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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Verschlag gezogen. Der schwarze Mann übergab Pedro den Strick, den das Schaf um den Hals trug, und eilte davon. Das Schaf schien zu ahnen, was ihm bevorstand, wie ein Tier im Schlachthof, das das Blut seiner Vorgänger riecht.
    Pedro hängte sein Jackett an einen Kleiderständer neben dem Teich, der offenbar nur diesem Zweck diente. Er knöpfte die Weste auf, die über seinem großen Bauch spannte, krempelte die weißen Hemdsärmel hoch und machte den Strick los, während er zugleich den Hals des Schafs mit einem festen Griff umfasste. Das Schaf brüllte. Das Krokodil lag regungslos da. Rasch packte Pedro die vier Beine des Schafs, drehte es auf den Rücken und warf es in den Wassergraben. Mit einer Bewegung, so schnell, dass Hanna sie kaum wahrnehmen konnte, verließ das Krokodil den Felsblock und verschwand im Wasser. Dort schnappte es nach dem Körper des Schafs. Das Krokodil warf und drehte das Tier herum, verschwand unter der Wasseroberfläche, tauchte aufs neue auf, jetzt mit dem Kopf des Schafs, der vom Körper abgetrennt war.
    Hanna wollte nichts mehr sehen. Sie kehrte um und eilte zurück zur Veranda.
    »Ich komme, wenn das Festmahl vorüber ist«, hörte sie Pedros Stimme hinter sich. Es ist, als würde er selbst an der Mahlzeit teilnehmen, dachte sie verunsichert. Wie könnte dieser Mann mir einen Rat geben, was ich mit meinem Leben anfangen soll?
    Ihr erster Impuls war, sich in das wartende Auto zu setzen und zurück in die Stadt zu fahren. Aber sie blieb auf der Veranda und setzte sich in einen schattigen Winkel. Als Pedro von der Fütterung des Krokodils zurückkehrte, war von dem, was sich am Teich abgespielt hatte, in seinem Gesicht keine Spur zu erkennen. Er lächelte ihr zu, klingelte mit einer kleinen versilberten Glocke, bestellte Tee beim Diener und fragte sie, warum sie, die nie irgendwelche Besuche machte, so unerwartet in sein Haus gekommen war.
    »Nachts liege ich wach«, sagte sie. »Ich weiß nicht, warum ich hier in Afrika bleiben sollte. Aber ich weiß auch nicht, warum ich abreisen sollte. Und auch nicht, wohin.«
    Ihre Worte schienen ihn nicht zu überraschen. Langsam fächelte er sein Gesicht mit dem Tropenhelm. »Das sind Gedanken, die wir alle uns machen«, sagte er. »Eine Frage, an der wir nicht vorbeikommen. Zu bleiben oder nicht zu bleiben. Selbst wenn wir hier geboren sind, befinden wir uns auf feindlichem Gebiet.«
    »Ist es das, was ich empfinde? All der Hass, der gegen uns gerichtet ist, die wir weiß sind?«
    »Das ist kaum etwas, worum man sich kümmern muss. Was sollten die Schwarzen uns tun können? Nichts.«
    »Sie haben etwas, was wir nicht haben.«
    Zum ersten Mal sah er sie fragend an. »Was sollte das sein?«
    »Es gibt so viele von ihnen.«
    Er schien enttäuscht über ihre Antwort, als hätte er gehofft, sie würde ihn überraschen und etwas sagen, woran er noch nicht gedacht hatte.
    »Dass ihre große Zahl eine Bedrohung für uns sein könnte, ist nur eine Einbildung nervenschwacher Menschen«, sagte er ungeduldig. »Albträume, die niemals Wirklichkeit werden können. Dass es so viele von ihnen gibt, steigert nur ihre Verwirrung.«
    »Ich empfinde mich nicht als nervenschwach. Aber ich sehe, was ich sehe. Und ich höre, was ich höre.«
    »Was hören Sie?«
    »Eine Stille. Die nicht natürlich ist.«
    Ehe Pedro zu antworten vermochte, betrat Isabel die Veranda und setzte sich in einen der Korbstühle. Sie lächelte.
    Hanna ahnte, dass sie ihr Gespräch belauscht hatte. Aber warum war sie gerade in diesem Moment auf die Veranda hinausgetreten? Wollte sie, dass das Gespräch beendet würde? Oder gab es einen anderen Grund?
    Vor ihrem inneren Auge sah sie plötzlich, wie Pedro die Beine von Isabel packte und sie in den Krokodilgraben warf. Sie zuckte zusammen und ließ die Teetasse fallen, die sie in der Hand hielt. Wenn sie sich schon vorstellen konnte, dass Pedro seine schwarze Gefährtin dem Krokodil zum Fraß vorwarf, dann war es nicht weit bis zum nächsten Gedanken: Dass er auch sie hineinwerfen würde, obwohl sie eine weiße Frau war.
    Pedro klingelte mit der versilberten Glocke. Ein Diener kam, sammelte die Scherben auf und wischte den Boden trocken.
    Plötzlich fiel ihr Berta ein. Jonathan Forsman hatte aus Versehen eine Kaffeetasse angestoßen, die von einem Tisch fiel. Sie konnte es vor sich sehen: Berta fegend, dann trockenwischend. Und Forsman, der nicht einmal in ihre Richtung sah.
    In welche Richtung sehe ich?, dachte sie. Und warum denke ich so, wie

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