Erlöst mich: Thriller (German Edition)
hochzerren. Dabei redete er unablässig in atemlosem, erregtem Russisch auf sie ein.
In diesem Moment riss Tina die Leuchtvorrichtung von der Taschenlampe, drückte einen Knopf und rammte dem Russen die Kontakte ins Bein. Direkt über dem Knie. Die Lampe, die als Tarnung eines Elektroschockers diente, gab ein lautes, hässliches Knistern von sich, und achthunderttausend Volt schossen in den Schenkel. Sie hatte das Ding letztes Jahr in Panama gekauft, damals nur, damit es ihr nachts ein Gefühl der Sicherheit gab, und jetzt benutzte sie es zum ersten Mal.
Tina hielt den Knopf gedrückt, damit der Stromkreis nicht abbrach, doch ein paar Sekunden lang blieb der Russe ungerührt stehen, und in einem Anfall von Panik fürchtete sie schon, das Gerät hätte versagt. Doch dann stieß er einen gedämpften Schrei aus, fiel rückwärts stolpernd zu Boden und wand sich in heftigen Zuckungen, während der Schock ihn übermannte.
»Eine Bewegung, und du bist tot!«, schrie der andere und richtete die Pistole auf ihren Kopf.
Doch Tina sagte sich, wenn sie die Absicht hatten, sie so kurz nach dem Tod von Nick ebenfalls zu ermorden, dann müssten sie es natürlich aussehen lassen, was hieß, dass er auf keinen Fall schießen würde. Sie packte die Nachttischlampe und warf sie ihm an den Kopf, sprang aufs Bett und ihn, den Schocker wie einen Dolch auf ihn gerichtet, direkt an.
Doch im Unterschied zu seinem Komplizen wusste der Mann, welchen Schaden sie damit anrichten konnte, und reagierte schnell. Er packte ihren ausgestreckten Arm und drehte ihn ruckhaft herum, so dass sie beide taumelten und gegen die Wand prallten.
Ihr Handgelenk fühlte sich an, als würde es jeden Moment brechen, und vom Schmerz betäubt, ließ sie den Schocker fallen, besaß aber genug Geistesgegenwart, seinen anderen Arm zu packen, sodass er die Pistole nicht auf sie richten konnte. Dann spannte sie all ihre Kraft an, knallte ihm die Stirn ins Gesicht und trat ihm zwischen die Beine. Er zuckte zusammen, sie konnte sich losreißen und rannte zur Tür hinaus.
Doch blitzschnell war er hinter ihr her, und ehe sie die Treppe erreichte, hatte er sie wieder erwischt und drängte sie zurück ins Schlafzimmer.
Sie wehrte sich mit aller Macht, versuchte ihn vors Schienbein zu treten, aber er war um einiges stärker, als sie angenommen hatte. Tina voraus krachten sie durch die gegenüberliegende Tür in das unbeleuchtete Badezimmer.
Sofort sah sie, dass die Badewanne voll war, sie hatten vorgehabt, sie zu ertränken.
Mit den Hacken stemmte sie sich gegen die frisch verlegten Fliesen und versuchte sich umzudrehen, doch er
lockerte seinen Schraubstockgriff kein bisschen. Die Pistole hielt er fest in seiner Rechten, für Tina außer Reichweite. Er mochte zwar kleiner sein als sein Komplize, aber sie sah, dass er der ungleich Gefährlichere der beiden war.
Wie um es zu demonstrieren, ließ er sie plötzlich los und schlug ihr einmal hart und präzise in die Nieren, ehe er sie am Mantelkragen packte und in die Wanne stieß.
Das kalte Wasser spritzte auf und umgab sie, und instinktiv hielt sie den Atem an, als ihr Gesicht die Oberfläche traf. Ihr blieb nur eine Chance, deshalb mühte sie sich, sich auf den Rücken zu drehen, und schaffte es, ehe der Angreifer nachsetzen konnte. Der starrte sie mit wilder Entschlossenheit an, warf sich über sie und drückte sie mit seinem ganzen Gewicht nach unten. Seine behandschuhte Hand legte sich wie eine gewaltige Spinne über ihr Gesicht und presste es wieder unter Wasser.
Sie zappelte wild unter ihm, gab aber keinen Laut von sich, während sie verzweifelt versuchte, die aufsteigende Panik zu bekämpfen und ihren Luftvorrat so gut wie möglich zu nutzen. Seit sie als Vierjährige bei einer Geburtstagsparty einmal in einen Fluss gefallen war, hatte sie sich immer davor gefürchtet zu ertrinken. Jetzt – mit dem Druck in ihren Lungen – holten die schrecklichen Momente von damals sie wieder ein. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Jeden Augenblick konnte der Russe, den sie mit dem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt hatte, zu sich kommen und seinem Komplizen zur Hilfe eilen. Dann wäre sie erledigt.
Es gelang ihr, eine Hand unter dem Rücken herauszuwinden, sie griff hinter sich, ertastete die Seifenschale aus Porzellan, die an ihrem Platz auf dem Badewannenrand
stand, packte sie und knallte sie dem Killer gegen den Kopf.
Er schrie auf und lockerte zwar für einen Moment seinen Griff, ließ aber nicht los. Dennoch
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