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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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versuchen, ihn festzuhalten, indem ich eine Märtyrerin aus mir mache. Aber ich habe tatsächlich versucht, ihn mit anderen Männern zu vergessen.«
    »Und er liebt Sie.«
    »Oh, ja. Wir sind sehr eng miteinander verbunden. Das ist ein Teil der Tragödie, aber darin besteht auch das Wunderbare in unserer Beziehung.«
    »Wenn das so ist, Eve, warum ist er dann mit einer anderen verheiratet?«
    »Eine ausgezeichnete Frage.« Sie zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich in die Kissen zurück. »Eine, die ich mir in all den Jahren immer wieder selber gestellt habe. Auch noch, als ich die Antwort kannte. Seine Ehe mit Muriel war schon zerrüttet, als er mich traf. Ich sage das nicht, um den Ehebruch zu beschönigen, es ist die Wahrheit.« Sie stieß hastig den Rauch aus. »Es würde mir nicht das geringste ausmachen, wenn ich der Grund dafür gewesen wäre, dass Victor seine Frau nicht mehr liebte. Aber das war schon passiert, bevor ich aufkreuzte. Er blieb bei ihr, weil er sich für sie verantwortlich fühlte, weil ihr Glaube es ihr unmöglich machte, einer Scheidung zuzustimmen, und weil sie ein Kind, eine Tochter, bei der Geburt verloren hatten. Damit ist Muriel nie fertiggewörden - oder sie hat sich nie gestattet, damit fertig- zuwerden. Sie war nie ganz gesund. Epilepsie. Nein, es hat nie irgendein Gerücht oder einen Hinweis darauf gegeben, dass Victors Frau eine Epileptikerin ist, obwohl dieser Krankheit heute keinerlei Makel mehr anhaftet.«
    »Aber noch vor einer Generation war es so«, warf Julia ein.
    »Und Muriel Flannigan gehört genau zu der Art von Frauen, die aus so einer Sache ein großes Geheimnis machen und es auch noch genießen.«
    Julia runzelte die Stirn. »Sie meinen, sie benutzt ihre Krankheit, um Mitgefühl zu erzwingen?«
    »Meine Liebe, sie benutzt sie so geschickt, so berechnend und so kaltblütig wie ein General seine Truppen. Die Krankheit ist ihr Schutzschirm gegen die Wirklichkeit, und sie hat ihr Leben damit verbracht, auch Victor hinter diesen Schirm zu zerren.«
    »Es ist schwierig, einen Mann irgendwohin zu zerren, wo er nicht hingehen will.«
    »Gut gesagt«, murmelte Eve. »Wir drei sind in der Tat Spielfiguren nach einem endlosen Drehbuch. Die andere Frau, die leidende Ehefrau und der Mann, der hin- und hergerissen wird zwischen seinem Herzen und seinem Gewissen.« Sie nahm sich eine neue Zigarette, zündete sie aber nicht an, sondern starrte ins Leere. »Ich biete Sex, und sie appelliert an sein Verantwortungsgefühl. Wie oft hat sie absichtlich ihre Medikamente nicht genommen, meist, wenn es galt, irgendeiner Krise zu begegnen, eine Entscheidung zu treffen.«
    Julia hob die Hand. »Entschuldigen Sie, Eve, aber warum hat er das hingenommen? Warum sollte ein Mann sich Jahr für Jahr in dieser Weise benutzen lassen?«
    »Was ist stärker, Julia? Liebe oder Schuldgefühle?«
    Julia brauchte nicht lange zu überlegen. »Die Kombination von beidem läßt keinen Platz mehr für andere Gefühle.«
    »Eine Frau wie Muriel versteht es, ihre Trümpfe sehr gut auszuspielen.« Eve stieß ungeduldig die Luft aus und versuchte, ihre Stimme nicht so bitter klingen zu lassen. »Victor hat dafür gesorgt, dass Muriels Krankheit geheim blieb. Sie hat geradezu fanatisch darauf bestanden. Seit dieser Totgeburt ist auch ihre geistige Gesundheit angegriffen. Wir wussten und akzeptierten beide, dass er nie ganz mein sein würde, solange Muriel lebt.«
    Julia begriff, dass es jetzt an ihr war, Verständnis zu zeigen und weder Kritik noch Vorwürfe aufkommen zu lassen. Sie musste sich Eve gegenüber jetzt so verhalten, wie diese es ihr gegenüber bei ihrem Gespräch am Swimmingpool getan hatte. »Es tut mir so leid. Und ich habe geglaubt, dass nur ich einen Mann geliebt hätte, der mir nie ganz gehören konnte. Es war ein furchtbarer Schmerz. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, wie es sein mag, jemanden so lange hoffnungslos zu lieben.«
    »Nicht hoffnungslos«, sagte Eve. Sie musste das Streichholz dreimal anstreichen, bevor es aufflammte. »Immer voller Hoffnung.« Langsam stieß sie den Rauch aus. »Ich war älter als Sie, als ich ihm begegnete, aber immer noch jung. Jung genug, um an Wunder zu glauben. Und daran, dass Liebe alles überwinden kann. Jetzt bin in nicht mehr jung und weiß es besser. Aber ich würde mein Leben nicht ändern wollen. Wenn ich an diese schwindelerregenden ersten Monate mit Victor zurückdenke, bin ich dankbar. Sehr dankbar.«
    »Erzählen Sie mir davon«, sagte

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