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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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eindeutig identifizieren konnte, wälzte sie sich aus dem Bett, ehe sie an die Verletzung ihrer Hüfte dachte. Sie erstarrte, als sie ihr wieder einfiel, und rechnete damit, dass sie jeden Moment die Schmerzen empfinden würde. Aber dem war nicht so, und als sie das Hemd hob, das sie trug, stellte sie fest, dass die Wunde ohne eine Narbe verschwunden war. Nur die winzigen Stiche konnte man noch erkennen, aber es tat nicht einmal mehr weh.
    Sie stand auf, lief in dem Gemach herum und riss auf der Suche nach Kleidung einige Schränke auf. Sie fand nichts, entschied aber, dass sie sich davon nicht die Stimmung verderben lassen würde. Heute Abend fühlte sie sich gut.
    Als sie gestern Nacht seine Geschichte gehört hatte, war sie zu der Schlussfolgerung gelangt, dass Roland an absurd lange anhaltenden Depressionen und einem extremen Schuldkomplex litt. Aber da er diese schmerzhafte Wunde jetzt geöffnet und ihr wenigstens einen teilweisen Einblick in die Ursachen gewährt hatte, heilte sie vielleicht besser. Dieser Gedanke erfüllte sie mit Freude. Es gefiel ihr nicht, dass er sich wegen längst vergangener Ereignisse quälte. Damit verschwendete er seine Zeit und Energie. Beides sollte er für sie aufbewahren. Das wäre eine weitaus erregendere Übung.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und er trat mit einem schweren Krug aus Bleikristall ein, der eine scharlachrote Flüssigkeit enthielt. Er stellte ihn auf den Nachttisch, dann ein Glas daneben.
    Sie runzelte die Stirn. „Was ist das?“
    „Nahrung. Die brauchst du nach gestern Nacht.“
    „Ich brauche sie warm und direkt aus dem Hals eines Unschuldigen, Roland.“
    „Rhiannon, das wäre Mord.“
    „Wie ich sehe, denkst du immer noch das Schlechteste von mir.“ Sie kam auf ihn zu, und er konnte nicht anders, als darauf zu achten, wie ihr Hemd auseinanderklaffte. „Ich habe sie nie ermordet. Nur gekostet. Hier ein Schlückchen, da ein Schlückchen. Niemand vermisst es.“ Sie machte sich über ihn lustig und genoss es wie immer.
    Sein Blick wurde von den runden Brüsten angezogen, die das Hemd enthüllte, daher kam sie noch näher und bückte sich nach dem Krug.
    „Aber wenn sie sich erinnern …“
    „Ich nehme es nur von schlafenden Männern, Roland. Die meisten behalten es als einen erotischen Traum im Gedächtnis.“ Sie füllte das Glas, richtete sich wieder auf und führte es an die Lippen.
    „Und die Male, die du an ihren Hälsen hinterlässt?“
    „Man muss nicht zwangsläufig Male hinterlassen. Man kann Blut auch an Stellen saugen, die nur selten jemand unter die Lupe nimmt.“ Sie trank das Glas leer, stellte es ab und fuhr mit der Zungenspitze über die Lippen. „Soll ich es dir zeigen?“
    Er wandte den Blick ab, um, wie sie hoffte, einen plötzlichen Anfall von Leidenschaft zu verbergen. „Nein, Rhiannon, lieber nicht. Und ich würde nachdrücklich vorschlagen, dass du dich so ernährst wie wir, aus unserem Vorrat hier. Es wäre gefährlich, Verdacht zu erregen, während sich so viele DPI-Agenten in L’Ombre aufhalten.“
    Sie kam näher und strich ihm mit einem Fingernagel sanft über den Hals. „Oder missfällt dir der Gedanke, dass meine Lippen das Fleisch eines anderen Mannes berühren?“
    Er sah ihr einen Moment direkt in die Augen.
    Sie benetzte ihre Lippen. „Ich hatte einen höchst interessanten Traum.“
    Rasch wandte er den Blick ab. „Tatsächlich?“
    „Mmm. Ich träume nicht oft, weißt du. Der Schlaf ist zu tief. Aber diesmal … spürte ich etwas.“
    „Was denn?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Es war alles sehr kurz. Eine Berührung, eine unglaublich intime Berührung. Und später ein leidenschaftlicher Kuss.“
    Er drehte sich von ihr weg, und sie wusste, dass er seine Gedanken abschirmte. „Wirklich sehr seltsam.“
    „Vielleicht ist es ja nur so, dass ich mich nach so etwas verzehre.“ Sie trat hinter ihn, sodass sie ihm beim Sprechen den Atem in den Nacken blies. „Würdest du mir nur gefällig sein, dann könnte ich vielleicht besser schlafen, Roland.“
    Er erstarrte. „Tut mir leid, Rhiannon. Ich glaube, das wäre unklug.“
    Sie schniefte. Er war immer noch nicht hinreichend von ihr beeindruckt. Noch hielt er sie seiner Hingabe für unwürdig. Sie stellte sich vor ihn. „Meine Verletzung muss versorgt werden. Könntest du mir wenigstens dabei behilflich sein?“
    Augenblicklich furchte Sorge seine Stirn; als sie zum Bett ging, folgte er ihr auf dem Fuß. „Was ist, Rhiannon? Ist sie noch nicht

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