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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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schlafe ich hier, im Bett. Wenn du so sehr um mein Wohlergehen besorgt bist, kannst du gern unter meine Decke schlüpfen. Sollte mich jemand angreifen, während ich schlafe, wird einer von uns bestimmt früh genug aufwachen, um Pandora zu rufen, die dann Hackfleisch aus dem Eindringling macht. Und wenn Erics neue Droge funktioniert, ist sowieso immer einer von euch wach.“
    Roland schüttelte langsam den Kopf. „Ich gebe deinem Wunsch nach, wenn du mir versprichst, dass du darauf verzichtest, wenn eine zusätzliche Bedrohung auftritt oder Grund zu der Annahme besteht, dass das DPI hier aufkreuzen könnte.“
    Sie nickte. „Ich bin noch nicht fertig. Ich kann mich einfach nicht in einem Zimmer ausruhen, das so aussieht. Du wirst mir daher gestatten, dass ich es ein wenig aufpoliere.“
    Er kam stirnrunzelnd näher und setzte sich auf die Bettkante. „Deine Ziele scheinen mir reichlich hoch gesteckt. Du hältst dich doch nicht etwa für eine Schlossherrin?“
    „Ich möchte es nur gemütlich haben, Roland. Nichts weiter.“ Sie hob den Arm zu einer ausladenden Geste. „Es stört dich doch sicher nicht, wenn ich ein paar Spinnweben und Staub entferne.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Ich kenne dich zu gut, um zu glauben, dass du nichts weiter vorhast.“
    Sie zuckte die Achseln und senkte die Wimpern über niedergeschlagene Augen. „Ich dachte mir, neue Vorhänge könnten auch nicht schaden. Ich will nur sicher sein, dass kein Tageslicht hereindringt.“
    Er nickte knapp. „Also gut, Vorhänge und abstauben. Das wäre dann aber alles. Okay?“
    „Und ich möchte das Feuer im Kamin behalten.“ Sie sah ihn wieder an, und der Ausdruck in ihren Augen hätte ihn warnen sollen. „Es gibt mir das warme, behagliche Gefühl, das ich hatte, als du mich auf deinen Armen durch den Wald getragen hast.“
    „Du forderst dein Schicksal heraus, Rhiannon.“ Seine Stimme klang matt. Auch er dachte daran, wie er sie in den Armen gehalten und ihre Lippen an seinem Hals gespürt hatte.
    „Oh, aber ich bin noch nicht fertig.“ Sie richtete sich vorsichtig auf, nahm eine seiner Hände zwischen ihre und malte mit den Fingernägeln unsichtbare Muster auf seine Handfläche, bis er erschauerte. „Ich möchte, dass du mir von deinem Leben erzählst, bevor ich dich kennengelernt habe. Ich möchte wissen, wie du ein Ritter geworden bist.“
    „Über dieses Thema möchte ich nicht sprechen.“
    Sie sah ihn so durchdringend an, dass er spürte, wie sie an den Vorhängen zupfte, mit denen er seinen Geist abschirmte. „Roland, du frisst deine Vergangenheit schon ziemlich lange in dich hinein, und ich glaube, damit auch ein hohes Maß an Schmerz. Du hast die Ereignisse so lange gedreht und gewendet, bis du als ein Teufel dagestanden hast. Glaubst du nicht, eine objektive Einschätzung könnte dein Los verbessern?“
    Seltsamerweise verspürte er den Wunsch, ihr alles zu erzählen. Aber er fürchtete, Rhiannon könnte abgestoßen sein, wenn sie die ganze Wahrheit erfuhr. Dann fragte er sich wiederum, ob das nicht gut sein würde. Sollte sie seine schwarze Seele selbst sehen, dann würde sie vielleicht verstehen, warum er sich ihr nicht hingeben wollte. Vielleicht kam sie sogar zu dem Ergebnis, dass sie ihn gar nicht mehr wollte.
    Einige Zeit später fragte er sich, wie er so leicht kapitulieren konnte. Was hatte sie, dass sie ihm derart ihren Willen aufzwingen konnte?
    Wie auch immer, er saß mit dem Rücken am Kopfteil und hatte die Beine auf der Matratze ausgestreckt. Rhiannon machte es sich gemütlich und legte den Kopf auf seinen Oberschenkel. Er strich ihr geistesabwesend über das Haar, während er sprach.
    „Ich war der jüngste von vier Söhnen. Der größte Wunsch meiner Eltern war es, dass ich ins Kloster gehe. In jenen Zeiten hatte ein jüngster Sohn keine großen Auswahlmöglichkeiten. Wäre ich Mönch geworden, hätte das Ruhm und Ansehen für meine Familie bedeutet.“
    Sie strich mit der Hand über seinen Schenkel. Die seidenweichen Finger hinterließen eine brennende Spur. „Du, ein Mönch?“ Sie sagte es, als wäre es eine lächerliche Vorstellung.
    „So habe ich das auch empfunden. Mit vierzehn lief ich weg und war fest entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen. Nichts wünschte ich mir mehr auf der Welt, als ein Ritter zu sein. Als ich zwei Wochen lang gerade genug zu essen zusammengekratzt hatte, fand ich einen Säugling, noch kein Jahr alt. Er lag auf einer Decke im Gras, während seine Mutter und ihre

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