Erleuchteter Sex

Ewigkeit eine Pforte öffnen, durch die sie ihren Gruß entsenden kann.

26. Fünfundvierzig Minuten sind das Minimum
    Sex kann in unterschiedlichen Portionen vergnüglich sein. Dann und wann genügt Ihnen ein Häppchen Leidenschaft in der Mittagspause. Ein kurzes Vergnügen im Wagen kann Sie energetisch in Schwung bringen und die Herzen für den Rest des Tages öffnen. Oft ist eine kurze sexuelle Begegnung genau das, was Sie und Ihr Partner brauchen. Doch ausgedehnte Liebesspiele können den Löwenanteil Ihrer Sexualität ausmachen.
    Der Körper des Menschen ist genau wie der anderer Tiere für Sex gemacht. Stimulation lässt uns hart und feucht werden, und wir wollen mehr davon. Wir berühren uns, kopulieren, reiben unsere Lenden aneinander und winden uns wie Primaten der Liebe, bis der Orgasmus zuckend durch unsere Körper fährt. Der Penis verspritzt Samen. Der Muttermund spitzt sich und saugt das Sperma zur wartenden Eizelle. Diese Art von Sex ist am besten, wenn man Kinder zeugen möchte. Für die Fortpflanzung ist es unerheblich, ob es zwei oder zehn Minuten dauert.
    Doch wenn wir heilende Energie durch unsere Körper strömen lassen, die festen Knoten um unsere Herzen lösen und uns in grenzenloser Vereinigung als Liebe hingeben möchten, sollte das Liebesspiel sehr viel länger dauern.
    Wird der Geschlechtsverkehr etwa fünfundvierzig Minuten lang aufrechterhalten, verändert sich die Körperenergie. Das Gefühl der Dringlichkeit verschwindet. Die Anspannung löst sich und verwandelt sich in offene Liebe. Die Knitterfalten des Tages glätten sich, werden zu einem ruhigen Meer, das uns durchflutet - stärker, als ein normaler Orgasmus das je könnte. Die meisten Menschen erreichen den Gipfel ihres sexuellen Potenzials nach etwa fünfundvierzig Minuten aktiven Liebesspiels.
    Besonders bei Frauen ähnelt der Liebesakt einem allmählichen Aufheizen bis zum Siedepunkt. Intensive Muttermundorgasmen treten üblicherweise erst nach fünfundvierzig Minuten Sex oder noch später auf. Was die Mehrzahl der Männer angeht, ist das Verlangen zu ejakulieren nach zwei bis zehn Minuten am größten. Wenn ein Mann fünfundvierzig Minuten Sex haben kann, ohne zu ejakulieren, erreicht sein Körper ein Energieplateau. Dann gelingt es ihm leichter, die hohe Intensität des Liebesspiels über längere Zeit hinweg auszuhalten und multiple Ganzkörperorgasmen zu genießen, ohne zu ejakulieren.
    Die Spannungsknoten, die unseren Energiefluss hemmen und unser Herz verschließen, lassen sich in einer kurzen sexuellen Begegnung nicht lösen. Das schafft oft nur das stete, gleichmäßige Kreisen von Energie, das nur der längere Geschlechtsverkehr ermöglicht.
    Doch eben diese Knoten können ein längeres, gemächliches Liebesspiel verhindern. Wenn wir uns lieben, vermehrt sich die sexuelle Energie im Körper. Die Knoten wirken wie Dämme, die unseren inneren Energiefluss zum Stocken bringen und uns dazu zwingen, die Energie in der vertrauten Abfolge aus Anspannung und Entspannung im Ejakulieren, Schreien, Johlen und Zucken zu vergeuden.
    Wenn wir uns kontinuierlich darin üben, diese Blockaden abzubauen statt überzufließen, können die Knoten sich lösen. Tiefe Herzenergie kann unseren Körper durchströmen. Wenn wir uns im strahlenden Fluss der Liebe entspannen, wird unser Körper frei von der Angst, die diese Knoten einmal geknüpft hat.
    Immer dann, wenn wir im Laufe eines Tages Angst verspüren, werden unsere inneren Knoten ein wenig fester gezurrt. Wenn wir nicht vollkommen bewusst leben und lernen, auch während des Tages zu atmen und Energie im Fluss zu lassen, legen wir im Laufe der Zeit einen bemerkenswerten Spannungsvorrat an. Die Börse bricht ein, und unsere Verlustangst verschlingt sich zu einem Knoten in unserem Inneren. Unser Kind verspätet sich auf dem Nachhauseweg von der Schule, und Angst legt einen weiteren Knoten um unser Herz. Unser Partner droht, uns zu verlassen - oder besteht auf Heirat -, und wieder wird ein Knoten der Angst in unserem Bauch oder der Brust festgezogen. In all diesen Knoten sind die Angst, aber auch die Wut, der Kummer und die Sorge gespeichert, die aus der Angst entstehen.
    Durchschnittsliebenden fällt es leichter, sexuelle Energie zu verspritzen oder anderweitig loszuwerden, als die inneren Knoten zu lösen, damit die Energie tiefer und lustvoller kreisen kann. Sie sind nicht in der Lage, die Liebesenergie über einen längeren Zeitraum hinweg in Fluss zu halten. Weshalb? Nun, damit die