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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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hereinspaziert“, sagte er, ohne sich umzudrehen oder in irgendeiner Weise zu bewegen. „Rhiannon hat recht. Ich habe das Betäubungsmittel nicht. Und das ist auch keine Falle. Es ist eine Sitzung. Zum beiderseitigen Vorteil, möchte ich hoffen.“
    Roland ging weiter hinein und sah sich um. Er suchte mit allen Sinnen nach weiteren Anwesenden, entdeckte jedoch keine. Rhiannon kam an seine Seite, doch er merkte, dass sie nur Augen für Lucien hatte. Hass und Wut loderten darin; Roland berührte sie am Arm, um sie zu beruhigen.
    Sie ging weiter, packte die Rückenlehne des Sessels und kippte ihn um. Lucien rollte mit großen Augen auf den Boden. Aber als sie sich über ihn beugte, lächelte er süffisant.
    „Ich werde dich jetzt töten, Dreckskerl“, sagte sie langsam. „Und ich lasse mir Zeit damit. Bist du bereit?“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe nichts anderes vor.“
    Sie streckte die Hände nach ihm aus, aber Roland hielt ihr die Arme von hinten fest. „Warte, Rhiannon.“ Er sah auf den Mann hinunter, der darauf wartete, dass er fortfuhr. „Lucien, wo ist der Junge?“
    Die buschigen Brauen wurden in die Höhe gezogen. „Wenn ich das sage, kann sie mich jederzeit ermorden. Ich wäre ja schön blöd, wenn ich meinen einzigen Vorteil aus der Hand geben würde, oder?“
    Rhiannon zog an ihm, aber Roland hielt sie fest. Zu seiner Überraschung sprang Tamara vor, packte Lucien an der Vorderseite seines Strickpullovers und zerrte ihn hoch, obwohl sie dazu die Arme bis über den Kopf strecken musste. Es war eindrucksvoll und seltsam, mit anzusehen, wie eine so zierliche Person diese Kraft aufbieten konnte. „Wenn Sie uns nicht sagen, wo er ist, töte ich Sie trotzdem, also haben Sie keine andere Wahl.“
    Wieder zuckten die dunklen Brauen. „Ihr unsterblichen Frauen seid so impulsiv.“ Er befreite den Pullover aus ihrem Griff, trat zurück und strich das Gewebe glatt. „Ich habe einen Vorschlag zu machen. Den könntet ihr alle euch wenigstens anhören, bevor ihr euch entscheidet.“
    Eric war verschwunden. Er durchsuchte die Hütte, um auszuschließen, dass noch jemand hier war, Jamey mit eingeschlossen. Dann stieß er zu Roland. „Jameson ist nicht hier.“
    „Nein. Er ist nicht hier. Wenn ihr wissen wollt, wo er ist, müsst ihr euch anhören, was ich zu sagen habe.“
    Rhiannon sah über die Schulter zu Roland, und ihr Blick verriet ihm, dass er sie jetzt gefahrlos loslassen konnte. Er ließ ihre Arme los, nickte ihr kurz zu und konzentrierte sich wieder auf Lucien. „Sagen Sie, was Sie auf dem Herzen haben, Monsieur. Aber denken Sie daran, wenn uns nicht gefällt, was Sie sagen, leben Sie nicht mehr lange genug, um den Satz zu Ende zu sprechen.“
    Eric stellte sich dicht neben Tamara. „Und am besten erzählen Sie uns als Erstes von Jamey. Wo ist er? Ist er in Sicherheit?“
    Lucien richtete sich auf, obwohl er sie schon alle überragte und vor Muskelpaketen fast platzte. „Der Junge erfreut sich bester Gesundheit, und das dürfte vermutlich auch so bleiben … wenn ihr kooperiert. Aber seinen Aufenthaltsort kann ich leider momentan noch nicht preisgeben.“
    Tamara holte zitternd Luft. „Sagen Sie uns, was Sie wollen, Lucien. Hören wir auf mit den Spielchen und kommen zur Sache.“
    „Eine Frau, die so wie ich denkt. Das gefällt mir.“ Lucien ging unbekümmert an ihnen vorbei und stellte seinen Sessel wieder auf. Er setzte sich darauf und bedeutete den anderen mit einer Handbewegung, dass sie sich ebenfalls setzen sollten.
    Rhiannon wählte den Schaukelstuhl am Kamin und zog ihn direkt vor Lucien. Sie setzte sich, ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen. „Wir wissen alle, was du willst, Lucien. Die dunkle Gabe. Unsterblichkeit. Aber ich glaube, dir ist nicht klar, wie töricht es ist, darum zu bitten.“
    „Warum töricht?“ Er beugte sich vor. „Sehnt sich nicht jeder Mensch im Grunde seines Herzens nach dem ewigen Leben? Ist das denn nicht seit Anbeginn der Zeiten so?“
    „Weißt du, wie die Verwandlung bewerkstelligt wird?“
    Er nickte. „Du trinkst mein Blut. Dann ich deines. Wenn unser Blut sich vermischt, werde ich einer von euch.“
    „Sie werden nie einer von uns“, fuhr Tamara ihn an.
    Rhiannons Augen schienen die Luft zwischen ihnen zu durchbohren. „Und was sollte mich daran hindern, dich leer zu saugen, wenn ich die Zähne erst einmal in deinen Hals geschlagen habe, du Narr?“
    Er lächelte starren Blickes. „Bei meinem Anwalt liegt ein Brief mit dem

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