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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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gebrochen, niemals Unschuldige aufs Korn zu nehmen. Und ich war
ziemlich sicher, dass O’Riordan weder korrupt noch pervers war, trotzdem hatte ich ihn kaltblütig exekutiert. Und außerdem seinen Liebhaber, ein Junge noch fast, dessen einziges Vergehen es war, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Die Sache bereitete mir heftige Schuldgefühle.
    Ich setzte mich aufs Bett und rief die Nummer an, an die ich zuvor schon eine SMS geschickt hatte, um die Erledigung des Auftrags zu bestätigen.
    Ich war nicht überrascht, als Schagel mich keine zwei Minuten später zurückrief. Er klang bestens gelaunt. »Irgendwelche Komplikationen?«, fragte er, aber das fragte er mich routinemäßig nach jedem Auftrag.
    »Kleinigkeiten. Als ich ankam, war noch jemand im Haus.«
    »Seine Frau?«
    »Nein, ein anderer Mann. Ich schätze, sein Liebhaber.«
    »Böser, böser Junge. Und Sie haben sich sicher auch um den anderen gekümmert?«
    »Sicher.«
    »Dann war es also saubere Arbeit. Das Haus steht auch nicht mehr?«
    »Ich habe alles gemacht wie besprochen.«
    »Gut. Denn ich möchte, dass Sie noch ein, zwei Tage in Manila bleiben.«
    Sofort gingen bei mir alle Alarmlampen an. Es war nicht Bertie Schagels Art, seine Pläne zu ändern, wenn ich bereits in seinem Auftrag unterwegs war, und ich fragte mich, ob er schließlich zu dem Schluss gekommen war, dass es besser wäre, mich loszuwerden, und er mir eine Falle stellte.
    »Warum das?«
    »Wir erwarten einen Besucher in der Stadt, und es könnte nötig werden, dass Sie sich darum kümmern. Für ein zusätzliches Honorar, versteht sich. Haben Sie die kleine Kiste noch?«
    Er meinte die Pistole.
    Ich bejahte.
    »Gut, behalten Sie sie bis auf Weiteres. Ich werde versuchen, Ihnen eine neue zu besorgen, aber vielleicht klappt das in der kurzen Zeit nicht. Jetzt lassen Sie erst mal wie geplant das Telefon verschwinden und besorgen sich ein neues. Damit rufen Sie mich an.«
    »Wer ist der Besucher?«
    »Ich schicke Ihnen die Einzelheiten in ein paar Minuten an den E-Mail-Account. Wir erwarten, dass sie morgen früh in Manila eintrifft, und Sie sollten am Flughafen sein, um sie abzupassen. Die genaue Ankunftszeit teile ich Ihnen noch mit.«
    »Sie?«
    »Ja, es handelt sich um eine Frau.«
    Damit hatte ich ein gewaltiges Problem, zumal mich heute ohnehin schon Schuldgefühle plagten. Ich hatte in meinem Leben nur einmal eine Frau getötet, und die war ein wahres Monster gewesen. Ich wollte keine andere mehr töten.
    Als ich nichts erwiderte, seufzte Schagel laut auf. »Ich weiß, wie Sie das mit den Frauen sehen«, sagte er beinahe versöhnlich. »Aber wenn Sie noch diesen einen Job übernehmen, setze ich Ihren Rentenplan in Kraft. Okay. Ein letzter Job, und Sie sind ein freier Mann.«
    Ich mochte nicht glauben, was ich da hörte. Das klang überhaupt nicht nach Schagel.
    »Wenn Sie mich verarschen …«
    »Tue ich nicht. Ich weiß, dass Sie aus dem Geschäft rauswollen, und dies ist ein eminent wichtiger Auftrag. Erledigen Sie ihn, dann sind unsere Geschäftsbeziehungen beendet, und Sie können tun und lassen, was Sie wollen.«
    Nun war es an mir aufzuseufzen. Ich dachte an mein Haus in Laos, daran, den Rest meiner Tage in Frieden zu verbringen. »Okay«, sagte ich endlich und schluckte die aufsteigende Übelkeit hinunter. »Ich mach es.«
    In diesem Moment besiegelte ich mein Schicksal.

18
    Es war halb drei Uhr nachmittags, und ich stand in der Gluthitze Manilas und wartete auf meine neue Waffe. Nach einigem Überlegen hatte Schagel doch entschieden, es sei zu riskant, die alte zu verwenden, die nun demontiert auf dem Grund eines Kanals lag.
    Die Straße, in der ich wartete, war armselig und schmutzig und der Gestank von Auspuffgasen und Gullidünsten kaum zu ertragen. Gegenüber standen einige drei- und vierstöckige Ziegelgebäude, deren verrostete Wellblechdächer sich gefährlich über den Asphalt senkten und das bisschen Sonnenlicht, das es durch die Smogdecke geschafft hatte, ausblendeten. Überall hingen Kleider zum Trocknen, und mitten im Verkehr spielten Scharen von ungewaschenen, halb nackten Kindern, während die Frauen, viele von ihnen mit Babys in den Armen, auf Stühlen, Kisten und anderen Sitzgelegenheiten auf dem brodelnden Asphalt saßen und schwatzten. Die Männer dagegen lungerten an den Ecken und Eingängen herum und rauchten, und einige schauten mich misstrauisch an.
    In Manila fielen Westler mehr auf als in jeder anderen asiatischen Stadt. Es gab vergleichsweise

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