Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Du bist zwar ein Mörder, aber auch du willst nicht den Tod eines Kindes auf dem Gewissen haben.«
Er zwinkerte mir zu und streichelte dabei mit einer unglaublich obszönen Geste den Hals des Mädchens.
»Übrigens, sie heißt Layla.«
Laylas Augen brannten sich in die meinen, und ich spürte, wie mir der Schweiß von der Stirn auf die Wange tropfte und zum Kinn hinunterrann.
»Tu es nicht, Heed, das ist eine Sache zwischen dir und mir.«
»Wenn du die Waffe fallen lässt, lass ich dich gehen, und Layla wird heranwachsen und eine schöne Frau werden können. Ich zähle bis drei, wenn bis dahin dein Revolver nicht auf dem Boden liegt, drück ich ab. Eins …«
Er würde sie nicht verschonen. Und mich auch nicht. Doch zum ersten Mal in meinem Leben zitterte mir die Hand, denn nach all den schrecklichen Sünden, die ich über die Jahre begangen hatte, schien dies die schlimmste: ein Kind zum Tode zu verurteilen, weil ich nicht tat, was er sagte.
»Zwei …«
Die Welt blieb stehen. Ich starrte Heed an, er lächelte zurück. Er kannte meine Schwäche.
Sein Finger spannte sich um den Abzug, und unter der gelbsüchtigen, mit Leberflecken verunstalteten Hand, die ihr den Mund zuhielt, begann sie zu schluchzen.
»Drei.«
Ich senkte die Waffe und drückte ab.
Ich hatte seine Kniescheibe anvisiert, doch da ich so tat, als würde ich mich ergeben, blieb mir kaum eine Zehntelsekunde, um zu zielen. Und da meine Hand zitterte, verfehlte ich ihn.
Ein weiterer Schuss bellte durch den Keller, und plötzlich flog Layla auf mich zu. Ich fing sie auf, aber ihr Schwung riss mich zurück, und ich fiel auf den Hintern, während eine Kugel irgendwo dicht neben mir vom Boden abprallte.
Ich stieß Layla beiseite, um sie aus der Schusslinie zu stoßen, und Heed drückte erneut ab. Doch gab es nur ein hässliches Klicken. Seine Waffe war leer.
Ich musste meinen Arm unter Layla hervorziehen, und als ich mich aufrichten wollte, um meinen letzten Schuss abzufeuern, warf er die Pistole nach mir, die gegen meine Stirn knallte. Ich verlor für eine Sekunde den Fokus auf seine Körpermitte, und die Kugel schlug fehl.
Mit erstaunlicher Behändigkeit warf Heed sich herum und rannte den Korridor hinunter, bis ihn die Schwärze verschluckte.
Erst jetzt sah ich, dass Layla tot war. Ihr Gesicht war unter der Masse von Blut und Gehirn, das aus der Austrittswunde suppte, kaum mehr zu erkennen.
Ich schrie auf, vor Wut und Verzweiflung, meine Stimme hallte durch den Korridor wie das Heulen eines waidwunden Tiers.
Dann erfasste mich die Adrenalinwoge, ich sprang auf und wollte nichts anderes mehr, als dieses Monster zu erwischen, und wenn es das Letzte war, was ich je tun würde.
»Um Gottes willen, was ist passiert?« Tina war die
Treppe heruntergekommen und sah Laylas zusammengekrümmten nackten Körper. »Was hat er getan?«
Schnell ging sie zu der Leiche des Mädchens hinüber und kniete sich neben sie. Verzweifelt versuchte sie, einen Puls zu ertasten.
Ich zog den zweiten Schnelllader aus meiner Jeanstasche und lud den 45er nach, dann sprintete ich – das Blut ignorierend, das aus der Platzwunde auf meiner Stirn rann – Heed hinterher.
Der Korridor machte einen scharfen Knick nach links, und plötzlich herrschte völlige Dunkelheit. Ich ließ alle Vorsicht fahren und rannte unbeirrt weiter. Erst als ich über eine Kiste am Boden stolperte, zwang ich mich, kurz anzuhalten. Ich sah mich um und konnte am Ende des Korridors das schwache Glänzen einer Aluminiumleiter ausmachen, die offenbar durch ein Loch nach oben ins Erdgeschoss führte. Da hatte ich seinen Fluchtweg, und ich ging darauf zu, als mich aus dem Dunkel eine Gestalt ansprang. Kaum sichtbar blitzte eine Klinge und fuhr auf mich nieder.
Ich schwang herum, wollte unter der Klinge wegtauchen und spürte, wie sie meine Jacke aufschlitzte und die Haut um Haaresbreite verfehlte. Instinktiv drückte ich ab, doch Heed hatte bereits mein Handgelenk gepackt und riss es nach oben. Die Kugel schlug in die Decke, aber ich schaffte es, seine Hand zu erwischen und das Messer von mir wegzudrücken.
»Zeit zu sterben, Mr. Milne«, flüsterte er in einem verblüffend heiteren Singsang und übergoss mich mit einem Schwall seines säuerlich-heißen Atems.
Er stieß mich so brutal gegen die gegenüberliegende Wand, dass mir die Luft wegblieb. Für einen so ungesund
aussehenden Typen besaß er eine enorme Kraft, und ich spürte, wie das Messer sich mehr und mehr auf mich herabsenkte,
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