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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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dir sage. Auf die Knie, und Hände über den Kopf. Ich reiche dir deine Kleider, du ziehst sie an und dann marschierst du hier raus.«
    Ihn laufen zu lassen, war blanker Irrsinn, selbst wenn er mein Gesicht nicht gesehen hatte. Trotzdem schaffte ich es nicht, noch einmal abzudrücken. Er war so jung, und wenn ich ihn tötete, würde er auf ewig meine Träume heimsuchen.
    »Du Schwein«, stieß er hervor, und zum ersten Mal bemerkte ich den Hauch eines amerikanischen Akzents. »Du dreckiges herzloses Schwein.«
    »Letzte Chance«, zischte ich ihn an. »Auf die Knie.«
    Die Geschwindigkeit, mit der er herumfuhr und mich mit vor Wut und Schmerz verzerrtem Gesicht ansprang, verblüffte mich.
    Doch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Ich mochte vielleicht hassen, was ich tue, aber ich war lange genug dabei und hatte geschulte Reflexe. Trotz Schlafmangels und Jetlag reagierte ich und schoss sofort. Die Wucht des Einschlags stoppte ihn im Sprung.
    Er stürzte laut zu Boden, schlug hart auf und rollte sich zuckend herum, während er verzweifelt versuchte, sich am Bettlaken festzuklammern.
    Geschäftsmäßig und mit wieder ruhiger Hand verpasste ich ihm zwei weitere Kugeln, und kurz darauf senkte sich die Stille über den Raum.
    Der Korditgeruch hing schwer in der Luft, und eine Weile blieb ich reglos stehen und starrte auf die beiden Toten hinab, fragte mich, warum O’Riordans Liebhaber den Tod gewählt hatte, denn wäre er einfach meinen Anweisungen gefolgt, hätte ich ihn wahrscheinlich am Leben gelassen.
    Zeit zu verschwinden. Ich verließ das Zimmer, schloss die Tür hinter mir und versuchte auf dem Weg zur Treppe die Monstrosität meiner Tat zu verdrängen, indem ich an meinen Ausstieg dachte und mir vorstellte, wie ich mit einem Bier in der Hand und in der Gewissheit, den Rest meiner Tage friedlich verbringen zu können, von meinem Balkon aus über die Bäume am Ufer des Mekong blickte.
    Wenn Schagel mich denn ließe.
    Als ich unten ankam, sah ich, dass die Tür zu O’Riordans Arbeitszimmer einen Spalt offen stand. Ich stieß sie ganz auf und ging hinein, neugierig, warum sein Tod so dringlich gewesen war, dass der Job bis zwei Uhr mittags hatte erledigt werden müssen. Und andernfalls sogar abgesagt worden wäre. Außerdem dachte ich, dass Schagel mich vielleicht doch nicht aus reiner Herzensgüte aussteigen lassen würde, zumal fraglich war, ob er überhaupt so etwas wie ein Herz besaß. Deshalb konnte mir jede Information, die ich hier fand, als Verhandlungsmasse nützlich sein.
    Das Arbeitszimmer war eng und blieb düster, selbst nachdem ich Licht gemacht hatte. Ringsum wuchsen Bücherregale zur Decke, und im Zentrum stand ein kleiner, makellos aufgeräumter Schreibtisch, auf dem sich ein PC, ein paar Büromaterialien und ein DIN-A-4-großer Tischkalender befanden. Der Kalender hatte die Blätter für Donnerstag und Freitag aufgeschlagen, die mit einer Fülle von Kritzeleien, Telefonnummern und kaum lesbaren Notizen
vollgeschmiert waren, die dem ungeschulten Auge nichts Interessantes verrieten.
    Doch als ich zu Samstag und Sonntag umblätterte, erweckte etwas meine Aufmerksamkeit. O’Riordan hatte noch nicht die Gelegenheit gehabt, auch diese Seiten vollzukrakeln, die Seite für Samstag war sogar leer, mit Ausnahme eines Eintrags für drei Uhr nachmittags.
    Er bestand nur aus drei Wörtern, und ich musste fast eine Minute lang darauf starren, ehe ich seine Schrift endlich entziffern konnte. Falls ich richtig las, hatte er Cheeseman /Omar Salic notiert. Salic war ganz offensichtlich eine Person, und ich vermutete, O’Riordan war mit ihm verabredet. Cheeseman konnte den Treffpunkt bezeichnen oder auch der Name eines Dritten sein. Angesichts der Uhrzeit und meines Zeitlimits bis zu diesem Termin musste es sich auf jeden Fall um etwas Wichtiges handeln.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich mit der Information anfangen sollte, aber da ich nach der Devise lebe, man könne nie zu viel wissen, riss ich die Seiten und auch die vorigen heraus und steckte sie in die Gesäßtasche.
    Seufzend nahm ich mein Feuerzeug und zündete den Kalender an. Als er Feuer gefangen hatte, ließ ich ihn in den Papierkorb fallen und legte ein paar Bücher darauf. O’Riordans Frau tat mir leid. Ich hatte nicht nur ihren Mann umgebracht, sondern ihr dadurch auch noch seine Affäre mit dem Filipino-Jungen enthüllt, und jetzt brannte ich sogar ihr Haus nieder.
    Als ich durch das Gartentor auf die Straße glitt, brach im Osten bereits der

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