Erinnerung Des Herzens
abzuschneiden.
Sie stieß geräuschvoll die Luft aus und ließ sich in den Schreibtischsessel fallen.
»Gloria schien anzunehmen, dass ich irgend etwas schreiben würde, was ihren Ruf bedroht. Sie hat mir sogar Geld angeboten, obwohl ich den Eindruck hatte, dass sie mich viel lieber umgebracht hätte.« Als Paul die Augen zusammenkniff, stöhnte sie. »Du lieber Himmel, Paul, das war sarkastisch gemeint.« Dann lachte sie und lehnte sich zurück. »Ich sehe die Szene vor mir. Gloria DuBarry, als Nonne wie in dem Film McReedy's Little Devils, verfolgt die unerschrockene Autorin. Sie springt sie an und erwürgt ihr Opfer mit ihrer rosa Perlenkette. Wie klingt das?«
»Nicht halb so lustig, wie du es gemeint hast.« Er setzte die Kristallkugel beiseite. »Julia, ich möchte, dass du mir die Tonbänder vorspielst.«
»Du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Ich will dir helfen.«
Seiner Stimme war so sehr anzumerken, wie verzweifelt er sich um Geduld bemühte, dass sie ihre Hand ausstreckte und seine berührte. »Ich weiß das Angebot zu würdigen, Paul, aber ich glaube wirklich nicht, dass ich Hilfe brauche.«
»Das könnte sich ändern. Willst du es mir dann sagen?«
Da sie ganz sicher gehen wollte, dass sie die Wahrheit sagte, überlegte sie einen Augenblick. »Ja.« Sie lächelte, als ihr klar wurde, dass es gar nicht zu schwierig oder gefährlich war, jemandem zu vertrauen. »Ja, das werde ich.«
»Zumindest habe ich eine Antwort bekommen.« Er griff nach ihrer Hand, bevor sie sie fortziehen konnte. »Und wenn du glaubst, dass Eve Hilfe braucht?«
Diesmal zögerte sie keine Sekunde. »Dann wirst du der erste sein, dem ich es sage.«
Zufrieden wandte er sich einem anderen Problem zu. »Jetzt möchte ich dich etwas anderes fragen.«
Sie entspannte sich, der schwierigste Teil schien vorüber zu sein. »Und ich denke immer noch, dass ich das Interview mit dir bekomme.«
»Das bekommst du schon noch. Glaubst du mir, dass ich mir ernsthaft Sorgen um dich mache?«
Das war nicht unbedingt die Frage, die sie erwartet hatte. »Ja, jetzt glaube ich es.«
Der einfache kleine Satz verriet ihm viel mehr als ein klares Ja oder Nein. »Hat es in deinem Leben nie eine feste, anhaltende Bindung gegeben?«
Viel zu fest lag seine Hand über ihrer und seine Handfläche war rauer, als man es bei einem Schriftsteller erwartet hätte.
Dem Griff seiner Hand hätte sie Widerstand entgegensetzen können, aber nicht seinem Blick. Wenn es schon unmöglich war, Fritz anzulügen, so war es zwecklos, es bei Paul zu versuchen.
»Ich denke nicht, mit Ausnahme von Brandon natürlich.«
»Und du willst es nicht anders?« fragte er, fast ein wenig ängstlich, weil es so wichtig war.
»Ich habe wirklich nie darüber nachgedacht.« Sie stand auf, in der Hoffnung, damit zu verhindern, dass sie immer enger eingekreist wurde. »Ich hatte auch keinen Grund dazu.«
»Jetzt hast du einen.« Er legte ihr die freie Hand unters Kinn. »Und ich glaube, dass es Zeit ist, dass ich dafür sorge, dass du damit anfängst.«
Er küsste sie, und in seinem Kuß lag fast zu viel Leidenschaft, sowie eine Spur von Verärgerung und Frustration. Er zog sie enger an sich und freute sich, als er spürte, tatsächlich spürte, wie ihre Haut wärmer wurde durch das Blut, das schneller durch die Adern an der Hautoberfläche jagte. Ungeheuer erregend war der feine Beigeschmack von Panik, als sie ihre Lippen unter seinem Mund öffnete.
Er presste seine Oberschenkel um ihre Hüften, seine Zähne knabberten an ihren Lippen, seine Zunge glitt dazwischen. Er hörte, dass sie stöhnte, als er mit den Händen unter ihr T-Shirt griff und an ihrer Wirbelsäule auf- und niederglitt.
Ihr wurde heiß und kalt, sie zitterte und schwitzte gleichzeitig unter seiner zärtlichen Berührung. Aber sie hatte keine Angst mehr. Bei all den anderen Gefühlen, die er sie spüren ließ, hatte ihre Angst keine Chance mehr aufzukommen. Wünsche, die sie so lange verdrängt hatte, stiegen in ihr auf wie eine Flut, die alles andere überschwemmte - alles, bis auf ihn.
Sie schien zu schweben, als sie, an ihn geklammert, zentimeterweise über den Fußboden glitt. Sie hatte das Gefühl, endlos so dahinzutreiben, schwach, so schwach, dass sie sich von ihm führen lassen musste.
Aber als er den Kopf senkte, um ihren Hals zu küssen, merkte sie, dass sie nicht schwebte, sondern langsam aus dem Büro, durch das Wohnzimmer zur Treppe geführt worden war.
So sah die Wirklichkeit aus. Und in
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