Erlöst mich: Thriller (German Edition)
während ich verzweifelt versuchte, mich seinem Griff zu entwinden.
Dann hörte ich Schritte – Tina sprang ihn von hinten an und knallte ihm mit voller Wucht die Faust gegen die Schläfe.
»Er hat ein Messer!«, rief ich, doch Tina war schnell und hatte Heed überrascht. Sie verpasste ihm zwei linke Haken, ehe sie den Arm packte und ihn auf den Rücken drehte. Das Messer klapperte nutzlos zu Boden. »Du Schwein«, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen, griff ihn an den Haaren und rammte ihn mit dem Gesicht voran gegen die Wand.
Bevor Heed an der Wand herunterrutschen konnte, riss Tina ihn an den Haaren hoch und knallte ihn noch einmal gegen den rauen Beton.
Ich fiel ihr in den Arm.
»Hör auf, Tina. Wir brauchen ihn lebend. Er muss reden können.«
Sie warf mir einen so hasserfüllten Blick zu, dass ich sie instinktiv losließ. Ich war mir nicht sicher, ob er mir galt oder Heed. Doch dann lockerte sie ihren Griff, und der wabbelige Körper klatschte auf den Boden.
»Hat er das Mädchen umgebracht?«
Ich nickte. »Er hat sie erschossen, als ich die Waffe sinken ließ, dann schoss er auf mich und hat mich verfehlt.« Es war eine Lüge, aber ich konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. Dass ich Laylas Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um das meine zu retten, und sie damit praktisch getötet hatte. Noch etwas, womit ich würde leben müssen.
Tina sagte nichts. Sie atmete tief durch, als wolle sie sich für die bevorstehende Aufgabe wappnen, und zog Heed an den Haaren hoch.
»Dann bringen wir das Schwein jetzt zum Reden.«
45
In einer der Küchenschubladen fand Tina eine Rolle Klebeband, und damit fesselten wir Heed in der Küche auf einen Stuhl.
Er war immer noch nicht richtig bei Bewusstsein, aber wir gingen kein Risiko ein, und ich hielt ihm den Revolver an den Kopf, bis Tina die ganze Rolle aufgebraucht hatte. Dann füllte ich eine Tasse mit kaltem Wasser und kippte es ihm ins Gesicht. Als er sich nicht rührte, wiederholte ich die Prozedur. Beim dritten Mal schüttelte er schließlich den Kopf, öffnete die Augen und starrte uns an.
Nach ein paar Sekunden grinste er und entblößte braune unregelmäßige Zähne. Seine Augen funkelten hellwach.
Ich wandte mich an Tina. »Vielleicht wartest du besser draußen.«
Angewidert sah sie auf Heed herab. »Nein danke. Ich bin nicht zimperlich. Tu, was du tun musst.«
Auf der Arbeitsplatte stand ein alter Wasserkocher, den ich auffüllte und einschaltete. Als das Wasser kochte, baute ich mich vor Heed auf. »Du weißt, warum wir hier sind. Um Antworten zu bekommen. Du wirst sie uns geben. Es liegt an dir, ob es schmerzhaft wird oder nicht.«
Heed grinste mich weiter an, dabei musterte er mich unablässig, als suche er eine Schwachstelle. Er strahlte eine
Furchtlosigkeit aus, die mir an die Nerven ging. In seiner Lage hätte er verängstigt sein müssen. Instinktiv wollte ich mich abwenden, aber ich zwang mich, seinem Blick standzuhalten und erinnerte mich daran, dass die Kreatur vor mir gerade ein unschuldiges Kind erschossen hatte.
Schwein.
Ich nahm den Kessel und kippte die Hälfte des kochenden Wassers in seinen Schoß. Mit düsterer Befriedigung sah ich zu, wie er sich auf seinem Stuhl wand und sein gelbes Gesicht eine messingartige Farbe annahm. Doch er kämpfte verbissen gegen den Schmerz und verkniff es sich aufzuschreien. Ich wartete eine Weile, bis der erste Schmerz verebbt war, und goss ihm dann die verbleibende Hälfte auf dieselbe Stelle. Dieses Mal heulte er heiser und begann zu husten.
»Du glaubst vielleicht, du bist der Teufel in Person, Mr. Heed«, sagte ich. »Aber das bist du nicht. Du bist aus Fleisch und Blut. Wie wir alle. Du spürst Schmerz. Und ich kann dir sehr, sehr wehtun.«
»Fick dich«, bellte er, und seine Augen traten fast aus den Höhlen.
»Wir wissen alles über dich«, fuhr ich fort. »Wir wissen, dass du für Paul Wise arbeitest. Wir wissen, dass du an der Entführung der dreizehnjährigen Lene Haagen aus einem Maniler Hotel beteiligt warst. Und wir wissen, dass man dir am Freitagabend einen Koffer mit höchst wertvollem Inhalt übergeben hat.«
»Dann scheint ihr ja alles zu wissen.«
»Nein, nicht alles. Wir müssen wissen, was in dem Koffer war und wo Paul Wise sich aufhält. Und du kannst diese Fragen beantworten.«
»Warum sollte ich euch helfen? Ihr tötet mich doch sowieso.«
»Ich will nicht lügen. Du wirst sterben. Aber ich bin kein Sadist. Wenn du unsere Fragen beantwortest, verspreche ich dir, dass es
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