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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und lächelte. »Hallo, Julia.«
    Julia starrte sie nur fassungslos an. Wieso saß Eve Benedict auf dem Fußboden, spielte mit ihrem Sohn und unterhielt sich mit ihm über Mütter?
    »Miss B. wollte dich sehen«, erklärte Brandon. »Aber sie sagte, sie wollte warten, bis du fertig bist mit telefonieren.«
    Abwesend und automatisch stellte Julia den Fernseher ab. »Es tut mir leid, dass Sie warten mussten.«
    »Nicht nötig.« Eve strich Brandon übers Haar. »Ich habe mich großartig unterhalten.« Sie stand auf und freute sich, dass sie nur ganz leichte Schmerzen in den Beinen dabei spürte. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich jetzt esse, während wir uns unterhalten.« Sie zeigte auf das zugedeckte Tablett.
    »Ich hatte noch keine Zeit zum Essen, seit ich aus dem Studio zurück bin, und ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen.«
    »Bitte, Brandon, geh jetzt nach oben, du musst morgen früh in die Schule.«
    Er seufzte. »Ich wollte gerade diese Brücke bauen.«
    »Die kannst du morgen bauen.« Als er widerwillig aufgestanden war, nahm sie sein Gesicht in beide Hände. »Das wird ein großartiger Raumschiffhafen, Kumpel. Du kannst alles so liegen lassen.« Sie küsste ihn auf die Stirn und auf die Nase. »Und vergiss nicht ...«
    »Dir die Zähne zu putzen«, sagte er und verdrehte die Augen. »Wirklich, Mama.«
    »Wirklich, Brandon.« Lachend gab sie ihm einen kleinen Klaps auf den Rücken. »Um zehn Uhr Licht ausmachen.«
    »Ja, Mama. Gute Nacht, Miss B.«
    »Gute Nacht, Brandon.« Sie beobachtete, wie der Junge die Treppe hinaufkletterte, dann wandte sie sich an Julia. »Ist er immer so gehorsam?«
    »Brandon? Ich denke schon. Er weiß, dass es nur ein paar Regeln gibt, bei denen ich kaum jemals eine Ausnahme mache.«
    »Da haben Sie wirklich Glück.« Eve hob den Deckel vom Tablett und begutachtete ihr Hacksteak. »Wenn ich an die Zeit denke, als viele meiner Freunde noch kleinere Kinder hatten - das Geschrei und Geplärr jeden Abend beim Schlafengehen! Ich glaube, das hat mich davon abgehalten, mir selber welche anzuschaffen.«
    »War das wirklich der Grund?«
    Eve zog die Serviette aus dem Porzellanring. »Ich habe jedenfalls viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, weshalb die Leute sich wohl Kinder anschafften. Aber ich bin eigentlich nicht hergekommen, um mit Ihnen über die Geheimnisse der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern zu reden.« Sie nahm eine Stange Spargel. »Ich hoffe, es paßt Ihnen, hier und jetzt ein Interview aufzunehmen.«
    »Ja, natürlich. Ich schau nur noch mal nach Brandon und hole den Recorder.«
    »Gut.« Eve goß sich eine Tasse Kräutertee ein und wartete. Das Essen war köstlich, aber sie konnte es nicht recht genießen. Als Julia sich ihr gegenüber in den Sessel setzte, war sie fast fertig.
    »Ich möchte Ihnen erzählen, dass Victor mich heute abend besucht hat. Es geht mir vieles durch den Kopf. Seine Frau hat heute früh einen Selbstmordversuch unternommen.«
    »Oh, mein Gott.«
    Eve zuckte mit den Schultern und schnitt sich etwas Fleisch ab. »Es ist nicht das erste Mal. Und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal, wenn sie gerettet wird. Gott scheint Dummköpfe und Neurotiker besonders zu beschützen.« Sie nahm einen Bissen. »Sie halten mich für gefühllos.«
    »Nein«, sagte Julia nach einem Augenblick des Zögerns. »Ich glaube, es bewegt Sie nicht. Das ist ein Unterschied.«
    »Das ist wahr. Ich habe Gefühle, Julia, oh, ja.« Sie trank wieder einen Schluck Tee. »Warum hätte ich sonst so viele Jahre meines Lebens für einen Mann opfern sollen, den ich nie wirklich bekommen kann?«
    »Victor Flannigan.«
    »Victor Flannigan.« Sie seufzte, legte den Deckel auf das Tablett und setzte sich zurück, ein Glas mit kaltem Wasser in der Hand. »Ich liebe ihn, und ich bin seit dreißig Jahren seine Geliebte. Er ist der einzige Mann, für den ich je Opfer gebracht habe. Der einzige Mann, der mir einsame Nächte beschert hat, Nächte, die eine Frau weinend verbringt, schwankend zwischen Verzweiflung und Hoffnung.«
    »Aber sie sind in den letzten dreißig Jahren zweimal verheiratet gewesen.«
    »Ja. Und ich habe eine Reihe von Liebhabern gehabt. Die Tatsache, dass ich Victor liebte, bedeutete für mich nicht, dass ich aufhörte zu leben. Das war und ist Muriels Weg, nicht meiner.«
    »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Eve.«
    »Nein?« Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, dann trommelte sie damit auf der Couchlehne. »Ich würde nicht

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