch Thorbjörn Vifilsson hatte sich in einer mit Segeltuch notdürftig abgedeckten, doch geräumigen Unterkunft eingerichtet.
    »Wartet!« Gleich nach ihrem Eintreten wies er Tyrkir und Erik einen Platz in der hintersten Ecke zu und wandte sich wieder an den Gast, der neben seinem Stuhl auf einem Hocker saß. »Also, ich kann mit deiner Stimme rechnen? Gut. Wenn es so weit ist, werde ich dich als Zeugen für die Sache meines Freundes aufrufen. Und nun geh!«
    Der Mann erhob sich, nach einem verstohlenen Blick auf den Roten fragte er: »Welche Gegenleistung? Darüber haben wir noch nicht gesprochen.«
    »Schweig! Ein Eid vor Gericht darf durch nichts erkauft werden.« Thorbjörn lächelte dünn. »Nimm mein Wort. Deine Sorgen finden in Zukunft das offene Ohr deines Goden.«
    Diese Zusage genügte und eilig entfernte sich der Gast. Thorbjörn sah ihm nach. »Ganz überzeugt hat er mich nicht. Aber wer sieht schon genau ins Herz?«
    Die Falte auf seiner Stirn glättete sich, aufmunternd rief er den Freunden zu: »Willkommen in meiner Behausung! Ich biete euch Obdach.« Leider sei dies hier kein Vergleich mit dem Hof am Warmquellhang, auch gäbe es keine Hausfrauen, die kochten, und da Katla mit den Mägden auf der Ochseninsel zurückgeblieben wäre, müssten sie sich an den Fleisch- und Fischbuden satt essen.
    »Das ist mir egal«, brummte Erik, eine Weile atmete er schwer, schließlich hieb er beide Hände flach auf seine Knie. »Verflucht, ich weiß gar nicht, was ich hier soll? Warum, verdammt, warum kann ich meine Fehde mit dem Breidabauern nicht selbst regeln?«
    Erschreckt beobachtete Tyrkir den Richter. Zürne meinem Wikinger nicht, flehte er stumm, es ist keine Undankbarkeit, er fühlt sich nur so ohnmächtig.
    Thorbjörn verschränkte die Arme. »Glaubst du, ich hätte mich zum Richter wählen lassen, wenn dieses Amt keinen Sinn hätte?« Kühl versicherte er, ihm ginge es nicht darum, Reichtum anzuhäufen, wie es manchen seiner Amtsbrüder unterstellt würde. »In jeder Sippe sorgt das Oberhaupt selbst für Recht und Gesetz. So ist es und richtig. Aber wir leben nicht jeder für sich, das weißt du genau.« Er zeigte in die Richtung der Thingstätte. »Seit gestern steht der Sprecher auf dem heiligen Felsen und verkündet die althergebrachten Gesetze. Sie zu befolgen, haben wir uns alle verpflichtet. Sonst gibt es keine Gemeinschaft, keinen Frieden zwischen den Familien.« Gewöhnlich sorgten die Richter in ihren Bezirken allein für die Einhaltung. Gab es aber schwere Verbrechen oder auch Streitigkeiten, die nicht beigelegt werden konnten, so wurde die Thingversammlung angerufen.
    Erik hatte sich wieder gefasst. »Wenn’s Zweck hätte …« Nach einer Weile fuhr er bitter fort: »Hab noch nie gehört, dass ein Mann auf dem Thing Recht bekommt, weil er im Recht ist.«
    »Willst du meine Godenwürde beleidigen?«, schnappte Thorbjörn scharf. »Unsere Gesetze sind gut. Sie regeln das Leben.«
    »Ja, beim Thor, ich weiß. Ein abgeschlagenes Ohr kostet ein halbes Manngeld, ein ausgestochenes Auge nur ein Viertel, fehlt aber die Nase oder ein Fuß, hat der Täter gleich ein ganzes Manngeld zu bezahlen. Wer seine Kühe auf einer fremden Weide grasen lässt …«
    »Schweig!« Heller Zorn stand in den Augen des Goden. »Ich will dir beistehen und du spottest …«
    »Nicht!« Tyrkir trat zwischen die beiden und versuchte sie mit Gesten zu beschwichtigen. »Bringt euere Freundschaft nicht in Gefahr! Bitte, Thorbjörn, lass es mich für ihn erklären und habe Geduld, wenn das deutliche Sprechen mir immer noch schwer fällt.«
    Mit der Hand schützte er die Narbe. »Schon lange möchte Erik dir sagen, wie dankbar er für deine Hilfe ist. Außerdem möchte er dir sagen, dass er den Ausgang des Prozesses fürchtet, weil er schon einmal auf dem Thing angeklagt wurde. Verstehst du, die alten Bilder tauchen in ihm wieder auf.« So schnell es seine Lippen erlaubten, schilderte Tyrkir das Gerichtsverfahren in Norwegen. Auch damals standen wenige Zeugen den vielen Eideshelfern auf der Klägerseite gegenüber. Trotz klarer Unschuldsbeweise wurden der Freund und sein Vater verurteilt. »Erik greift nicht die Gesetze an, auch nicht dein Amt. Denn der Richter verkündet nur das Strafmaß. Die ausgewählten Geschworenen fällen das Urteil, so wie es von der Gemeinschaft verlangt wird. Mein Freund ist mutlos, weil nur der Recht bekommt, zu dem die meisten halten.«
    Sichtlich betroffen zog Thorbjörn den Deutschen

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