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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eindeutig klären. War sie nachsichtig gewesen, nachlässig, liebevoll, distanziert? Sie hatte nie ein eigenes Kind gehabt. Wie mochte sie auf die Stiefkinder reagiert haben, die in ihrem Leben aufgetaucht und wieder verschwunden waren? Und was hielten diese inzwischen erwachsen gewordenen Kinder von ihr?
    Wie war ihre Beziehung zu Drake Morrison? Zwischen ihnen bestand Blutsverwandtschaft. Es konnte interessant werden, mit ihm über seine Tante zu sprechen, nicht über seine Arbeitgeberin.
    Erst als sie Stimmen hörte, wurde Julia klar, dass sie weit in den Garten hineinspaziert war. Sie erkannte sofort Eves rauchige Stimme und fast ebenso rasch bemerkte sie, dass diese
    Stimme ein wenig verändert klang. Weicher, sanfter. Es war die Stimme einer Frau, die mit ihrem Geliebten sprach.
    Auch die andere Stimme war so unverkennbar wie ein Fingerabdruck. Dieses tiefe, sonore Schnarren klang, als wären die einzelnen Vokale im Sandpapier aufgeraut worden.
    Victor Flannigan, der legendäre Star aus den vierziger und fünfziger Jahren, der schneidige und gefährliche Liebhaber in den Filmen der sechziger und sogar noch der siebziger Jahre. Heute, wo sein Haar weiß geworden war und sein Gesicht zerfurcht, besaß er auf dem Bildschirm immer noch seine sinnliche Ausstrahlung und seinen ganz eigenen, faszinierenden Stil. Viele hielten ihn sogar für den besten Schauspieler der Welt.
    Er hatte drei Filme mit Eve zusammen gedreht, brillante, temperamentvolle Filme, um die es zahlreiche Gerüchte gab. Aber Victor Flannigan war mit einer frommen Katholikin verheiratet. Trotzdem tauchten immer mal wieder Gerüchte über ihn und Eve auf.
    Als Julia hörte, wie sie zusammen lachten, wusste sie, dass sie ein Liebespaar belauschte.
    Ihr erster Gedanke war, sich rasch zu entfernen und ins Gästezimmer zurückzukehren. Wenn sie auch Journalistin war, so konnte sie doch nicht ein so offensichtlich privates Zusammensein stören. Die Stimmen kamen näher. Instinktiv verließ Julia den Gartenweg und suchte Schutz im Schatten der Bäume, um die beiden vorbeizulassen.
    »Hast du je den Eindruck gehabt, dass ich nicht wusste, was ich tat?« fragte Eve ihn. Sie gingen Arm in Arm, und sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Julia hatte Eve nie schöner und glücklicher gesehen.
    »Ja.« Er blieb stehen und nahm Eves Gesicht in seine Hände. Er war nicht viel größer als sie, aber ungewöhnlich kräftig gebaut, ein richtiges Muskelpaket. Seine Haarmähne glänzte silbern im Mondlicht. »Ich weiß, dass ich wohl der einzige bin, der das sagen darf und trotzdem am Leben bleibt.«
    »Vic, Darling.« Eve schaute in sein Gesicht, dieses Gesicht, das sie ein Leben lang kannte und liebte. Sie sah die Spuren des Alters, erinnerte sich an seine Jugend und unterdrückte energisch die aufsteigenden Tränen. »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe meine Gründe. Wenn das Buch fertig ist...« Sie umklammerte sein Handgelenk, um das starke, lebendige Schlagen seines Pulses zu spüren. »Dann werden wir beide es uns am Kamin gemütlich machen und es einander vorlesen.«
    »Warum die alten Geschichten aufrühren, Eve?«
    »Weil es an der Zeit ist. Es war nicht alles negativ.« Sie legte ihre Wange an seine. »Seit ich mich dazu entschlossen habe, fange ich an nachzudenken, mich zu erinnern, neu zu bewerten. Es ist mir klargeworden, wie viel Freude es macht, einfach zu leben.«
    Er ergriff ihre Hände und zog sie an seine Lippen. »Nichts in meinem Leben hat mir mehr bedeutet als du. Ich habe mir immer gewünscht ...«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Julia konnte sehen, dass Tränen in ihren Augen glitzerten. »Nein, wünsche dir nichts. Wir haben so vieles gehabt. Ich möchte es für nichts eintauschen.«
    »Nicht einmal die Schlägereien im Suff?«
    Sie lachte. »Keine einzige. Manchmal macht es mich ganz verrückt, dass du dir von Betty Ford eine Entziehungskur verpassen ließest. Du warst der unwiderstehlichste Trunkenbold, den ich gekannt habe.«
    »Erinnerst du dich daran, wie wir Gene Kellys Wagen geklaut haben?«
    »Es war der von Spencer Tracy.«
    »Ah, gut, wir waren alle Iren. Du und ich, wir fuhren nach Vegas und riefen ihn an.«
    »Und wie er uns beschimpft hat!« Sie schmiegte sich eng an ihn und atmete den Duft ein, den er ausströmte. Tabak, Pfefferminz und den Piniengeruch des Aftershave, das er seit Jahrzehnten benutzte. »Das war eine gute Zeit, Victor.«
    »Ja, das stimmt.« Er rückte ein wenig von ihr ab, um sie besser

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