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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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aufgespürt. Er ist ein Starrkopf, dieser Junge.“
    Rhiannon nickte und dachte wieder an Tamara und Eric. Sie hatten sie an einer kleinen Lichtung im nahen Wald zurückgelassen, wo sie auf dem Boden im Moos saßen. Kerzen und Weihrauch brannten zwischen ihnen, und Tamara hatte die Augen geschlossen, während sie ihre geistigen Fühler in die Nacht ausstreckte und nach ihrem geliebten Jamey suchte. Sollte dem Jungen etwas zustoßen, würde Lucien sterben, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Denn wenn Rhiannon und Roland ihn nicht erledigten, dann würde Tamara es persönlich tun.
    Ein verhaltenes Lächeln umspielte Rhiannons Lippen. „Erics Kleine hat eine dunkle Seite in sich.“
    Roland warf ihr einen Seitenblick zu. „Haben wir das nicht alle?“
    „Vermutlich schon. Aber bei ihr ist sie gut verborgen, wie das Laub eines Nachtschattengewächses und seine weinroten Beeren – wunderschön, äußerlich harmlos, aber voll tödlichem Nektar.“
    „Ich würde Tamara kaum als tödlich bezeichnen.“
    „Mit den richtigen Motiven sind wir alle in der Lage zu töten, Roland, und ich glaube, die meisten Menschen sind das auch.“ Sie benetzte ihre Lippen und sah ihm ins Gesicht. „Deine Wahnvorstellung, auf irgendeine Weise ein größeres Ungeheuer zu sein als der Rest von uns, beruht entweder auf Unwissenheit oder Einbildung. Welches von beidem, da bin ich mir noch unsicher.“
    Er blieb stehen und drehte sich mit einer tiefen Falte zwischen den Brauen zu ihr um. „Bist du böse auf mich, Rhiannon?“
    Sie blinzelte. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie war böse auf ihn. Wütend. Wegen seiner törichten Gedanken musste sie länger leiden, als ihr lieb war. Doch statt ihm diese neue Erkenntnis mitzuteilen, zuckte sie nur mit den Schultern und sagte: „Wenn ich mich recht erinnere, liegt die Hütte gleich hinter diesen Felsen. Von hier an gehe ich allein.“
    Roland zog eine verkniffene Miene. „Ein Stück komme ich noch mit.“
    „Dann kann er dich sehen. Warte hier im Schatten dieser Felsen. Wenn er überzeugt ist, dass ich allein bin, kannst du etwas näher kommen. Aber sei vorsichtig, Roland.“
    Einen Moment schien er ihr Gesicht zu studieren. „Ich kann kaum glauben, was ich da sehe. Du bist aufgeregt wegen dieser Begegnung! Du freust dich regelrecht darauf!“
    Sie zog die Stirn kraus und zuckte mit den Schultern. „Ich habe Herausforderungen immer genossen.“ Sie wusste, diese Bemerkung würde ihn rasend machen. Auch das machte ihr Spaß, obwohl sie nie genau verstanden hatte, warum.
    Sie ließ den Blick über ihre Kleidung schweifen, die sie in einem Touristenladen im Dorf gekauft hatte. Sie trug hautenge Leggings und ein eng anliegendes Top, damit sie sich ungehindert bewegen konnte, sollte es erforderlich sein. Ihre Schuhe waren flach und schwarz glänzend; die Sohlen rau genug, um Felswände zu erklimmen.
    Aber diese praktische Kluft hatte sie unter einem bodenlangen wallenden Kimono aus blauem Satin verborgen, den sie an der Taille hochgebunden hatte, um besser gehen zu können. Roland hatte ihr seinen schwarzen Mantel gegeben. Der war warm und verlieh jeder ihrer Bewegungen etwas Magisches, da er sie unterstrich wie die Schwingen eines Raben. Er hatte weder einen Kragen noch Bänder, lediglich zwei Knöpfe, mit denen man ihn am Hals zuknöpfen konnte.
    Roland nickte anerkennend. „Von Kopf bis Fuß eine Zauberin, Rhiannon. Er dürfte bei deinem Anblick vor Furcht erschauern.“
    „Spotte nicht“, schimpfte sie. „Ich kann jeden Vorteil gebrauchen, und wenn meine Kleidung dazu angetan ist, ihn einzuschüchtern, umso besser.“
    „Ich weiß. Entschuldige.“ Er packte sie an den Schultern und hielt sie fest. „Pass auf dich auf, Rhiannon.“ Seine Augen verrieten sehr viel mehr als seine Worte. Er machte sich wirklich Sorgen um ihre Sicherheit. „Ruf mich, wenn du Betrug witterst. Zögere nicht!“
    „Sicher nicht.“ Etwas in ihr drängte sie, den Körper nur einmal an seinen zu pressen, die Lippen zu schürzen und auf seinen Abschiedskuss zu warten. Sie kämpfte dagegen an, hoffte, dass er ihr es nicht an der Nasenspitze ansah. „Jetzt lass mich gehen, bevor mich mein Mut verlässt.“
    „Bevor dich dein Mut verlässt … eher friert die Hölle zu!“, sagte er und ließ sie los.
    Sie drehte sich um und lief hastig zu der Hütte.

Keith
    13. KAPITEL
    Rhiannon blieb wenige Schritte von der Tür der Hütte entfernt stehen, schloss die Augen und sammelte sich. Sie konnte es

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