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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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verfluchen, weil er anders ist?“
    Ich blinzelte schockiert. Tamara setzte nun das Gespräch fort. „Du scheinst dir so sicher zu sein, dass du böse bist, Angelica. Aber woher weißt du das? Weil wir in Gruselfilmen so dargestellt werden? Das reicht als Argument sicher nicht aus.“ Sie nahm meine Hand. „Es gibt Gute und Böse unter uns, wie bei allen Völkern. Sieh uns an, Angelica. Was wir sind. Was haben wir, das uns böse macht? Wir tun keinem weh. Wir töten nicht …“
    „Jedenfalls keinen, der es nicht herausfordert“, sagte Rhiannon. Dann blinzelte sie mir zu.
    „Warum sollten wir verflucht sein, nur weil wir Blut trinken und nachts wach sind? Sterbliche essen Fleisch, oder nicht?“
    Ich neigte den Kopf zur Seite und sah sie an. Zwei gütige, wunderschöne Frauen. Vampire. Die mir sagten, dass sie nicht die Diener Satans waren. Nur Menschen. Menschen wie du und ich.
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Ich schüttelte langsam den Kopf und versuchte, sie aus dieser Perspektive zu betrachten. Nur als Menschen. „So habe ich das noch nie gesehen. Seit der Nacht, als ich verwandelt wurde, habe ich nur darüber nachgedacht, wie ich wohl wieder werden könnte, was ich einst war.“
    „Du bist immer noch, was du vorher warst“, sagte Rhiannon. „Nur besser.“
    „Angelica“, sagte Tamara, „wir sind hergekommen, um dir zu helfen, dein Baby zu finden. Aber … ich will noch mehr. Ich will deine Freundin sein … wenn du mich lässt.“
    Ich sah nur Aufrichtigkeit in Tamaras Augen. Dann schaute ich zu Rhiannon, ob sie dasselbe empfand.
    Rhiannon schüttelte den Kopf. „Das erinnert mich allmählich an eine Szene aus Magnolien aus Stahl “, sagte sie mit sarkastischer Stimme. „Nimm das Angebot unserer Freundschaft an, Angelica, bevor sie anfängt zu weinen.“
    Aber hinter den frivolen Worten sah ich, dass auch sie mir wirklich helfen wollte. Warum, wusste ich nicht. Ich hatte vorschnelle und vernichtende Urteile über sie gefällt. Dabei zeigten sie mehr gottgleiche Eigenschaften als ich.
    „Akzeptiert“, sagte ich. „Und mir tut leid, was ich vorhin gesagt habe. Dass ihr verflucht seid. Ihr habt recht, ich bin nicht Gott. Es ist nicht richtig, dass ich mir ein Urteil anmaße.“
    Tamara lächelte, kam näher und breitete die Arme für mich und Rhiannon aus.
    Rhiannon hielt eine Hand hoch. „Gruppenumarmungen sind nichts für mich“, sagte sie leise. „Und ich finde, wir haben schon genug Zeit vergeudet. Da draußen ist ein Kind, das unsere Hilfe braucht. Und wenn einer dieser Dreckskerle ihm etwas getan hat, dann kann vermutlich nicht einmal Gott höchstpersönlich ihn vor Jamesons Zorn beschützen.“ Sie senkte den Kopf. „Und wenn Er es doch kann, dann sollte Er sich nächstens besser vor meinem hüten.“
    „Ich glaube, Amber Lily ist in Sicherheit … jedenfalls vorerst.“
    Beide Frauen sahen mich an und zogen fragend die Brauen hoch.
    „Deine Freundin“, sagte ich zu Tamara. „Diese Hilary Garner. Wir glauben, sie hat das Baby und versteckt sich irgendwo damit.“
    Tamara seufzte schwer. „Wenn das so ist, hast du recht. Das Kind könnte nicht sicherer sein. Hilary ist ein guter Mensch.“ Rhiannon kniff die Augen zusammen. „Ist sie“, beharrte Tamara.
    „Wir finden sie, Kleines. Dass da keine Zweifel aufkommen. Und jetzt solltest du dir vielleicht ein Paar Schuhe anziehen.“ Sie schaute mit einem vielsagenden Blick auf meine bloßen Füße.
    Tamara kroch in den Schrank und kam mit zwei zierlichen schwarzen Halbschuhen wieder heraus. „Die passen prima zu dem Kleid.“ Sie gab sie mir. „Und das Kleid steht dir. Jamey dürften die Augen aus dem Kopf fallen.“
    „Jamey“, flüsterte ich und lächelte verhalten über den niedlichen Spitznamen, den ihm seine Freunde gegeben hatten. Bestimmt hasste er ihn. „Ihm ist doch vollkommen egal, wie ich aussehe.“
    „Da irrst du dich aber gewaltig, Kleines“, wandte sich Rhiannon an mich. Aber sicher war sie diejenige, die sich irrte.
    Es klopfte an der Tür, dann wurde sie geöffnet. Jameson kam herein und machte einen besorgten Eindruck.
    „Ist hier drin alles in Ordnung?“, fragte er, wandte seine Augen von mir ab und sah zu Tamara und Rhiannon.
    „Da du in diesem Jahrhundert geboren wurdest, Jameson“, sagte Rhiannon, ging an ihm vorbei, verweilte jedoch einen Moment neben ihm, „weißt du offensichtlich sehr wenig über Ehre und Ritterlichkeit. Ich würde vorschlagen, dass du dich darüber informierst.“ Sie

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