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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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entfachte eines an der rauen Steinmauer. Dann zündete er Kerzen an, bis der ganze Raum erhellt war.
    Die Kammer war rund, wie die darunter. Einst hatten Scharten die Mauern gesäumt, von denen Bogenschützen alter Zeiten auf Eindringlinge schießen konnten, sollte das Schloss belagert werden. Roland hatte diese Scharten erst kürzlich schließen lassen. Manchmal ruhte er tagsüber hier statt in den Kerkern unter der Erde.
    Das würde er nicht wieder tun. Der Kerker war für einen Mann wie ihn durchaus angemessen.
    Einen Moment blieb er in der Mitte des Raums stehen und drehte sich langsam um. Ringsum standen seine Gemälde. Alle, die er als Knabe gemalt hatte, von der Zeit verunstaltet. Einst waren sie bunte Darstellungen von Drachen und Rittern und heroischen Träumen gewesen. Dann waren da die Porträts, die viel später kamen. Die Gesichter seines Vaters und seiner Mutter. Die vorwurfsvollen Blicke seiner Brüder.
    Das unvollendete Porträt Rhiannons auf der Staffelei zog ihn an.
    Er war in dieses Zimmer gekommen, um es zu vernichten, um sie alle zu vernichten. In Stücke wollte er sie reißen. Er war kein Maler, kein Künstler. Das Herz eines Dichters besaß er nicht, nur das eines Schurken. Welches Recht hatte er, sich an diese Erinnerungen eines Menschen mit einer Seele zu klammern? Sie waren falsch. Lügen, allesamt.
    Er zog den Dolch aus der Scheide an der Hüfte und hob ihn hoch. Langsam näherte er sich dem Porträt.
    Aber etwas hinderte ihn. Er wusste nicht, was genau, doch es war eine Kraft. Stärker als sein Zorn. Er betrachtete das Bild, wenig mehr als ein Durcheinander vager Formen und Umrisse. Darin sah er Rhiannon, deren Mandelaugen ihn voller Wärme und Herzlichkeit ansahen. Mit einem erstickten Schluchzen ließ er den Dolch auf den Steinboden fallen.
    Er wandte dem Gemälde den Rücken zu und stand vor dem kleinen Tisch, wo Farben und Paletten und Pinsel warteten. Daneben befand sich eine weitere Leiter. Er sah hinauf zu einer zweiten Falltür. Darüber lag die Turmspitze.
    Als Kind war er oft dort hinaufgegangen und hatte zu der Stelle gesehen, wo die beiden Flüsse sich vereinigten. Tordu, munter und rauschend, die stilleren Wasser der Loire. Vereint setzten beide Flüsse als funkelndes Band ihre endlose Reise nach Süden fort.
    Hinter dieser Falltür lag jetzt das Tageslicht. Die warmen Strahlen der Sonne und nichts mehr darüber, das sie abhalten konnte. Er setzte sich in Bewegung und berührte die Sprossen mit den Händen.
    Dann hielt er inne und blickte wieder zu dem Gemälde. Er bewegte sich wie ein Blinder, den unsichtbare Hände führten. Und griff nach den Pinseln und einer Palette.
    Ihr Kopf schmerzte pochend, und ihr Magen schien zum Leben erwacht zu sein, so wie er sich drehte und kribbelte. Sie fühlte sich aber schon ein wenig stärker als unmittelbar nach dem Erwachen, als sie eine besorgte Tamara neben sich sah. Als sie Nahrung zu sich genommen hatte, kam sie langsam wieder zu Kräften.
    „Wo ist er?“ Sie sah, wie Tamara das Gesicht verzog, als sie die Frage stellte.
    „Ich weiß es nicht. Eric sagt, er habe sich den ganzen Tag im Turmzimmer verschanzt. Als es dunkel wurde, ist er fortgegangen, aber bisher nicht wiedergekommen.“ Das junge Mädchen sah Rhiannon in die Augen. „Du hast gehofft, er würde hier sein, wenn du erwachst.“
    Rhiannon zuckte mit den Schultern und hoffte, dass man ihr ihre Enttäuschung nicht anmerkte. „Ich war nur neugierig.“
    Tamara berührte ihre Hand. „Sei nicht zu enttäuscht von ihm, Rhiannon. Eric sagt, was passiert ist, hat ihn vollkommen aus der Fassung gebracht.“ Sie runzelte die Stirn und verzog die hübschen Lippen zu einem Schmollmund. „Nicht dass er es nicht verdient hätte.“
    „Ach, hör auf, Tamara, mir geht es gut. Und erzähl mir nicht, dass du in der Hitze der Leidenschaft nicht auch gern einmal ein oder zwei Schlückchen zu dir nimmst.“
    Tamara errötete. „Na ja, schon, aber …“
    „Mir gefällt der Gedanke, dass er überwältigt von Verlangen nach mir war und nicht mehr klar denken konnte. Eigentlich ist das sehr schmeichelhaft.“
    Tamara schüttelte den Kopf. „Eric glaubt, dass die Droge daran schuld ist. Er fühlt sich ganz schrecklich deswegen.“
    Rhiannon neigte den Kopf auf eine Seite. „Ich verstehe wenig von Chemie. Glaubst du, er hat recht?“
    „Oh ja. Eric ist ein Genie in solchen Dingen.“ Sie sah Rhiannon an, dann senkte sie den Blick. „War es denn … sehr schön?“
    Fast hätte

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