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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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abzuschätzen, ob er ihn mit einer schnellen Aktion ausschalten konnte, doch der dicke Mann hatte sich gegen die Wand gelehnt und hielt seine Waffe immer noch auf Nargen gerichtet. Die Miene seines gelbsüchtigen, pergament-trockenen Gesichts ließ keine Zweifel, dass Heed genau wusste, was Nargen durch den Kopf ging.
    Das Schluchzen des Kindes schien lauter zu werden, und Nargen wandte sich schnell ab und stieg die Treppe hinauf, Heeds brennenden Blick im Nacken wie einen Lötkolben.
    Der Koffer wog schwer in seiner Hand, als wollte sein schrecklicher Inhalt ihn zu Boden ziehen.
    Je eher er das verdammte Ding loswurde, desto besser.

DREI
Das Beil fällt

42
    Als ich aufwachte, war das Bett leer. Die Sonne schien durch das offene Fenster, und von unten tönte das gleichmäßige Geräusch des Verkehrs herauf. Es war heiß im Zimmer, ich schob das Laken weg und erinnerte mich an die vergangene Nacht, an das, was zwischen Tina und mir geschehen war. So einen wilden und verzweifelten Sex hatte ich schon sehr lange nicht mehr gehabt. Das letzte Mal war es mit Emma gewesen.
    Danach hatte ich von ihr geträumt, einen oft wiederkehrenden Traum: Ich höre ein Klopfen an meiner Haustür in Laos, und wenn ich aufmache, steht Emma da mit ihrem zweijährigen Kind, das sich an ihre Hand klammert. Meistens war es ein Junge, manchmal auch ein Mädchen, doch nie sah es mich an. Es stand nur da und hielt den Kopf gesenkt. Tieftraurig fragte Emma mich, warum ich sie und unser Kind verlassen hätte, und jedes Mal bemühte ich mich verzweifelt, ihr von den schlimmen Dingen zu erzählen, wegen der ich sie hatte zurücklassen müssen, Dinge, die mir aufrichtig leidtaten. Doch ich schaffte es nicht, denn das würde sie so aufbringen, dass sie einfach zu entsetzt wäre, um mich je wiederzusehen. Deshalb blieb ich immer stumm. Ich stand mit Tränen in den Augen schweigend in der Tür, bis sie sich umdrehte und mit dem Kind
davonging. Manchmal lief ich ihnen ein Stück hinterher und rang nach Erklärungen. Manchmal blieb ich wie angewurzelt in der Tür stehen und sah ihnen nach, bis sie in der Ferne verblassten. Erst dann sprudelten die Worte in einer schmerzhaften Kaskade aus mir heraus, und ich rief ihr hinterher, wie sehr ich sie liebte, sie beide liebte, ehe ich irgendwann hochschreckte und in einen dumpfen Schlaf fiel.
    Ich setzte mich auf, atmete ein paar Mal tief durch und ließ die Traurigkeit über mich hinwegschwappen. Langsam kehrte ich in die Realität zurück. Ich sah auf die Uhr, es war fast zehn. Angesichts der dramatischen Ereignisse hatte ich erstaunlich gut geschlafen.
    Tina war nirgends zu sehen, und ich fragte mich, ob sie bereute, was sie getan hatte. Ich hoffte, nicht. Obwohl ich danach Schuldgefühle bekommen hatte, wie immer, wenn ich mit einer anderen als Emma schlief, war es ein intensives und emotionales Erlebnis gewesen. Unter anderen Umständen vielleicht wäre Tina der Typ Frau gewesen, der mich aus meiner Finsternis hätte holen und mir erlauben können, die Vergangenheit zu begraben.
    Doch das würde nicht passieren. Ich würde sie verlassen müssen, wie ich Emma verlassen hatte. Sie hatte eine Zukunft, und das hieß, sie kehrte nach England zurück. Meine Aufgabe war es, die Dinge hier zu Ende zu bringen.
    Ich trank ein Glas Wasser und duschte in dem engen fensterlosen Badezimmer und hatte mich gerade angezogen, als die Tür aufging und Tina zurückkam. Sie hatte eine Zeitung unter dem Arm und schaute finster drein.
    Ich fragte, ob alles in Ordnung sei, doch sie warf wortlos die Zeitung aufs Bett. Als ich die Schlagzeile sah, wusste ich, dass alles, was ich sagen würde, falsch wäre.
    »Frau des ermordeten Reporters erschossen. Bruder ebenfalls tot«, brüllte die Schlagzeile. Und die Unterzeile sagte: »International gesuchter Mörder auf der Flucht«. Daneben gab es ein sechs Mal sechs Zentimeter großes Foto von mir. An dem Hemd, das ich trug, erkannte ich, dass es vor drei Tagen auf Bertie Schagels Yacht in Hongkong aufgenommen worden war.
    Das Schwein hatte mich also verraten.
    Das war zu erwarten gewesen, trotzdem schockte es mich, so plötzlich auf den Titelseiten aufzutauchen.
    Ich las den Artikel. Es überraschte mich nicht, dass es der Aufmacher war, immerhin war O’Riordan ein prominentes Mitglied der Redaktion gewesen, und die Story breitete sich auf die zweite und dritte Seite aus. Motive für die Morde wurden keine genannt, aber das war auch gar nicht nötig, denn die Polizei hatte bereits

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