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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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ignorieren und stieg die Treppe hinab. Von unten drang ein feuchter, modriger Geruch zu ihm herauf, wie von einem nassen Regenmantel.
    Heed erwartete ihn am Fuß der Treppe. Er trug einen langen schwarzen Morgenmantel und hatte eine Hand
lässig in die Tasche gesteckt. Sein nikotinverfärbtes Haar war zurückgegelt, klebte nass und feucht an seinem Schädel. Er trug ein selbstgefälliges Grinsen zur Schau und bedeutete Nargen mit einer einladenden Geste, näherzutreten. Nargen, der stets Wert auf sein Äußeres legte, ging die letzten Stufen hinunter und stellte dabei leicht angewidert fest, dass Heeds Zehennägel wie gelbliche Klauen unter seinem Mantel hervorragten.
    »Ich bin wegen des Pakets hier.«
    »Das weiß ich doch«, entgegnete Heed, dessen Lächeln nicht einmal ansatzweise seine Augen erreichte.
    Er bat Nargen in eine gewölbeartige Diele. »Da drinnen«, sagte Heed und deutete auf eine offen stehende Tür.
    Nargen musterte ihn argwöhnisch, fragte sich, ob das ein mieser Trick war. Männern, die er nicht kannte, drehte er ungern den Rücken zu, besonders nicht, wenn sie so verschlagen wirkten wie dieser.
    Heed schien sein Misstrauen zu bemerken und sah ihn spöttisch an. »Kommen Sie, alles in Ordnung. Na los, kommen Sie.«
    Nargen betrat eine kleine stickige Küche, die von einer nackten, von der Decke baumelnden Birne erhellt wurde. Er fragte sich, ob Heed tatsächlich hier unten hauste, bei künstlichem Licht. Wenn ja, dann musste er einen gewaltigen Schaden haben.
    Das Paket, ein großer schwarzer Koffer, lag auf einem Tisch in der Mitte des Raumes.
    Nargen blieb davor stehen und holte tief Luft. Sein Mund war trocken. Er sah so harmlos aus. Doch er wusste, was sich darin befand. Schagel hatte es ihm gesagt. Hatte es ihm sagen müssen, weil Nargen den Deal sonst abgelehnt
hätte, trotz der gewaltigen Summe, die er erhalten sollte, wenn er ihn ablieferte.
    Vorsichtig hob Nargen den Koffer vom Tisch und gewöhnte seine Muskeln an das Gewicht. Als er sich umdrehte, sah er, dass Heed eine Pistole auf ihn richtete.
    Er stellte den Koffer wieder ab und überlegte kurz, nach seiner Sig Sauer zu greifen, ließ es jedoch sein. Er war zwar schnell, aber nicht so schnell.
    »Was soll das?«, fragte er.
    »Zur Sicherheit. Ich will, dass Sie den Leuten, für die Sie arbeiten, sagen, dass es keinen Grund gibt, mich zu töten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Sie töten wollen.«
    »Der Koffer gibt mir ein merkwürdiges Gefühl.« Heeds kleine Fischaugen wurden wie magisch von dem schwarzen Quader angezogen. »Was immer sich darin befindet, bedeutet Ärger. Großen Ärger. Und wenn man den Empfänger so kennt, wie ich ihn kenne, dann kommt einem der Gedanke, er könnte jeden aus dem Weg räumen lassen, der damit zu tun hatte. Wozu selbstredend auch ich zähle. Deshalb sage ich Ihnen Folgendes: Falls irgendjemand mich fragt, werde ich strikt abstreiten, jemals etwas mit diesem Koffer zu tun gehabt zu haben. Ich weiß nicht einmal, dass er existiert. Die Leute, für die Sie arbeiten, haben nicht das Geringste von mir zu befürchten. Aber …«, und mit diesen Worten hob er seine von Leberflecken übersäte Hand und fixierte Nargen mit einem verschlagenen Blick, »… wenn mir dennoch etwas zustoßen und ich ein unangenehmes Ende finden sollte, dann würden Dinge, die ich über Mr. Wise und auch über Mr. Schagel weiß – üble, ganz üble Dinge, möchte ich hinzufügen –, an die Öffentlichkeit gelangen.«
    »Ich bin lediglich hier, um den Koffer abzuholen«, entgegnete Nargen, der Heed aber recht gab, so vorsichtig zu sein. Schagel hatte ihn angewiesen, ihn auszuschalten, sobald er im Besitz des Koffers war. Unglücklicherweise ließ sich dieser Auftrag gerade nicht erfüllen. Ein weiterer Schandfleck beschmutzte Nargens längst nicht mehr weiße Weste, doch im Moment konnte er nichts dagegen unternehmen. Er würde den Job ein andermal erledigen müssen, aber zum ersten Mal spürte er selbst einen leichten Stich: Was, wenn er ebenso entbehrlich war? Die nächsten vierundzwanzig Stunden würde er auf der Hut sein müssen.
    Offenbar zufrieden mit Nargens Antwort, trat Heed einen Schritt zurück und gab die Tür frei. Nargen nahm den Koffer wieder auf und ging hinaus. Links von ihm erstreckte sich ein weiterer Korridor, und ihm war, als könnte er irgendwo hinten ein Kind schluchzen hören. Zeit, aus diesem klaustrophobischen Mausoleum zu verschwinden.
    Er warf einen letzten Blick auf Heed, versuchte

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