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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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leichte Überraschung und höfliche Verwirrung von ihr gefordert hätte, hätte sie für diese Leistung den ersten Preis erhalten müssen.
    »Michael? Ja, natürlich, sie muss mit Ihnen über ihn gesprochen haben, weil er ihr erster Ehemann war.«
    Julia begriff, dass Gloria eine sehr viel bessere Schauspielerin war, als sie je geglaubt hatte. »Ich weiß Bescheid über diese Affäre«, sagte sie. »Über die Klinik in Frankreich.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    Julia stellte ihre Aktentasche auf den verspielten Schreibtisch. »Machen Sie sie auf«, sagte sie. »Schauen Sie sich alles an. Sie werden keine versteckten Kameras finden und keine getarnten Mikrophone. Es ist ganz inoffiziell, Miss DuBarry. Wir reden einfach miteinander, nur Sie und ich. Und ich gebe Ihnen mein Wort, dass alles, was unter uns bleiben soll, auch unter uns bleiben wird.«
    Obwohl sie nun offensichtlich mitgenommen war, klammerte sie sich weiter an ihre Verteidigungslinie: Unwissenheit. »Sie müssen mir meine Verwirrung nachsehen, Miss Summers, aber ich dachte, Sie wären gekommen, um mit mir über Eve wegen ihres Buches zu sprechen,«
    Kaum verhüllter Ärger ließ Julia aufspringen. Sie schnappte sich ihre Aktentasche. »Sie wissen genau, warum ich hier bin. Wenn Sie weiterhin dasitzen und die verwirrte Gastgeberin spielen wollen, verschwenden wir nur unsere Zeit.« Sie wandte sich der Tür zu.
    »Warten Sie.« Ihre Unentschlossenheit war qualvoll. Wenn Julia jetzt ging, wusste Gott allein, wer alles diese Geschichte erfahren würde. Andererseits - wie konnte sie sicher sein, dass nicht bereits viel zu viele Leute davon wussten? »Wie könnte ich Ihnen vertrauen?«
    Julia bemühte sich vergeblich, ruhiger zu werden. »Ich war siebzehn, als ich schwanger wurde. Unverheiratet und allein. Ich bin die letzte auf der Welt, die irgendeine Frau verurteilen würde, weil sie in dieselbe Lage kam und ihre Entscheidung getroffen hat.«
    Glorias Lippen fingen an zu zittern. Die Sommersprossen, die sie zum Liebling Amerikas gemacht hatten, traten auf ihrer kreidebleichen Haut wie ein Relief hervor. »Sie hatte kein Recht dazu.«
    »Vielleicht nicht.« Julia kehrte zu ihrem Stuhl zurück und stellte die Aktentasche daneben. »Sie hatte ganz persönliche Gründe dafür, es mir zu erzählen.«
    »Sie verteidigen sie natürlich.«
    »Warum sollte ich?«
    »Sie wollen das Buch schreiben.«
    »Ja«, sagte Julia langsam. »Ich will das Buch schreiben.« Muss es schreiben. »Aber ich verteidige sie nicht. Ich erzähle Ihnen nur das, was ich weiß. Sie war sehr stark berührt von dem, was Sie durchgemacht haben. So wie sie mir die Story erzählt hat, klang es ganz und gar nicht nach einer Verurteilung.«
    »Es war nicht ihre Sache, diese Geschichte zu erzählen.« Gloria hob ihr zitterndes Kinn. »Noch ist es Ihre.«
    »Vielleicht nicht. Eve hatte das Gefühl...«Julia unterbrach sich. Was für eine Rolle spielten Eves Gefühle eigentlich? »Ihr Leben wurde dadurch verändert, dass sie diese Sache mit Ihnen durchgestanden hat und beeinflußte Entscheidungen, die sie treffen musste.«
    Die Entscheidung war ich, dachte sie. Sie war hier und empfand all diese Schmerzen, weil Gloria vor dreißig Jahren ein solches Leid durchgemacht hatte. Wie viele Menschen davon betroffen worden sind, dachte sie. Ich, meine Eltern, Brandon. Als ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten, holte sie zweimal tief Luft. »Das betrifft uns alle in einer Weise, über die ich jetzt noch nicht im einzelnen mit Ihnen sprechen kann, Miss DuBarry. Deshalb hat Eve mir die Sache erzählt. Deshalb musste sie sie mir erzählen.«
    Aber Gloria konnte nicht über ihre Insel hinausblicken, die sie sich so sorgfältig errichtet hatte. Ihre Welt, die jetzt in Gefahr geraten war. »Was davon wollen Sie drucken lassen?«
    »Ich weiß es noch nicht, wirklich nicht.«
    »Ich will nicht mit Ihnen reden. Ich will nicht zulassen, dass Sie mein Leben ruinieren.«
    Julia schüttelte den Kopf, als sie aufstand. Sie brauchte frische Luft. Sie musste diesen überfüllten Raum verlassen und frische Luft schnappen, damit sie wieder klar denken konnte.
    »Sie können mir glauben, dass das das letzte ist, was ich vorhabe.«
    »Ich werde Sie aufhalten.« Gloria sprang so hastig auf, dass sie ihren Stuhl heftig zurückstieß, genau auf die Stelle, wo die Katzen schliefen. Kreischend stoben sie auseinander. »Ich werde einen Weg finden, um Sie aufzuhalten.«
    Ob sie es bereits versucht hatte,

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