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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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verriet ihm, dass sie darauf wartete, dass er Anschuldigungen gegen sie erhob. Aber er berührte nur ihre Wange mit seiner Hand. »Warum hast du sie hergeholt, Eve? Warum hast du es ihr erzählt?«
    Gerade damit brachte er sie aus der Fassung. Sie klammerte sich an seiner Hand fest. Dann ließ sie sie wieder los und fuhr fort: »Ich habe sie hergeholt, weil es in meinem Leben unfertige Dinge gab, lose Enden gewissermaßen, die ich - miteinander verbinden wollte.« Sie blies den Rauch aus. »Und ich sehnte mich nach dem Kontakt zu ihr. Ich wollte sie sehen, zum Teufel. Sie berühren, selber mit eigenen Augen sehen, was für eine Frau sie geworden war. Und dann das Kind, mein Enkel. Ich wollte ihn kennenlernen. Wenn ich für diese Sünde in die Hölle komme, so ist sie es mehr wert gewesen als all die anderen, die ich begangen habe.«
    »Hast du ihr das erzählt?«
    Sie lachte und drückte die halb ausgerauchte Zigarette aus. »Sie hat Temperament und Stolz. Ich hatte gar keine Zeit, ihr viel zu erzählen, bevor sie auf mich losging. Mit vollem Recht. Ich hatte sie weggegeben und kein Recht, sie wieder zurückzuholen.«
    Sie stand auf und ging ans Fenster. Das Glas reflektierte in der Dunkelheit geisterhaft ihr eigenes Spiegelbild.
    »Aber je länger ich mit ihr zusammen war, Paul, desto mehr bedeutete sie mir. Ich konnte zum Teil mich, zum Teil Victor in ihr wiedererkennen. Noch nie in meinem Leben ist ein anderer Mensch mir so wichtig gewesen, mit Ausnahme einiger Männer. Nie habe ich eine so große, selbstlose Liebe empfunden. Für niemanden außer für dich.« Sie drehte sich um, ihre Augen waren feucht. »Sie war das Kind, das ich nicht behalten konnte. Du warst das Kind, das ich mir immer gewünscht habe.«
    »Und du bist meine Mutter gewesen, Eve. Julia hatte eine eigene Mutter. Sie braucht jetzt Zeit.«
    »Ich weiß.« Sie wandte sich wieder um. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz zusammengeschnürt. »Ich weiß.«
    »Eve, warum hast du es Victor nicht erzählt?«
    Müde legte sie die Stirn gegen die Fensterscheibe. »Ich habe immer wieder darüber nachgedacht, damals und später. Er hätte wahrscheinlich seine Frau verlassen, weißt du. Er wäre wahrscheinlich als freier Mann zu mir gekommen. Aber sosehr er das Kind auch geliebt hätte, frage ich mich doch, ob er mir je vergeben hätte. Ich jedenfalls hätte es mir nie vergeben, ihn unter diesen Umständen bekommen zu haben.«
    »Wirst du es ihm jetzt erzählen?« »Ich denke, das sollte Julia entscheiden.« Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an. »Weiß sie, dass du hier bist?«
    »Nein.«
    »Wirst du es ihr erzählen?«
    »Ja, das werde ich.«
    »Du liebst sie.«
    Obwohl es keine Frage war, antwortete er: »Mehr, als ich gedacht hatte. Ich glaubte nie, jemanden so lieben zu können. Ich will sie und ich will Brandon. Egal, um welchen Preis.«
    Zufrieden nickte sie. »Erlaube, dass ich dir ungebeten einen Rat gebe. Sorge dafür, dass euch nichts im Wege steht. Nichts. Am allerwenigsten ich.« Sie streckte die Hände aus und wartete darauf, dass er aufstand und sie ergriff. »Ich muss morgen einiges erledigen. Ich verlasse mich darauf, dass du dich inzwischen um sie kümmerst.«
    »Das ist allerdings meine Absicht, ob es ihr nun paßt oder nicht.«
    »Dann geh zu ihr zurück. Mir geht es gut.« Eve hob ihr Gesicht, damit er sie küssen konnte. »Ich werde immer dankbar dafür sein, dass ich dich gehabt habe.«
    »Wir haben uns gegenseitig gehabt. Mach dir keine Sorgen wegen Julia.«
    »Nein. Und jetzt, gute Nacht, Paul.«
    Er küsste sie noch einmal. »Gute Nacht, Schönheit.«
    Als er gegangen war, ging sie direkt zum Telefon und wählte die Nummer ihres Anwalts. »Greenburg, hier ist Eve Benedict.« Sie warf den Kopf zurück und nahm sich eine Zigarette. »Ja, zum Teufel, ich weiß, wie spät es ist. Sie können mir das Doppelte berechnen von den unverschämten Preisen, die ihr Anwälte sowieso schon habt. Aber ich brauche Sie, hier, innerhalb einer Stunde.«
    Sie hing auf, während er noch protestierte. Dann grinste sie. Fast war sie wieder die alte.

25

    Weniger als vierundzwanzig Stunden nach Julias Flugzeugunfall hatte Paul eine Verabredung mit dem Piloten.
    Jack Brakerman arbeitete schon seit über fünf Jahren für Eve. Diesen Job hatte Paul ihm verschafft. Als er für ein Buch über Schmuggel und Mord in einem Flugzeug recherchierte, war Paul von dem Wissen und den Fähigkeiten dieses Piloten beeindruckt gewesen.
    Nach Abschluß der

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