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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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ihm liegen. Noch nicht, da es noch über eine Stunde dauern würde, bis das Sonnenlicht mich einschlafen ließ.
    „Du hast Angst.“ Er stellte sich neben mich vor ein zugenageltes Fenster. „Du vertraust mir nicht, oder, Angelica?“
    Wie konnte ich ihm sagen, dass ich mir selbst nicht vertraute?
    „Keine Bange“, fuhr er mich an, als ich nicht antwortete, ihn nicht einmal ansah. „Ich werde dich nicht wieder anfassen. Das sagte ich doch schon, oder nicht?“
    Ich schloss meine Augen und versuchte, meine Gedanken zu verdrängen. Aber es wollte mir nicht gelingen. Und ich gab mir allergrößte Mühe, damit er sie nicht lesen konnte. Ich wollte, dass er mich anfasste. Ich wollte meinen Verstand verlieren, so wie gestern Nacht. Er sollte mich nehmen, ohne dass ich Zeit zum Nachdenken haben würde. Ich wollte, dass er mich mit Gewalt nahm, damit ich das brennende Verlangen stillen und dennoch ein reines Gewissen haben konnte.
    Ich schämte mich dieser Gedanken, senkte den Kopf und folgte ihm ins Haus.
    „Es gibt einen Keller. Dort wäre es am sichersten.“ Er sprach förmlich, seine Worte wirkten steif. „Der Boden ist aus Beton. Nicht bequem, aber besser als feuchte Erde.“
    Er stand an der schwarzen Türöffnung und sah hinab. Und ich ging so nahe zu ihm, wie ich mich traute, und blickte an ihm vorbei. Es gab keine Treppe, früher schon, doch jetzt waren nur noch ein paar morsche Bretter übrig. Ohne ein Wort sprang Jameson vorwärts und landete unten auf den Füßen. Er drehte sich um und wischte sich mit den Händen Staub von den Jeans. „Kommst du?“
    Ich holte Luft und schluckte. Rhiannon sagte, ich wäre so stark wie er. Es war schwer, sich daran zu gewöhnen. Und noch schwerer für eine Frau, die sich nach wie vor für eine Sterbliche hielt. Einfach so vom oberen Ende einer nicht vorhandenen Treppe ein Stockwerk tiefer auf Beton zu springen. Ich schluckte, machte die Augen zu und sprang.
    Er wich zurück, aber ich prallte dennoch gegen ihn. Stieß mit ihm zusammen, sodass wir beide stürzten. Ich landete auf ihm. Und drückte mich mit dem ganzen Körper an ihn, genau wie in jener Nacht. Und ich roch den maskulinen, exotischen Duft seiner Haut, hörte sein Blut in den Adern darunter pochen. Mein eigener Puls hämmerte noch heftiger. Der konstante Puls in meinem Hals wurde stärker, fordernder.
    Er legte mir die Hände auf die Schultern und hob mich behutsam hoch, dann wand er sich unter mir hervor. Er räusperte sich, sah jedoch nicht in meine Richtung. „Du brauchst mehr Übung.“
    Übung war ganz und gar nicht das, was ich brauchte. Ich brauchte eine Fluchtmöglichkeit. Ich musste weg von ihm. Noch eine ganze Stunde war ich wach, und dieses brennende Verlangen nach ihm würde mich ganz bestimmt wahnsinnig machen.
    „Ich glaube“, sagte ich und hörte selbst, wie heiser meine Stimme klang, wie abgehackt die Worte, „wir sollten uns trennen.“
    „Wirklich?“
    Ich nickte und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. „Wir könnten unsere Suche intensivieren und Amber Lily viel schneller finden.“
    „Du meinst, du würdest sie schneller finden. Du bist diejenige mit dem Band zu ihr. Und was dann, Angelica? Würdest du mit dem einzigen Kind verschwinden, das ich je haben werde?“
    Ich hob den Kopf. „Ich gebe dir mein Wort, Vampir. Ich werde nicht weglaufen.“
    „Ah, aber du gehörst doch jetzt zu den Verfluchten, oder nicht, Angel? Ein Monster wie ich, ohne Seele oder eine Spur Menschlichkeit. Was ist dein Wort da wert?“
    „Ich laufe nicht weg“, wiederholte ich. „Außerdem sagst du, dass auch zwischen uns jetzt eine … eine Verbindung besteht. Du würdest mich sicher finden, sollte ich weglaufen.“ Ich stellte ihn auf die Probe.
    „Ich würde dich finden“, sagte er leise. „Und wenn ich bis ans Ende der Welt fahren müsste, dunkler Engel, würde ich dich finden. Bilde dir nur keine Schwachheiten ein.“
    „Und warum lässt du mich dann nicht auf eigene Faust suchen?“
    „Weil ich dich nicht suchen will . Und weil ich dir nicht traue. Du musst zugeben, bis jetzt hast du nicht gerade ein gesundes Urteilsvermögen bewiesen. Ich will nicht, dass du einen Fehler machst, der meine Tochter das Leben kostet.“
    Ich senkte den Kopf, machte die Augen zu und setzte mich auf den Betonboden. „Also hast du mir im Auto nur Lügen erzählt. Ich hätte es wissen müssen.“
    Er kam näher und setzte sich neben mich. „Reden wir über Lügen, ja, mein dunkler Engel, hmm?“
    Ich hob den

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