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Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition)

Titel: Erlebte Menschlichkeit: Erinnerungen (Küngs Memoiren) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Küng
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und im Kreis auf den Boden legen. In der Tat habe ich mich schon in meinen Thesen von 1976 zur Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft besonders für die Ordensfrauen eingesetzt (Bd. 2, Kap. VIII: Für eine Aufwertung der Frau) und für sie 1983 mit Kardinal Ratzinger gestritten (Bd. 2, Ausblick: »Ihnen geht’s ja gut«).
    Wichtig war mir, in meinem Buch »Die Frau im Christentum« in einer Art »Ehrentafel« all der Frauen und Männer zu gedenken, die 1981 unser Pilotprojekt »Frau und Christentum« im Beirat unterstützt haben. Und in einer zweiten, mir noch wichtigeren Ehrentafel habe ich in Dankbarkeit auch die Namen (samt Dienstjahren) meiner persönlichen Sekretärinnen (ab 1961) und unserer Institutssekretärinnen (seit 1964) hinzugefügt, die ich allesamt in bester Erinnerung behalte, und sie, soviel ich weiß, mich auch.
    Eine Frau als Papst?
    Zwei herausragende Vertreterinnen der feministischen Theologie und Frauenforschung sollten meiner Meinung nach eine besondere Ehrung erfahren. Am 25.   Juni 1997 erhalten in Luzern die katholische Professorin Dr.  ELISABETH GÖSSMANN (Tokio) und die evangelische Theologin Dr.  ELISABETH MOLTMANN-WENDEL (Tübingen) den mit insgesamt 12.000   Schweizer Franken dotierten Herbert-Haag-Preis »Für Freiheit in der Kirche«. Der Stiftungsgründer, der frühere Tübinger Alttestamentler Professor Herbert Haag, und ich als Stiftungspräsident hatten freilich Mühe, diesen Vorschlag im Stiftungsvorstand durchzusetzen. Heftiger Widerstand kam paradoxerweise gerade von einer an sich sympathischen Luzernerin, die aber von einem mit ihr befreundeten und erst seit Kurzem dem Vorstand angehörenden Rechtsanwalt aufgestachelt worden war: Elisabeth Moltmann-Wendel werde ja nur wegen ihres berühmten Mannes ausgezeichnet. Dabei hat gerade sie im Gegensatz zu manchen radikalen Feministinnen ein beachtliches literarisches Œuvre aufzuweisen. Sie ist eine der Wegbereiterinnen der feministischen Theologie in Europa und gehört vor allem durch ihre biblischen Arbeiten zu den international bekanntesten europäischen Theologinnen. Und wenn schon, war ein weiteres Gegenargument, dann solle nur eine der beiden Frauen ausgezeichnet werden, wie man ja auch immer nur einen einzigen Mann auszeichne. Das war nachweisbar falsch. Erfreulicherweise verlassen die beiden so wenig kooperativen Personen bald den Vorstand, und ich kann den Medien mitteilen: »Diese zwei Theologinnen (Gössmann und Moltmann) wurden in beiden christlichen Kirchen angefeindet. Den vielen Schwierigkeiten zum Trotz haben sie sich ausdauernd und erfolgreich für die Freiheit der Frauen in den Kirchen eingesetzt, in der Wissenschaft ebenso wie in der Öffentlichkeit.«
    Hervorragende Laudationes halten beim Festakt zwei katholische Theologinnen: die Bibelwissenschaftlerin Prof.  HELEN SCHÜNGEL-STRAUMANN aus Kassel (für Elisabeth Gössmann ) und Dr.  DORIS STRAHM aus Basel (für Elisabeth Moltmann-Wendel). Die beiden Preisträgerinnen äußern sich anschließend selber in ihren bewegenden Ansprachen über »Frauenerfahrungen mit der Kirche«. Im Vergleich zu Elisabeth Moltmann, die für ihre feministisch-theologische Arbeit in ihrer Familie eine starke Stütze hatte und auf eine weitere akademische Karriere nicht angewiesen war, hatte es Elisabeth Gössmann schwer: Ihre Veröffentlichungen unterscheiden sich von der Erfahrungs- und Bekenntnisliteratur, die in der feministischen Theologie verständlicherweise einen breiten Raum einnimmt, durch ihren streng wissenschaftlichen Charakter. Als ausgezeichnete Historikerin hatte sie eine ganze Reihe von herausragenden Studien vorgelegt, war mehrmals auf Listen für einen Lehrstuhl gestanden, ihre Berufung aber war stets am Widerstand der kirchlichen Autoritäten und deren akademischer Helfer und Helfershelfer (und -innen!) gescheitert. Nun also erhält auch sie unseren Preis: Neben 6000 Schweizer Franken besteht er aus jener schönen Bronzemedaille der mit mir befreundeten holländischen Künstlerin INKA KLINCKHARD mit der für Frauenforscherinnen besonders sinnvollen Darstellung eines Vogels, der sich aus dem Netz befreit: »Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei« (Ps 124,7).
    Unter den zahlreichen Untersuchungen Elisabeth Gössmanns fasziniert mich bis heute am meisten diejenige mit dem Titel »Mulier Papa. Der Skandal eines weiblichen Papstes« . Es handelt sich um die Rezeptionsgeschichte der berühmten Gestalt der Päpstin Johanna, für die Gössmann eine

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