Erlöst mich: Thriller (German Edition)
bekamen. Doch diesmal … Diesmal war das Opfer ein Journalist, der offenbar etwas über einen von Schagels Klienten herausgefunden hatte und nun dafür zahlen sollte. Wie Schagel gesagt hatte, wurden auf den Philippinen mehr Journalisten ermordet als in allen anderen Ländern der Welt, und ich bezweifelte, dass viele von ihnen korrupt waren. Wahrscheinlich eher das Gegenteil.
Zweifel stiegen in mir auf, und es fiel mir schwer, sie zu zerstreuen, obwohl ich es in dieser Hinsicht mit steigendem Bodycount zu immer größerer Meisterschaft gebracht hatte.
Und diesmal war zudem der Einsatz ungleich höher. Schagel hatte angedeutet, dass er mich eventuell vom Haken lassen und für den Rest meines Lebens in meinem abgelegenen Winkel in Frieden lassen würde und dass ich keinem menschlichen Wesen mehr Leid zufügen müsste.
Mit erhobener Waffe stieg ich die Treppe hinauf, angestrengt lauschend und jedes Knarren der Stufen registrierend.
Als ich oben in einer ebenfalls mit zahlreichen Fotos geschmückten Diele ankam, von der viele Türen abgingen, drang etwas aus dem Zimmer am Ende der Diele.
Das Klingeln eines Mobiltelefons.
Ich hörte ein Geräusch hinter der Tür, jemand stieg verschlafen fluchend aus dem Bett.
Der Augenblick war da. Mach es, befahl ich mir und wischte alle Zweifel beiseite. In zwei Minuten konnte ich draußen sein und in zehn zurück im Hotel.
Es ergibt keinen Sinn, das Unvermeidliche aufzuschieben. Das ist eine der wertvollsten Lektionen, die ich im Laufe der Jahre gelernt habe.
Deshalb versuchte ich es auch nicht. Ich atmete kontrolliert und ruhig und riss die Tür auf.
Mein Opfer, Patrick O’Riordan, stand neben dem Bett. Sein silbergraues Haar stand in wirren Strähnen vom Kopf ab, darunter war er splitternackt. Er hielt seine Hose in der Hand und suchte in den Taschen nach seinem Handy. Das Bett war leer.
Er drehte sich herum, ich hob die Pistole, und seine Augen weiteten sich. Er wirkte so verdammt verletzlich, so schockiert, dass sein Leben unversehens an diesem Punkt angelangt war, dass er kein Wort hervorbrachte und nur hilflos die Lippen bewegte. Ich erkannte die Angst in seinen Augen, die Resignation wich, und dann sah ich einen Funken Hoffnung aufglimmen, weil ich zögerte zu schießen.
Das Handyklingeln verstummte.
Ich drückte ab, zweimal, die Pistole zuckte in meiner Hand, und er taumelte rückwärts. Beide Kugeln hatten ihn in die Brust getroffen, er stieß gegen das Fenster und sank langsam zu Boden. Sein Mund füllte sich mit Blut. Während er sein Leben aushauchte, starrte er mich an, als fasse er es nicht, dass ich so skrupellos sein konnte.
Unfähig, seinen anklagenden Augen standzuhalten, ging ich mit vier schnellen Schritten zu ihm hin, wandte den Blick ab und schoss ihn aus nächster Nähe ein letztes Mal von oben in den Kopf.
Er seufzte noch einmal auf, dann kippte er zur Seite, und seine Augen schlossen sich. Ich machte mir nicht die Mühe, seinen Puls zu fühlen, sondern wandte mich um und eilte zur Tür.
Doch da hörte ich es. Jemand hatte am anderen Ende der Diele die Toilettenspülung gedrückt.
14
Ich hatte gerade noch Zeit, die Tür zu schließen und mich seitlich dahinter zu verbergen. Ich hörte, wie sich die Schritte näherten, zu gelassen, als dass sie etwas mitbekommen haben könnte.
Doch als die Tür aufging, stellte ich fest, dass die Sie ein Er war, und ein höllisch junger obendrein. Höchstens zwanzig. Er war wie O’Riordan nackt, aber sein Körper war seinem Alter entsprechend deutlich besser definiert, offenbar trieb er eine Menge Sport.
Als er sah, was geschehen war, stieß der Junge, ein Filipino, einen unterdrückten Schrei aus und schlug sich dramatisch die Hand vor den Mund. Er wandte mir den Rücken zu, dennoch merkte ich, wie er meine Gegenwart spürte und erstarrte.
Zeit zu handeln.
Die erste Regel des Auftragsmordes lautet, wenn nur irgend möglich stets alle Zeugen zu eliminieren. Hier war es möglich. Ich richtete bereits die Pistole auf ihn, und dass ich keine Minute zuvor schon einmal geschossen hatte, machte es leichter, es wieder zu tun.
Trotzdem schoss ich nicht. Sondern befahl ihm, sich nicht umzudrehen, und bemühte mich dabei, meine Stimme zu verstellen.
»Was haben Sie ihm angetan?«, fragte er verzweifelt. Obwohl ich sein Gesicht nicht sehen konnte, sah ich an der Art, wie seine Schultern zuckten, dass er lautlos weinte. »Warum haben Sie ihn umgebracht?«
»Wenn du hier lebend rauskommen willst, tust du, was ich
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