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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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Gruppen auf sich. Das Ausmaß an verbaler und körperlicher Aggression reißt Abgründe auf. Gegner werden provoziert, diffamiert. Fans werden gewalttätig gegeneinander oder gar gegen die Spieler. Fremdenfeindliche Aggressionen toben sich aus …
    Es ist daher ein uralter, von allen Religionen und natürlich auch vom Christentum vertretener universaler Imperativ der Menschlichkeit in Erinnerung zu rufen: Du sollst nicht töten , nicht verletzen, quälen, foltern. Vielmehr positiv: Hab Ehrfurcht vor dem Leben ! Auch der Fußball, der Sport ganz allgemein ist angewiesen darauf und soll beitragen zu einer Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor dem Leben.«
    Ähnlich illustriere ich die ethischen Standards für eine Kultur der Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Partnerschaft auch im Sport. In der anschließenden Diskussion unter der kundigen Leitung des Bundesverfassungsrichters Professor UDO STEINER vertritt mein Kollege Professor Karl-Josef Kuschel im Anschluss an die Ausführungen des heutigen IOC-Vizepräsidenten Dr.  THOMAS BACH überzeugend, dass auch die interkulturelle und interreligiöse Problematik des Sports und dabei besonders die Frage der Repräsentanz von Frauen zu beachten sein. So hatten wir an diesem 27. Mai 2005 das einzigartige Erlebnis eines kritisch-konstruktiven Dialogs zwischen Sport und Ethos, Weltsport und Weltethos, was in der Folge durch eine von Dr. Sengle herausgegebene Broschüre dokumentiert und in Sportkreisen propagiert wird.
    Dass meine Gedanken nachwirken, zeigt sich in der Autobiographie des inzwischen zurückgetretenen DFB-Präsidenten THEO ZWANZIGER , in der er schreibt: »Mich hat in diesem Zusammenhang die Bekanntschaft mit dem katholischen Theologen Hans Küng sehr beeindruckt, den ich über unser Präsidiumsmitglied Alfred Sengle kennengelernt habe. Küng hat sich intensiv mit unseren Vorstellungen vom moralischen Anspruch des Fußballs befasst und hierzu in seinem Buch ›Projekt Weltethos‹ einige Thesen aufgestellt. Ihm zufolge braucht der Fußball und der Sport insgesamt klare Spielregeln und muss sie auch einhalten.« 1 Die Kooperation der Stiftung Weltethos mit dem DFB findet 2012 ihre Fortsetzung, als Dr. Stephan Schlensog vom DFB in eine »Arbeitsgruppe Antidiskriminierung« berufen wird, wo auch die ethische Dimension solcher Fehlentwicklungen Beachtung finden soll.
    Neben dem Fußball finde ich mit der Weltethos-Thematik auch zu anderen Akteuren des Sports Zugang: Am 27.   September 2005 findet in der Frankfurter Paulskirche das erste International Olympic Forum statt. Hauptreferent: der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Dr.   med. JACQUES ROGGE . Ich sitze mit drei anderen auf dem Podium und bringe natürlich die ethische Problematik zu Sprache. Die ganze Diskussion verläuft so konstruktiv, dass ich beim anschließenden Bankett meinen Nachbarn Jacques Rogge frage, ob er nicht Zeit und Lust hätte, die Weltethos-Rede in Tübingen im Jahr 2006 zu halten. Erfreulicherweise stimmt er ganz spontan zu.
    Aber es gibt einen dunklen Kontrapunkt zu diesem Thema: Gesundheit und Sport sind die eine, heitere Seite des Menschenlebens. Doch Krankheit und Sterben die andere, finstere. Und gerade diese Frage, mir schon immer sehr präsent, hat für mich in den letzten Jahren eine neue Dringlichkeit erhalten.
    Sterbeerlebnisse – ein Blick nach drüben?
    Die Problematik von den »Letzten Dingen« (Eschatologie) hatte ich weder in »Christ sein« noch in »Existiert Gott?« im Zusammenhang thematisiert. Sterben, Tod – und danach: Ich will gelegentlich auch diese von keiner medizinischen Wissenschaft abzuschaffende Frage gründlich behandeln und spüre dafür auch bei Studenten ein waches Interesse.
    Für die wissenschaftliche Forschung und für mich persönlich ist diese Frage verbunden mit dem Namen der schweizerischen Psychiatrieprofessorin Dr.   med. ELISABETH KÜBLER-ROSS (1926   –   2004), die später in Escondido/Kalifornien lebte. Ihre Untersuchungen »On Death and Dying« 2 , fußend auf den Berichten von über 2000 todkranken Patienten, haben weltweites Aufsehen erregt. Als Erste hatte sie im Sterben fünf – oft überlappende – Stadien auf dem Weg zum Tod festgestellt: zuerst Nichtwahrhabenwollen – dann Zorn, Groll und Neid – später Verhandeln – auch Depression – schließlich Zustimmung. Später setzte sie sich intensiv mit Sterbeerlebnissen auseinander. Auch andere Autoren wie RAYMOND A.  MOODY und ECKART

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