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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht mit solchen Trivialitäten aufhalten.«
    Nina lächelte weiterhin höflich. »Wie schon gesagt, Eve bat mich um Zusammenarbeit mit Ihnen.«
    »Ich weiß das zu würdigen. Was ich von Ihnen wissen möchte, ist, wie Sie über Eve denken. Als jemand, der täglich mit ihr zusammen ist, und das seit fünfzehn Jahren, kennen Sie sie vermutlich besser als irgend jemand anders.«
    »Ich glaube, dass uns nicht nur ein Arbeitsverhältnis, sondern auch Freundschaft verbindet.«
    »Es ist schwierig, mit jemandem unter einem Dach zu leben, der, wie Eve selbst sagt, anspruchsvoll ist.«
    »Es ist mir nie schwierig vorgekommen.« Nina nippte an ihrem Weinglas. »Es ist für mich eher eine Herausforderung. Im Laufe der Jahre hat es eine ganze Reihe von solchen Herausforderungen gegeben.«
    »An welche erinnern Sie sich am besten?«
    »Oh, das ist leicht beantwortet.« Nina lachte. »Vor ungefähr fünf Jahren, als sie gerade Heat Wave drehte, faßte sie plötzlich den Entschluß, eine Party zu geben. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, Eve liebte Partys. Aber sie war damals so begeistert von den Dreharbeiten in Nassau, dass sie darauf bestand, dass die Party auf einer Insel stattfinden musste - und zwar innerhalb von zwei Wochen.« Bei dieser Erinnerung hatte ihr höfliches Lächeln sich gewandelt und war einem natürlichen gewichen. »Haben Sie jemals versucht, in der Karibik eine ganze Insel zu mieten, Julia?«
    »Das kann ich nicht behaupten.«
    »Es ist nicht einfach, besonders wenn man allen modernen Komfort verlangt wie Räumlichkeiten, Elektrizität und Wasserleitungen. Es gelang mir, eine zu finden, einen wunderschönen Fleck Erde, etwa fünfunddreißig Meilen vor der Küste von St. Thomas. Wir transportierten per Flugzeug Generatoren für den Fall eines tropischen Sturms dorthin. Dann natürlich die Speisen, die Getränke, Porzellan, Silber, Tische, Stühle und Eis.« Sie schloß die Augen. »Unglaubliche Mengen von Eis.«
    »Wie haben Sie das zustande gebracht?«
    »Auf dem Luft- und auf dem Seeweg. Und mit äußerstem Einsatz. Ich habe drei ganze Tage dort verbracht, mit Zimmerleuten, Gärtnern und einigen sehr schrulligen Lieferanten. Es war - sagen wir, einer ihrer interessantesten Einfälle.«
    Fasziniert versuchte Julia, sich die ganze Sache vorzustellen. »Und wie war die Party?«
    »Ein Riesenerfolg - genug Rum, um ein Schlachtschiff außer Gefecht zu setzen, einheimische Musik - und Eve sah in ihrem blauen Seidensarong aus wie die Inselkönigin.«
    »Und wie lernt man, eine Insel zu mieten?«
    »Durch Versuch und Irrtum. Bei Eve weiß man nie, was als nächstes kommt, da bereitet man sich am besten auf alles mögliche vor. Ich habe Kurse im Rechtswesen absolviert, für Buchhaltung, Dekoration, Immobilienberatung und Gesellschaftstanz, und vieles mehr.«
    »Und hat keiner dieser Kurse Sie dazu animiert, beruflich weiterzukommen, eine andere Laufbahn einzuschlagen?«
    »Nein.« Nicht das geringste Zögern war zu bemerken. »Ich würde Eve nie verlassen.«
    »Wie hat es sich ergeben, dass Sie für sie arbeiten?«
    Nina schaute in ihr Glas. Langsam ließ sie ihren Zeigefinger über den Rand kreisen. »Ich weiß, dass es melodramatisch klingen mag, aber Eve hat mir das Leben gerettet.«
    »Buchstäblich?«
    »Oh ja.« Sie machte eine Bewegung mit den Schultern, als wollte sie einen letzten Zweifel darüber abschütteln, ob sie fortfahren sollte. »Es gibt nicht viele Leute, die etwas über meine Vergangenheit wissen. Ich behalte das lieber für mich, aber ich weiß, dass Eve will, dass ich Ihnen die ganze Geschichte erzähle. Sicher ist es am besten, wenn Sie sie von mir selber hören.«
    »Ganz bestimmt.«
    »Meine Mutter war eine schwache Persönlichkeit, sie wanderte von einem Mann zum anderen. Wir hatten sehr wenig Geld, lebten in gemieteten Zimmern.«
    »Ihr Vater?«
    »Er hatte uns verlassen. Ich war noch sehr jung, als sie wieder heiratete, einen Lastwagenfahrer, der ebensoviel unterwegs wie zu Hause war. Das erwies sich als Segen.« Tiefer Schmerz lag in ihrer Stimme. Nina umklammerte den Stiel des Glases und blickte unverwandt auf den Wein, als enthielte er irgendein Geheimnis. »Finanziell ging es uns ein wenig besser, und alles war in Ordnung, eine Zeitlang, bis ... Bis ich nicht mehr ganz so jung war.« Mit großer Willensanstrengung hob sie den Kopf. »Ich war dreizehn, als er mich vergewaltigte.«
    »Oh, Nina. Es tut mir leid.« Instinktiv griff sie nach Ninas Hand. »Es tut mir so

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