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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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die Zeit. Um Paul Wise zur Strecke zu bringen, mussten wir schnell Beweise finden. Aber selbst wenn wir diese Beweise hätten, was würde dann aus mir? Meine Zukunft sah nicht gerade rosig aus, und es gab außerdem keine Garantie dafür, dass Tina mich nicht ausliefern würde.
    Es war halb zwölf am Vormittag, als Tina über den knirschenden Kies der Einfahrt zum Eingang fuhr. Links und rechts hielten Sprinkler den smaragdgrünen Rasen feucht, während ein älterer, mit einem Overall bekleideter Filipino eine Hecke schnitt. Während wir ausstiegen, kam er mit der Schere in der Hand auf uns zu. Offensichtlich war er nicht darauf aus, uns freudig willkommen zu heißen.
    »Was wollen Sie?«, sagte er und stellte sich zwischen uns und den Hauseingang. Der Griff seiner Hände um die Schere war ein wenig fester als nötig.
    Unbeeindruckt hielt Tina ihm ihren britischen Dienstausweis unter die Nase. »Mein Name ist Detective Inspector Tina Boyd von der britischen Polizei, und dies ist mein Kollege …«
    Da sie zögerte, fügte ich mein gegenwärtiges Pseudonym ein:
    »Detective Robert Mercer.«
    »Wir wollen Mrs. O’Riordan sprechen. Ist sie hier?«
    »Was wollen Sie von ihr? Meine Schwester ist nervlich sehr angespannt. Ihr Mann wurde ermordet.«
    »Das wissen wir«, sagte Tina nun etwas sanfter. »Und das tut uns auch außerordentlich leid. Aber wir müssen mit ihr über den Mord sprechen. Wir nehmen an, dass er in Zusammenhang mit einem Verbrechen in Großbritannien steht.«
    »Zum Zeitpunkt des Mordes hielt sie sich hier bei mir auf, und sie hat bereits mit der Polizei gesprochen. Sie weiß nichts darüber.« Er deutete auf das Tor zur Straße. »Und nun gehen Sie.«
    »Sir!« Ich trat einen Schritt vor und sah ihm in die Augen. »Wenn wir jetzt gehen, sind wir gezwungen, mit der philippinischen Polizei zurückzukommen. Unsere Länder kooperieren in diesem Fall. Wir vermuten, Mr. O’Riordan ist im Rahmen seiner beruflichen Recherchen auf eine außergewöhnlich ernste Angelegenheit gestoßen und wurde deshalb ermordet. Wir müssen herausfinden, ob uns Ihre Schwester irgendeinen Hinweis geben kann, und sei er auch noch so klein. Bitte. Es wird nur einige Minuten dauern.«
    Er schien sich ein wenig zu entspannen und lockerte auch den Griff um die Schere. »Warten Sie hier. Ich werde sehen, ob Marie bereit ist, mit Ihnen zu sprechen.«
    Als er verschwunden war, bedachte ich Tina mit einem Seitenblick und versuchte ein leises Lächeln. »Ich glaube, dein Haarschnitt hat ihm Angst eingejagt. Damit siehst du aus wie Brigitte Nielsen.«
    »Wer verdammt ist Brigitte Nielsen?«
    »Ein Star aus den Achtzigern. Eine echte Amazone. War mit Sylvester Stallone verheiratet.«
    »Das muss lange vor meiner Zeit gewesen sein.«
    Wir sahen einander an. Sie erwiderte mein Lächeln nicht, schien mir aber auch nicht zu grollen. Ich glaubte das erste Anzeichen von Tauwetter in ihrem Verhalten zu erkennen. Aber vielleicht machte ich mir nur falsche Hoffnungen.
    Mrs. O’Riordans Bruder erschien in der Tür. »Marie wird für fünf Minuten zu Ihrer Verfügung stehen. Aber ich wünsche nicht, dass sie sich aufregt. Sie reagiert im Augenblick immer etwas emotional.«
    Er führte uns durch eine hohe, wunderschön geflieste Diele in ein helles und geräumiges Wohnzimmer mit antiken Möbeln. Eine riesige Terrassentür gab den Blick auf einen Garten frei. Auf einer unbequem wirkenden Chaiselongue saß eine ganz in Schwarz gekleidete Filipina. Sie mochte Ende vierzig sein und wrang nervös an einem Taschentuch; es schien, als weine sie den halben Tag.
    Auf den ersten Blick dachte ich bereits, sie versuche viel zu sehr, die trauernde Witwe zu spielen.
    »Ein hübsches Plätzchen haben Sie hier«, sagte ich und sah mich bewundernd um.
    »Es gehört uns nicht«, erwiderte sie abwesend und machte eine ausholende Geste in Richtung eines Stuhlensembles. »Jean-Paul bewirtschaftet es für die Besitzer. Und ich leiste ihm gelegentlich Gesellschaft.«
    »Ein Glück, dass Sie letztes Wochenende hier waren«, sagte Tina, als wir uns ihr gegenüber setzten.
    »Nein, ganz und gar nicht«, entgegnete Mrs. O’Riordan vehement. »Mein Mann ist tot. Und ich wünschte, ich
könnte jetzt bei ihm sein.« Sie verzog das Gesicht, und ich fürchtete, sie würde in Tränen ausbrechen, aber sie beherrschte sich.
    »Haben Sie eine Idee, wer ihn ermordet haben könnte?«, fragte ich.
    »Wer sind Sie überhaupt? Und wieso interessieren Sie sich für Patrick?«
    Tina und ich

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