Erinnerungen der Nacht
und den Geschmack ihrer Zunge. Unter der Seidenbluse trug sie nichts. Er fragte sich, ob ihre Brustwarzen vor Erregung so hart und fest wie Perlen werden würden, wenn der Stoff darüberstrich, und wenn ja, ob er ihr die Bluse vom Leib reißen und an den Brustwarzen saugen würde, bis sie ihn anflehte, dass er aufhören sollte.
Verdammt, sie trug hautenge Jeans. Die schmiegten sich so eng an die Innenseiten ihrer Schenkel wie in der Nacht zuvor sein Körper. Er wollte sein Gesicht in ihrem Schoß vergraben und den bittersüßen Duft einatmen. Er wollte sie wieder schmecken und trunken werden von ihren ureigensten Säften.
„Roland.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er sah, wie sie die Hand nach ihm ausstreckte, und ergriff sie. Sie zog ihn zu sich, bis er neben ihr an dem Baumstamm lehnte. „Erzähl es mir“, drängte sie ihn wieder.
Er nickte. „Es ist keine angenehme Geschichte, Rhiannon.“ Roland holte einmal tief Luft und wappnete sich für ihre Reaktion. „Nach der Schlacht sehnte ich mich danach, nach Hause zurückzukehren. Ich wollte mein Schwert und meinen Blutrausch für immer vergessen.“ Er machte eine Pause und sah eine ganze Weile in ihre unergründlichen Augen. Zweifellos würde sie ihn verabscheuen, wenn er mit seiner Geschichte fertig war. Umso besser. Vielleicht würde sie dann endlich zur Vernunft kommen und ihn endgültig in Ruhe lassen.
„Aber als ich heimkehrte, fand ich meines Vaters Feinde in der Burg. Baron Rosbrook und sein Clan hatten sie erobert.“ Er schloss die Augen, als die Erinnerungen kamen. Der Anblick, der sich ihm bei seiner Rückkehr als Erstes bot, waren die verfallene Burgmauer und dann der schwarze verkohlte Teil der Burg gewesen, der niedergebrannt war.
Rhiannon strich ihm über das Gesicht. „Deine Familie?“
„Ermordet.“ Dieses einzelne Wort wurde tonlos ausgesprochen. Aber Worte konnten nicht beschreiben, was er an jenem Tag empfunden hatte. Er sah aus wie ein Mann, besaß jedoch die Ängste und das Herz eines Knaben, als er den kahlen Innenhof überquerte und gerade noch mit ansehen musste, wie sie den reglosen Leichnam seines Vaters vom Galgen abschnitten und zu den anderen auf einen wackligen Wagen warfen. Er stand reglos da und traute seinen Augen nicht, als der Wagen ihn polternd passierte und zum hohen Burgtor hinausfuhr. Er drehte sich um und folgte ihm wie ein Mann in Trance, bis der Wagen am Rand einer steilen Böschung zum Stillstand kam. Dort warfen sie die Toten einen nach dem anderen in den Abgrund.
Er fing an zu zittern, genau wie damals. Diese Erinnerungen wollte er verdrängen, genau wie er vor so vielen Jahren den Blick von dem herzzerreißenden Anblick abwenden wollte, aber nicht konnte. Sein Vater, seine Brüder wurden weggeworfen wie Abfall, ihre Leichen kullerten in die Felsschlucht hinab. Auch andere Ritter beseitigte man, der Rüstungen beraubt, teils mit grässlichen Wunden, teils scheinbar unversehrt, abgesehen von den verräterisch geschmeidigen Bewegungen der Köpfe auf gebrochenen Hälsen, ohne ein Gebet oder eine Träne, die ihretwegen vergossen wurde. Dann die Frauen. Der erste verkohlte Leichnam war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, bis er einen unversehrten Zipfel des Nachthemds erblickte. Des Nachthemds seiner Mutter.
„Mein Gott, Roland.“ Rhiannons Stimme klang erstickt, sie hielt ihn an den Schultern. Dumpf wurde ihm klar, dass sie in seinen Gedanken gewesen sein musste. Sie hatte die Augenblicke seiner Heimkehr vor langer Zeit genauso miterlebt wie er. „Ich hatte ja keine Ahnung“, flüsterte sie. „Es tut mir so leid.“
„Mir auch, Rhiannon. Wäre ich daheim gewesen, wohin ich gehörte, hätte ich es vielleicht verhindern können.“
„Wie? Roland, du warst ein Knabe, ein Knabe ohne die Ausbildung eines Ritters, als du das Haus verlassen hast. Was hättest du tun können, außer dich ebenfalls abschlachten zu lassen?“
Er sah ihr ins Gesicht und schüttelte den Kopf, während er gegen kindische Tränen und ein Brennen tief in der Kehle ankämpfte. „Das werde ich nie erfahren, was?“ Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und blinzelte die Feuchtigkeit, die ihm die Sicht verschwimmen ließ, aus den Augen. „Leider war ich fortgegangen. Ich war ausgebildet worden und hatte mir dank Gareths Familie den Ruf eines erbitterten Kämpfers erworben. Vorher hätte ich vielleicht wirklich nichts tun können. Aber hinterher …“
„Wenn der Tod Gareths dich so in Wut brachte, muss es
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