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Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück

Titel: Erik der Rote oder die Suche nach dem Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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hat. »Bei einem Witwer darfst du nicht bleiben. Das gibt böses Gerede. Bei uns kannst du in Frieden auf die Rückkehr warten.« Keine quälenden Fragen nach Thing, Verbannung oder wie das Leben der Tochter nun weitergehen sollte.
    Anfangs sprachen die Eltern nur über Erik, wenn Thjodhild sie darum bat. Als dann Leif wach und neugierig wurde, nahm der Großvater ihr die schwere Aufgabe ab. Während der vergangenen Wintermonate durfte Leif, sooft es die Zeit erlaubte, zu ihm auf die Hochbank klettern.
    »Dein Vater ist ein mutiger, starker Mann. Er unternimmt mit Onkel Tyrkir eine lange Reise auf dem Reittier des Meeres. Das ist sein Schiff. Und glaub mir, ich habe noch nie ein schöneres und schnelleres Schiff gesehen. Eines Tages landen sie auf einer seltsamen Insel …« So begann Thorbjörn regelmäßig die Geschichte und erzählte dem Enkel von wilden Abenteuern.
    Mit offenem Mund hörte Leif zu, fürchtete sich bei den Trollen, Seeschlangen oder Drachen und seine Augen leuchteten auf, sobald Erik und Tyrkir tapfer die Unholde besiegt hatten. »Ich auch.« Der Junge ballte die kleinen Hände. »Ich will auch übers Meer fahren.«
    »Sobald dein Vater zurückkehrt, musst du ihn fragen.«
    »Wann kommt er endlich?«
    »Geduld. Es dauert nicht mehr lange.« Thorbjörn drehte den Finger in seinen Bart und murmelte geheimnisvoll: »Erst fahren sie noch zu der Insel, auf der die Schafe zwei Köpfe haben. Doch davon erzähle ich dir das nächste Mal.«
    Wie viele Geschichten musste der Großvater noch für seinen Enkel erfinden? Mit einem Mal sprang Thjodhild unruhig auf und blickte an den Söhnen vorbei zum Bergvorsprung weiter unten im Tal.
    Damals stand ich auch hier, das Herz drohte mir vor Angst zu zerspringen, weil Erik und Tyrkir nicht kamen, weil ich nicht wusste, wie nach dem Bergrutsch der Kampf gegen die Mörder ausgegangen war. Oh, ich hasse dieses Warten auf euch. »Keine Hausfrau eines Wikingers darf ihre Sorgen offen zeigen«, hatte die Mutter damals gemahnt. »Der Mann kommt zurück oder nicht. So ist das nun mal.«
    Thjodhild presste die Fäuste gegen ihre Schläfen. Bis jetzt habe ich es geschafft. Warte weiter! Das dritte Jahr der Verbannung geht erst im Juni zu Ende. Bis dahin dürfen sie gar nicht zurückkehren und auch dann musst du schweigen und warten.
    »Mutter?! Du weinst ja. Hast du Angst?«
    Der besorgte Ton in Leifs Stimme brachte sie zurück. »Nein, nein. Die dummen Tränen kommen vom Wind.« Sie nahm Thorvald auf den Arm. »Ihr beiden seid doch meine Beschützer. Warum sollte ich mich fürchten?«
    »Heute kommt überhaupt keiner den Weg rauf. Ich habe keine Lust mehr aufzupassen. Ich will jetzt dem Schmied helfen, wenn die Pferde Eisenschuhe kriegen. Ich darf heute alles, das hast du mir versprochen.«
    »Gleich, mein Wikinger. Weil dein Geburtstag ist, darf ich mir auch etwas wünschen. Sag deinen Namen, bitte, schön langsam und deutlich!«
    »Aber nur einmal, mehr nicht.« Der Vierjährige hockte sich vor der Mutter nieder. »Ich bin Leif, der Sohn von Erik. Und Erik ist der Sohn Thorvalds …« Bei jedem Namen schlug der Junge mit seinem Holzschwert auf den Stein. »… und der hatte Asvald zum Vater und Asvald war der Sohn des Ulf und der hatte den Ochsenthorir zum Vater.«
    In der zweiten Maihälfte verblassten mehr und mehr Sterne, aus dem Nachtdunkel wurde Zwielicht und wie schwarze Riesenrücken buckelten die Bergkämme gegen den fahlen Himmel.
    Ein Schatten. Er bewegte sich schnell im Hang oberhalb des Habichtshofes, war verschwunden, wenig später tauchte er ein gutes Stück tiefer wieder auf, dann stand mit einem Mal eine Gestalt auf dem Felsen direkt über den Dächern. Nicht groß, der Mantel hing um schmächtige Schultern, unter der Kappe schimmerte ein heller Fleck, mehr war vom Gesicht nicht zu erkennen.
    Im Innenhof hoben beide Wachhunde ihre Schnauzen. Sie konnten nicht ausmachen, woher die Witterung kam, unruhig liefen sie herum, knurrten, schließlich schlugen sie an. Ihr Bellen lockte einen Knecht aus dem Gesindehaus. Sofort verstummten die Wächter.
    Nur mit einem Hemd bekleidet schlurfte er verschlafen zum Stall, zum Wohngebäude, nichts Ungewöhnliches fiel ihm auf. »Haltet Ruh!«, befahl er den Hunden und wollte zurück ins Gesindehaus. Auf halbem Weg traf ihn ein kleiner Stein an der Schulter, gleichzeitig hörte er eine Stimme: »Warte noch!«
    Der Knecht fuhr zusammen. »Wer ist da?« Furchtsam blickte er sich um.
    »Ein Freund. Wenn du schreist, muss

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