Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerungen an eine Ehe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
Vom Netzwerk:
verkündete, ich hätte mit meiner Vorführung bewiesen, dass ich der Tristan Tzara der Zeitschrift würde. Seine Stimme gab den Ausschlag, und ich glaube, ich war ihm nie dankbar genug.
    Du hast bewiesen, dass ich recht hatte. Du bist eine unserer glanzvollsten Zierden. Aber in deiner Zeit beim Lampoon warst du einzigartig unkomisch, das muss ich schon sagen.
    Alex lachte dermaßen über seine witzige Formulierung, dass er husten musste und nach Luft rang und so rot im Gesicht wurde, dass ein besorgter Kellner anfing, ihm Schläge zwischen die Schulterblätter zu versetzen.
    Stärker, stärker, ächzte er.
    Endlich war der Erstickungsanfall überstanden, und Alex sprach wieder davon, dass ich den Club zu selten nutzen würde.
    Ich glaube, du verbringst allerhand Zeit in Paris, sagte er, aber das ist kein Grund, nicht deine Pflicht als guterBürger zu tun und hier zu Mittag zu essen, wenn du in der Stadt bist. Wenn Männer nicht bereit sind, ihr Teil beizutragen –
    Moment mal, Alex, unterbrach Josiah, aus irgendeinem Grund ist Philip gar kein Mitglied!
    Ein lächerliches Versehen, antwortete Alex, und eines, das korrigiert werden kann und wird. Übrigens, erinnerst du dich noch an den armen Thomas Snow? Ich habe ihn zur Mitgliedschaft hier vorgeschlagen, noch ehe er Partner bei Kidder wurde. Das war kein Zuckerschlecken, kann ich euch sagen. Wie zu erwarten, fragten manche Leute im Zulassungsausschuss nach seiner Herkunft und warum er im College zu keinem Club gehört hatte und so weiter. Ich habe sie mundtot machen können. Dabei half, dass mein Alter Herr einen Narren an Thomas gefressen hatte, seit er den Kleinen in Newport Nachhilfe gab, und dass ich berichten konnte, wie Al Gordon dem Alten Herrn vom jungen Snow vorgeschwärmt hatte. Vater und Al waren dicke Freunde. Wollt ihr wissen, was mich wirklich zum Lachen brachte? Ihr kennt doch Lucy – Lucy De Bourgh, die mit Thomas verheiratet war? Ob ihr’s glaubt oder nicht, nachdem Thomas ihr erzählt hatte, dass man ihn eingeladen habe, Mitglied im Paddock zu werden, und dass er das mir zu verdanken habe, rief sie mich im Büro an und beschimpfte mich wüst. Wutschnaubend! Der Tenor war: Thomas sei sowieso schon aufgeblasen bis zum Platzen und ich solle ihn gefälligst nicht noch weiter in den Größenwahn treiben, sondern die Finger von ihm lassen. Das hat sie gesagt, ich schwöre es. Ich habe gelacht und gelacht. Na ja, dich in den Club zu holen, wird ein Spaziergang. Keine Probleme mit deinem Hintergrund. Es sei denn, jemanderhebt Einspruch, weil in deinen Büchern zu viel Sex vorkommt.
    Alex fing wieder an, hemmungslos zu lachen. Zum Glück stand der Kellner hinter seinem Stuhl bereit und versetzte ihm vorsorglich drei kräftige Schläge, so dass Alex seine schwarze Bohnensuppe weiteressen konnte.
    Kaum zu glauben, sagte ich. Übrigens bin ich Lucy wieder begegnet; vor zwei Wochen war ich sogar zum Dinner bei ihr. Als ich sie sah, habe ich an die alten Zeiten gedacht und mich erinnert, wie mir Thomas Snow damals erzählte, dass er sie ausgerechnet durch dich kennengelernt hat!
    Ja, das geht auf mein Konto, erwiderte Alex. Überhaupt gehen wahrscheinlich mehr gute Taten auf mein Konto, als ihr ahnt. Wenn du mit ihr über die alten Zeiten geredet hast, hat sie bestimmt kein gutes Haar an mir gelassen.
    So war es eigentlich nicht. Meistens hat sie gegen Thomas gewettert. Aber sie will sich wieder mit mir treffen, und es würde mich nicht wundern, wenn ich dann mehr zu hören bekäme.
    Alex hob die Brauen und sagte: Das könnte ein Spiel mit dem Feuer werden. Deine wunderschöne französische Frau ist vor kurzem gestorben, habe ich recht?
    Ich nickte.
    Ach, du musst mir verzeihen. An Vergangenes kann ich mich noch ganz gut erinnern, besonders an Ereignisse, die damals für mich wichtig waren, aber manchmal spielt mir mein Gedächtnis Streiche. Zum Beispiel weiß ich nicht mehr, ob Priscilla oder ich dir geschrieben haben, als es geschah. Es ist eben so – das muss ich dir nicht erzählen –, dass ringsum einer nach dem anderenstirbt. Ich lese die Nachrufe in der Times schon nicht mehr, Priscilla aber wohl. Man könnte die ganze Zeit immer nur Beileidsbriefe schreiben. Du bist also Witwer! Ein toller Fang für Leute wie Lucy. Und sie hat dir noch nicht erzählt, wie sie und Thomas sich getrennt haben?
    Ich schüttelte den Kopf.
    Du bist mit ihr zum Dinner verabredet? Dann wird sie dir die Geschichte wahrscheinlich auftischen. Frag bei mir nach, bevor du

Weitere Kostenlose Bücher