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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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ich jederzeit nachkommen.
    »Natürlich«, sagte sie und strich mir besorgt über die Stirn. »Lass dir Zeit. Obwohl sie natürlich enttäuscht sein werden. Besonders meine Ma. Sie mag dich.«
    »Ich mag deine Ma auch«, erwiderte ich und zog sie an mich. Ein letztes Mal hielt ich sie in den Armen, sog ihren Duft auf und roch das Shampoo in ihren Haaren. Sanft ließ ich meine Hand über die kaum wahrnehmbare Wölbung gleiten und sagte stumm Adieu zu einem Kind, das ich nie kennenlernen würde. Schließlich löste ich mich von ihr.
    Ich werde nie vergessen, wie armselig und leer ich mich fühlte, als ich Emma nachsah, während sie winkend und lächelnd durch die Tür verschwand. Ich würde sie nie mehr wiedersehen können.
    Zehn Minuten später hatte ich meine Habseligkeiten in einen Matchsack gepackt und war draußen. Ich hinterließ nicht einmal eine Nachricht. Ich nahm den Jeep, den ich mir gestern geliehen hatte, und fuhr runter zum Hafen und auf die Autofähre. Auf dem Festland fuhr ich direkt zum Flughafen Krabi, und sechs Stunden später stieg ich in Bangkok an Bord einer Air Asia Maschine mit Kurs auf Phnom Penh. In Kambodscha, so hatte ich mir ausgerechnet, konnte ich ohne Aufsehen zu erregen eine Weile untertauchen und meine nächsten Schritte planen.
    Doch die Dinge entwickelten sich nicht nach Plan. In Phnom Penh wurde ich am Zoll festgehalten und ehe ich mich versah von zwei schweigsamen Beamten über einen Flur in einen fensterlosen Raum gebracht, wo mir dann eröffnet wurde, dass ich festgenommen sei. Als ich fragte, unter welchem Vorwurf, stieß ich nur auf eisiges Schweigen.
    Sie ließen mich in der fensterlosen Zelle allein vor mich hinschmoren, und ich verbrachte die wohl längste Stunde meines Lebens. Jemand musste herausgefunden haben, wer ich war. Ich wusste nicht wie, obwohl ich den Verdacht hegte, mein angedachter Schwiegervater könnte etwas damit zu tun haben. Doch das spielte keine Rolle mehr. Es gab einfach keinen Ausweg. Ich saß in einem fremden Land in der Falle, ohne Waffe, ohne Freunde, ohne Fluchtmöglichkeit.
    Schließlich ging die Tür auf, und ich erinnere mich noch,
wie sich mir der Magen zusammenzog, als ich den pockennarbigen kambodschanischen Offizier eintreten sah, der sich mir gegenüber an den Tisch setzte.
    »Mein Name ist Lieutenant-Colonel Thom von der Royal Gendarmerie«, begrüßte er mich in akzentschwerem, aber fehlerfreiem Englisch. »Und Sie sind Dennis Milne.«
    »Nein«, sagte ich, fest entschlossen, mir die Panik nicht anmerken zu lassen, die mich bei seinen Worten ergriff.
    Seine Miene blieb unbewegt. »Sie sind Dennis Milne und werden von Interpol wegen Mordes gesucht. Wir können Ihre DNS nehmen und sie mit der Ihrer Familienangehörigen in England vergleichen. Bis die Ergebnisse eintreffen, halten wir Sie in Phnom Penh im Gefängnis fest, und anschließend liefern wir Sie an Ihr Land aus, wo Sie vor Gericht gestellt werden.«
    Ich hatte das Gefühl, die ganze Welt stürze über mich herein. Dieser Tag hatte sich von Anfang an angekündigt, aber nun war er da, und ich hatte Schwierigkeiten, die Konsequenzen zu erfassen. Vor vierundzwanzig Stunden war ich noch in einem offenen Jeep über die paradiesische Insel Ko Lanta gecruist, an meiner Seite die Frau, die ich liebte. Jetzt war mein Leben so gut wie vorbei, denn zurück in Großbritannien erwartete mich nichts mehr außer einem Leben hinter Gittern. Lieber wäre ich tot, und ich musste an mich halten, um nicht zusammenzubrechen.
    Und zwar so sehr, dass ich kaum die nächsten Worte mitbekam, die Lieutenant-Colonel Thom gelassen aussprach.
    »Es sei denn …«
    Ich sah auf. Sah in seine dunklen Augen, fragte mich, ob das ein Trick war, der mich dazu bringen sollte, zuzugeben, wer ich war.
    »Es sei denn, was?«
    »Es sei denn, Sie tun genau, was ich Ihnen sage. Es besteht die Möglichkeit, dass die Dinge nicht weiter …«
    Er hielt inne, als suchte er nach dem passenden Wort.
    »… eskalieren. Wenn Sie einverstanden sind, gehen wir durch diese Tür nach draußen und unternehmen eine Spritztour. Ihr Pass bleibt hier. Er wird zerstört. Er würde Ihnen sowieso nichts mehr nützen, da Ihr Alias enttarnt worden ist.«
    »Und wie soll ich mich dann fortbewegen?«
    »Stellen Sie keine Fragen. Tun Sie einfach, was ich sage. Okay?«
    Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich da einließ, aber es war wohl besser als die Lage, in der ich mich momentan befand. Also sagte ich Ja.
    Wie im Traum ließ ich mich von

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