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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Dieses Leben, das in mir gewachsen war. Sie schlief, und ich bewachte ihren Schlaf. Nie zuvor oder danach habe ich mich so nach Victor gesehnt wie in dieser Stunde.«
    »Ich weiß.« Julia legte ihre Hand auf Eves. »Ich habe Lincoln nicht geliebt, nicht mehr, als Brandon geboren wurde, aber ich wünschte mir, er wäre da. Ich brauchte ihn. Wie großartig meine Eltern sich auch verhielten, es war nicht dasselbe. Ich bin froh, dass Sie wenigstens Travers hatten.«
    »Ohne sie wäre ich verloren gewesen.«
    »Können Sie mir erzählen, was aus dem Baby wurde?«
    Eve starrte auf ihre beiden Hände. »Ich hatte noch drei Wochen Zeit, um in der Schweiz zu bleiben, dann musste ich zurückkehren und mit den Proben für Madam Requests anfangen. Ich verließ die Klinik und das Kind, weil ich überzeugt davon war, es wäre das beste, den Kontakt schnell zu lösen. Das beste für mich. Meine Anwälte hatten verschiedene Angebote von möglichen Adoptiveltern eingeholt, die ich selber eingehend prüfte. Ich liebte meine kleine Tochter, Julia. Ich wollte das Beste für sie.«
    »Natürlich. Ich kann mir kaum vorstellen, wie sehr Sie gelitten haben, als Sie sie hergaben.«
    »Es war entsetzlich. Aber ich wusste, dass sie nicht als mein Kind aufwachsen konnte. Ich hatte nur noch die Möglichkeit sicherzustellen, dass sie den bestmöglichen Start bekam. Ich wählte die Eltern selber aus, und sie schickten mir, ohne das Einverständnis meiner Anwälte, Berichte über ihre Fortschritte.«
    »Oh, Eve, damit haben Sie doch nur Ihre Qualen verlängert.«
    »Nein, nein. Das gab mir die Bestätigung, dass ich das Richtige getan hatte. Sie war alles, was ich mir nur hätte wünschen können. Aufgeweckt und schön, stark und liebevoll. Und sie war noch viel zu jung, als sie ein ähnliches Leid erfahren musste.« Eve nahm Julias Hand fest in ihre. »Aber sie ließ sich nie unterkriegen. Ich hatte nicht das Recht, mich ihr irgendwie zu nähern. Aber als ich sie hergab, hatte ich keine andere Wahl.«
    Es waren weniger die Worte als vielmehr Eves Blick, der Julia den Atem verschlug. Dieser hungrige, angstvolle und zugleich glasklare Blick. Instinktiv versuchte sie, ihre Hand zurückzuziehen, aber Eve hielt sie fest.
    »Eve, Sie tun mir weh.«
    »Das ist nicht das, was ich tun will. Aber ich muss.«
    »Was versuchen Sie, mir zu erklären?«
    »Ich habe Sie gebeten herzukommen, um Ihnen meine Geschichte zu erzählen, weil niemand mehr Recht hat, sie zu hören, als Sie.« Ihr Blick hielt Julia ebenso unnachgiebig fest wie ihr Griff. »Sie sind mein Kind, Julia. Mein einziges Kind.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.« Jetzt riß sie sich los und sprang so rasch auf, dass der Stuhl umkippte. »Wie abscheulich es ist, dass Sie es versuchen.«
    »Sie glauben mir.«
    »Nein, nein, das tue ich nicht.« Sie wich weiter zurück und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Sie musste um jeden Atemzug kämpfen. »Wie können Sie so etwas tun? Sie wissen, dass ich adoptiert wurde. Sie haben sich das alles ausgedacht, alles, um mich leichter manipulieren zu können.«
    »Sie wissen es besser.« Eve stand langsam auf, wobei sie sich mit einer Hand auf den Tisch stützte. Die Knie zitterten ihr. »Weil Sie es spüren, sehen. Ich habe Beweise, falls Sie sie benötigen. Die Berichte der Kliniken, die Adoptionsdokumente, den Briefwechsel mit meinen Anwälten. Aber Sie kennen die Wahrheit schon. Julia ...« Sie streckte die Hand aus, und ihre Augen standen voller Tränen, als sie sah, dass ihre Tochter weinte.
    »Rühren Sie mich nicht an!« Es war ein Aufschrei, dann drückte Julia ihre Hände auf den Mund, weil sie fürchtete, sie könnte weiterschreien.
    »Darling, bitte, versteh doch, Ich habe das nicht getan, nichts davon, um dir weh zu tun.«
    »Warum dann? Warum?« Ihre Gefühle überschwemmten sie. Diese Frau, diese Frau, die vor ein paar Monaten nichts weiter gewesen war als ein Gesicht auf dem Bildschirm, ein
    Name in einer Illustrierten, war ihre Mutter? Als sie erneut ihre Ablehnung herausschreien wollte, fiel ihr Blick auf Eve, deren Gesicht vom Mond beschienen wurde, und plötzlich wusste sie es. »Sie haben mich hierher geholt, mich in ihr Leben verstrickt, Spielchen mit mir gespielt, mit jedem ...«
    »Ich habe dich gebraucht.«
    »Sie!« Julias Stimme klang scharf und mitleidlos. »Sie? Zur Hölle mit Ihnen.« Blind vor Kummer gab sie dem Tisch einen Stoß, dass er zur Seite kippte. Kristall und Porzellan gingen klirrend zu Bruch. »Der Teufel soll Sie

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