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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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tief durchzuatmen, was mir half, den Schmerz zu verdrängen.
    Vorsichtig sah ich mich in dem riesigen Foyer um. Es war sehr hell, sehr weiß und sehr sauber. Vollkommen unpersönlich. Abgesehen von einem abstrakten Gemälde, auf dem sich vor einem in verschiedenen Blautönen gehaltenen Hintergrund ein paar Schraffuren abzeichneten, war da nichts, was auch nur den kleinsten Hinweis auf den Besitzer hätte geben können. Keine Fotos, nichts. Kahl und kalt, was Paul Wise wohl perfekt charakterisierte.
    Immer noch war kein Geräusch zu vernehmen.
    Ich versuchte so gut es ging den wachsenden Schmerz in meiner Brust zu ignorieren und mich auf einen möglichen Hinterhalt zu konzentrieren. Vorsichtig tastete ich mich ein paar Schritte vorwärts. Da sah ich die Blutspuren. Rote Tropfen auf den Marmorfliesen. Sie waren noch frisch, allerdings nicht zahlreich genug, um darauf hinzudeuten, dass derjenige, der sie vergossen hatte, schwer verletzt war.
    Ich quälte mich weiter und blickte um eine halb geöffnete Tür herum in ein Wohnzimmer, das die Größe eines Apartments hatte. Es war leer, also zog ich mich wieder zurück und ging mit gezücktem Revolver langsam und wankend den langen, weiß gestrichenen Korridor hinunter. Rechts befanden sich bis zum Boden reichende Fenster, links gab es alle paar Meter eine Tür. Mit der freien Hand stützte ich mich an der Wand ab. Ich musste weitergehen, bis ich Tina gefunden hatte.
    Plötzlich überkam mich ein tosender Schwindel, und obwohl ich mich mit der Schulter gegen die Wand lehnte, hatte ich nicht mehr die Kraft, mich auf den Beinen zu halten, und rutschte zu Boden.
    Ich blieb liegen, lehnte den Kopf gegen die Wand und verhinderte gerade noch, dass mir die Waffe aus den Händen glitt. Eine Chinavase, das einzige Möbelstück, das ich bislang gesehen hatte, stand in der Nähe. Sie war bestimmt einen Meter dreißig hoch, und, einfach um nicht das Bewusstsein zu verlieren, versuchte ich, mich auf ihr Muster zu konzentrieren. Ich hatte keine Kraft mehr. Nichts. Ich war erledigt.
    Ich schloss die Augen, eine überwältigende Müdigkeit ergriff von mir Besitz, eine Müdigkeit, die alles andere einhüllte und ausblendete. Ich wusste, es war vorbei. Hier fand mein verdammtes, verpfuschtes Leben sein Ende.
    Da hörte ich es. Es kam von irgendwo hinter der Wand. Schwach, aber unüberhörbar.
    Die Schreie einer Frau.

55
    Die Angst kam in schweren, die Eingeweide zerfetzenden Schüben. Tina lag gefesselt und hilflos auf dem Bett, der Gnade der Person ausgeliefert, die nichts sehnlicher begehrte als ihren Tod.
    Wise grinste auf sie herab, sein bartloses, fast kindliches Gesicht strahlte vor sadistischem Vergnügen.
    »Weißt du was?«, fragte er und ohrfeigte sie brutal. »Ich habe Jahre auf diesen Augenblick gewartet, Jahre, und bei Gott, ich werde jede Sekunde davon auskosten.«
    Wieder schlug er sie ins Gesicht.
    »Ich werde dir solche Schmerzen zufügen, dass du mich anflehen wirst, dich zu töten.«
    Eine weitere Ohrfeige. »Hast du verstanden, du kleine Schlampe? Kapierst du das?«
    Tina versuchte alles, um sich nicht provozieren zu lassen. Die Angst schwächte sie, doch dahinter spürte sie ein neues Gefühl aufwallen: reinen Hass. Hass auf das Scheusal, das so viel Leid in die Welt gebracht hatte und es verdiente zu sterben.
    Ein paar kostbare Augenblicke lang schöpfte sie daraus Kraft.
    Aber dann sah sie aus dem Augenwinkel, wie Wise nach
unten griff und ein dünnes Skalpell hervorzog, das im gleißenden Licht der Operationslampe funkelte. Die Angst meldete sich doppelt so heftig zurück.
    Er bemerkte, wie sie auf das Skalpell reagierte, und lachte.
    »Damit werde ich dich schön langsam aufschlitzen. Einfach so. Und dann werde ich dich ficken. Obwohl du nicht mein Typ bist. Viel zu alt, fürchte ich.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich mag’s lieber jung und knackig. Aber ich werde dich ein bisschen vergewaltigen. Dich demütigen. Und wenn du anfängst, mich zu langweilen, wenn ich deinen berühmten Willen gebrochen habe, dann lasse ich dich verschwinden, genau wie all die anderen.«
    Sie sah ihm in die Augen und wusste, das egal was passierte, es sinnlos wäre, um Gnade zu flehen, denn das würde ihm nur noch mehr Befriedigung verschaffen. Das Schwein war ohnehin schon aufgegeilt wie ein Frettchen. Sie würde sein Spiel nicht mitspielen.
    Ungewollt bedachte sie ihn mit einem verächtlichen, mitleidigen Blick.
    »Du feiges Schwein«, entfuhr es ihr. »Hast du so auch die Mädchen

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